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Doch so offen ich auch die letzten Stunden mit Alex reden konnte, diese Frage kann ich ihm einfach noch nicht stellen.

Alex: Aber ich will mir über Jamie jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Viel mehr möchte ich etwas über dich wissen. Was machst du gerne in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade einen Zwangsurlaub hier verbringst?

Ich kann nicht anders und lache kurz.

Ella: Nicht viel. Meine zwei Freundinnen gehen gerne feiern, aber das ist nicht so mein Ding. Deswegen verstecke ich mich immer hinter Schulsachen.

Alex guckt mich verwirrt an.

Alex: Wie kann man denn Schule dem Feiern vorziehen?

Ich zucke nur mit den Schultern.

Ella: Aber ist ja auch egal. Was machst du so?

Alex: Naja, viel Freizeit hatte ich in den letzten drei Jahren nicht. Die Ausbildung hat mich voll in Anspruch genommen und wie du vielleicht schon mitbekommen hast, gibt es auf dem Hof keine festen Arbeitszeiten. Du kannst nicht einfach um 15 Uhr deine Sachen packen und gehen. Wenn etwas anfällt, dann muss das noch erledigt werden. Es ist nicht selten vorgekommen, dass ich von morgens bis abends im Stall war. Und danach wollte ich auch nur noch duschen, was essen und ab in die Koje.

Ella: Oh man, dann hoffe ich mal, dass du in deinen zwei Urlaubswochen hier etwas entspannen kannst.

Alex macht eine wegwerfende Handbewegung.

Alex: Das kannst du auch vergessen. Es steckt mir einfach im Blut. Ich habe mir zwar vorgenommen für diese Zeit keine Stallsachen anzurühren, aber wenn ich merke, dass Magda und Peter Hilfe brauchen werde ich 1, fix, 3 wieder im Stall stehen. Das ist einfach so.

Kurz scheint der Junge zu überlegen, dann zwinker er mir zu.

Alex: Es sei denn du nimmst mich für die zwei Wochen komplett in Anspruch.

Überfordert durch diese Aussage bleibe ich erstmal stumm.

Alex: Na dann, ich geh mal runter. Ist ja auch schon 21 Uhr. Nicht, dass du dich hier eingedrängt fühlst.

Er steht vom Bett auf und ist schon fast bei der Tür.

Ella: Was hast du morgen eigentlich so vor?

Alex dreht sich um.

Alex: Ähm...keine Ahnung. Eigentlich nur das Treffen mit Jamie. Aber das soll ja nicht so lange dauern.

Das Treffen mit Jamie hatte ich total vergessen. Als Alex aus der Tür ist schmeiße ich mich aufs Bett.
In den letzten Tagen ist so viel passiert, dass mein Kopf garnicht mehr hinterherkommt mit dem Verarbeiten der Informationen.

Zuerst Luke. Die wunderschönen Stunden und Tage mit ihm. Dann die Feier. Aus. Trauer. Der Besuch am Dog Koog alleine. Alex unerwarteter Auftritt. Seine Jacke. Der Weg im Regen zum Parkplatz. Zuhause. Der nächste Tag. Alex plötzliches Erscheinen. Das Gespräch auf dem Bett vorhin. Seine Kitzelattake. Und seine Neugier.

Mal sehen wie sich das ganze entwickelt.

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt