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Nachdem ich den Brief gelesen hatte musste ich einfach grinsen. So sehr ich diese Magda auch hassen wollte, es funktionierte einfach nicht. Warum konnte meine Mutter nicht mehr wie sie und sie mehr wie meine Mutter sein?

Mit einem Räuspern macht sich Luke bemerkbar. Er steht immer noch unschlüssig im Türrahmen. Ich war so fasziniert von dem Zimmer, meinem zukünftigen Zimmer gewesen, dass ich ihn komplett vergessen hatte.

Luke: Du sag mal, brauchst du noch irgendwas? Sonst würde ich mal runter in den Stall gehen und Magda Bescheid sagen, dass ich wieder rüber gehe. Bestimmt soll ich drüben bei meiner Fam auf dem Hof noch mithelfen.

Ella: Ähm, nein. Ich glaube ich komme erst mal zurecht. Und falls etwas ist kann ich ja immer noch Magda suchen.

Luke: Okay, ähm, dann bis morgen. Wahrscheinlich.

Mit diesem Satz dreht er sich um und verschwindet aus meinem Blickfeld. Erst als ich höre, wie die Haustür wieder zufällt wage ich es zu seufzen. Mein Plan hat ja super funktioniert.
1) Der Hof von außen ist total cool und überhaupt nicht so abgeranzt und altmodisch wie ich ihn mir vorgestellt hatte.
2) Magda ist voll herzlich und freundlich. Ganz entgegen meiner Erwartungen ist sie das komplette Gegenteil von meiner Mutter.
3) Die Landschaft um mich herum ist wunderschön und idyllisch, aber keineswegs im negativen Sinne.
4) Und dann war da noch Luke.

Ich kann wohl vergesse alles scheiße zu finden. Probieren bringt da glaube ich auch nix. Ich muss ja nicht gleich zeigen wie begeistert ich bin, aber ein Affentheater muss ich auch nicht machen.

Voller Ehrfurcht drehe ich mich zum Bett um und gehe auf es zu. Es ist so riesig. Gegen mein 80cm-Bett zuhause ist das hier einfach ein Traum. Vorsichtig lege ich mich auf die weiche Matraze und erst da fällt mir auf, dass sich direkt über dem Bett an der Wand ein Fenster befindet. So etwas wollte ich schon immer haben.

Kaum liege ich auf dem Bett fängt mein Handy, dass ich natürlich auf dem Tisch habe liegen lassen, an zu klingeln. Widerwillig richte ich mich auf und bewege mich um das nervtötende Geräusch zu beseitigen. Doch als ich den Namen auf dem Display lese verschwindet meine genervte Laune und ich nehme den Anruf lächelnd an.

Lea: Hallo Ella. Lebst du noch? Wie geht es dir? Bist du schon in einem Funkloch gewesen? Gibt es da draußen überhaupt was anderes außer Felder?

Ella: Hey Lea. Ja, ich lebe noch. Mir geht es dem Umständen entsprechend gut. Ja direkt als ich aus dem Bus gestiegen bin war Empfang gleich Null. Und ja, es gibt total süße und schöne Häuser und Dörfer über die ich auf dem Hinweg gefahren bin. Und wie geht dir so?

Lea: Na das klingt ja schonmal besser als erwartet. *zu jemanden im Hintergrund brüllend* Ey Soraya, sie lebt noch.

Ella: Ja klar. Ich habe ein echt cooles Zimmer und die Leute, also die zwei die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind echt nett.

Soraya: Ey sorry, dass ich dazwischefunke aber ich glaube ich höre nicht richtig. Wolltest du nicht alles von Anfang an total scheiße finden um möglichst schnell wieder bei uns zu sein? Hallo, was sollen wir den 6 Wochen, naja 3, wenn wir unseren Urlaub abziehen, ohne dich machen?

Ella: Ja, tut mir auch Leid. Aber ich versuche einfach das Beste draus zu machen.

Lea: Na dann machen wir mal Schluss. Richte dich mal in deinem Bauernhofzimmer ein und schick dann auf jeden Fall Bilder. Wir wollen ja wissen in welchem Kaff du die nächsten Wochen hockst.

Ella: Okay. Mache ich. Dann bis bald. Tschau

Lea+Soraya: Tschauuuuu.

Nach diesem kurzen und auch etwas komischen Telefonat bequeme ich mich dazu den großen Koffer mal zu öffnen und die ganzen T-Shirts, Hoddies, Jeans, Hotpants und restlichen Sachen in die einzelnen Fächer zu legen. Widerwillig schreibe ich dann auch meiner Mutter. Auf ein Telefonat mit ihr habe ich jetzt absolut keine Lust. Dann lege ich mich wieder in das, nein, in mein Bett und lasse meine Gedanken zu dem Tag schweifen.

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt