Erstaunlicherweise sitzt die Hose echt gut auf der Hüfte. Nur die Beine muss ich etwas hochkrempeln und das T-Shirt reinstopfen.
Als ich mich im Spiegel betrachte fällt mir auf, dass ich aussehe wie ein richtiges Landmädchen, sofern man das verallgemeinern kann.
Meine blonden, langen Haare binde ich noch zu einem Pferdeschwanz nach hinten.So trete ich aus dem Badezimmer.
Luke scheint sehr zufrieden mit seiner Klamottenauswahl zu sein, denn er grinst breit.Luke: Na dann komm mal mit, du Stallmädchen. Ich hatte mir heute die Boxen von den Jungkühen vorgenommen. Wie du ja schon mitbekommen hast sind jetzt alle von ihnen draußen und der Mist kann einmal komplett weg.
Boxen ausmisten. Das kannte ich aus dem Reitstall, in dem ich früher geritten bin. Nach der Trennung meiner Eltern konnte meine Mutter mich nur noch 2 mal im Monat dorthinfahren und für das Fahrrad war es einfach zu weit. So habe ich damit aufgehört.
Aber umso mehr freue ich mich jetzt auf das ausmisten, so komisch es auch klingen mag.Im Stall angekommen holt Luke Schubkarre und Schaufel und wir machen uns an die Arbeit.
Aus dem großen "Stallradio" schallt irgendein Sender und ab und zu singt Luke leise dazu mit. Wäre ich alleine würde ich das auch machen, aber so war ich zu schüchtern.
Schneller als gedacht war die große Fläche von dem Mist gefreit.Luke: Den Rest macht dann Leonie morgen. Einstreuen müssen wir auch noch garnicht. Erst wenn sie wieder reinkommen.
Ich war fast schon enttäuscht, dass wir fertig waren. Die Zeit im Stall erinnert mich an die Zeit in meinem Stall. Nach der Reitstunde konnte ich den Pferde immer all meine Sorgen beim putzen erzählen. Zwar konnten sie nix antworten, aber trotzdem hatte ich irgendwie das Gefühl, dass dir Pferde es verstanden. Mehr als die Menschen zu dem Zeitpunkt.
Nach dem Ausmisten bringt Luke wieder alles zurück. Ich gehe noch einmal zu den Kälbern. Mittlerweile sind sie alle wach und spitzen aufmerksam die Ohren, als sie meine Schritte auf dem Betonboden hören. Ein Kälbchen steht sogar. Vorsichtig gehe ich auf es zu und streichle den Hals.
Leise rede ich mehr vor mich hin als mit dem Kälbchen.Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter. Total erschrocken quiekt ich und das Kalb macht einen Satz nach hinten. Luke steht hinter mir, wer sonst.
Er sieht ein klein wenig zerknirscht aus, aber keineswegs schuldbewusst.Luke: Wusste nicht, dass du so schreckhaft bist.
Bei der Aussage lachte er ein bisschen. Ich hatte keine Ahnung wie ich darauf reagieren sollte.
Ella: Was gibt's denn?
Luke: Wenn ich ehrlich bin wollte ich dir eigentlich nur Bescheid sagen, dass ich wieder ins Haus gehe und als ich dich hier so gesehen hab konnte ich einfach nicht widerstehen. Also, willst du mit hochkommen? Dann kannst du auch deine Klamotten wieder anziehen.
In Lukes Zimmer angekommen schnappe ich mir meine Klamotten und ziehe mich im Bad um. Die dreckigen Sachen bringt Luke mit seinen zusammen in den Waschraum.
Da es mittlerweile schon später Nachmittag ist bietet Luke mir an, mich noch bis zum Hof zu begleiten.
Ich verabschiede mich im Vorbeigehen von Jenny, die gerade über den Vorplatz läuft.
Dann biegen wir in den Weg zum Hof der Hansens ein.Luke: Ich fand den Tag mit dir heute echt schön.
Ella: Ja, dass stimmt. Danke, dass du dir so viel Zeit für mich nimmst. Du könntest ja auch einfach dein Ding machen.
Luke: Alles gut, ich mache das echt gerne. Wenn du willst können wir morgen in die "Stadt" fahren. 10 Minuten Fußweg von hier fährt ein Bus direkt nach Husum. Allerdings fährt er auch nur 2 mal am Tag in den Ferien. Mittags um 12 und Abends um 17 Uhr wieder zurück.
Sonst fahre ich damit immer zur Schule.Ella: Ganz sicher, dass du das machen möchtest? Nicht, dass du dich dazu gedrängt fühlst?
Luke: Wie ich schon sagte, ich verbringe echt gerne meine Zeit mit dir, Ella. Also, dann komme ich morgen gegen 11:30 bei dir vorbei. Dann haben wir genug Zeit und müssen nicht hetzten.
Beim Hof von Magda angekommen versichert mir Luke nochmal, dass er das ganze echt gerne macht. Zum Abschied umarmt er mich dann einfach. Damit habe ich nicht gerechnet, aber ich folge einfach seinem Beispiel.
Luke: Na dann bis morgen, Ella.
Mit diesen Worten dreht sich der blonde Junge um und geht den Weg wieder zurück. Ich schaue ihm noch nach, bis er hinter der Hauswand verschwindet. Dann gehe ich rein. Zuerst gibt es wieder Essen mit Magda und Peter und danach gehe ich nach oben ins Zimmer.
Soraya und Lea haben beide geschrieben und so beantworte ich ihre Nachrichten. Wenn ich ehrlich bin fehlen sie mir nur ein bisschen. Luke ist einfach total nett, zuvorkommend und aufmerksam.Ich muss echt darauf achten, dass ich ihn nur als Freund, als eine Art Kumpel, sehe. Und dass fällt mir jetzt schon, am zweiten Tag schwer...
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The boy next door
Teen FictionKennst du das, wenn ein einschneidendes Ereignis dein Leben so verändert, dass du nie wieder wie vorher sein wirst? So geht es der 17-jährigen Ella. Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht sie sich immer mehr zurück und niemand kann mehr richtig zu...