Nachdem ich am Donnerstag über meinen dunklen Gedanken eingeschlafen war verspürte ich am Freitag Morgen den Drang meinen Freundinnen direkt alles zu erzählen. So gerne ich auch in mich gekehrt war und lieber still zuhörte, diese Information musste ich einfach loswerden.
Zum Leiden meiner Biolehrerin passte ich auch diese Stunde nicht auf sondern erzählte Soraya im Flüsterton die Neuigkeiten. Nachdem ich mit meinem Bericht fertig war blicke sie mich nur aus ihren braunen Augen ungläubig an. Dann platzte aus ihr heraus: "Wie kann deine Mom das denn nur machen? Hat die komplett einen an der Klatsche?".
Stille.
Alle im Raum starrten uns an. Na toll, dachte ich nur, jetzt gibt's bestimmt gleich wieder Stress.
Und so fragte die Lehrerin auch gleich Soraya was meine Mutter denn nicht machen könne und ob sie diese Infomation nicht mit der ganzen Klasse teilen wolle. Als sie jedoch in mein Gesicht blickte wich ihren strengen Gesichtszügen sofort ein mitfühlender Ausdruck.Nach dem Unterricht ruft sie mich dann zu ihr. Ich hatte total Angst, dass sie mich wütend auf meine Geschwätzigkeit anspricht aber stattdessen setzte sie sich auf den Lehrerstuhl und seufzte nur.
Lehrerin: Hör mal zu Ella. Ich kann verstehen, dass du die Entscheidung deiner Mutter gerade nicht verstehen willst und auch nicht kannst aber glaub mir es wird besser.
Ich war so baff, dass ich einfach nur still dastand und keinen Ton von mir geben konnte.
Lehrerin: Wenn du willst kannst du heute nach der Zeugnisausgabe auch zu mir kommen und wir reden nochmal über die Sache. Ich bin nicht nur deine Lehrerin sondern auch deine Tutorin. Ich bin für dich da.
Ella: Danke, aber ich brauche jetzt einfach Ruhe und nicht noch jemanden, der mir Gründe nennen möchte warum die Entscheidung meiner Mutter gut sei.
Während des Satzes wurde ich immer leiser. Es war mir unangenehm, dass meine Lehrerin über die Pläne meiner Mutter Bescheid wusste. Scheinbar kannten alle ihren Plan, nur ich bis gestern nicht. Ich fühlte mich verraten und von den Erwachsenen alleine gelassen.
Still nickte meine Lehrerin nur und blickte wieder auf die Blätter, die vor ihr auf dem Tisch verstreut lagen. Ich sah das als ein Zeichen nach draußen gehen zu dürfen und machte mich schnell auf den Klassenraum zu verlassen.Zum Glück verlief die nächste Unterrichstsstunde ruhiger und während der Zeugnisausgabe verlor meine Tutorin kein Wort mehr über meine unfreiwilligen Pläne für die Sommerferien. Mit meinen Noten war ich sehr zufrieden. 10 Punkte in Mathe, 13 in Deutsch, 12 in Englisch, 14 in Geografie und 10 in Biologie. Für mich waren das Traumnoten in den 5 Leistungskursen und so gab es wenigstens einen kurzen Moment an diesem Tag in dem ich auf mein Schaffen stolz war und nicht immer an mein soziales Versagen erinnert wurde.
Als die Schule dann vorbei war begleiteten Soraya und Lea mich nach Hause. Sie setzten sich in den Kopf meine Mutter umzustimmen doch ich wusste schon davor, dass sie dabei auf Granit beißen würden.
Und so war es auch. Meine Mum ließ sich nicht umstimmen. Eisern beharrte sie darauf, dass alles nur zu meinem Besten sei und niemand mich verstoßen will. Ich solle lediglich etwas Ruhe und Abstand bekommen und wieder zu meinem alten Selbstbewusstsein zurückzufinden.
Nach einer Stunde beendete meine Mutter das Gespräch und ließ uns drei im Wohnzimmer sitzen.
Ratlos saßen Lea, Soraya und ich da.Lea: Und jetzt?
Ella: Ich fürchte jetzt heißt es für mich morgen packen und dann ab in meine neue Heimat.
Soraya: Bitte sag das nicht so Ella. Du wirst danach doch wieder kommen. Gemeinsam durchstehen wir auch die 12. Klasse und dann wirst du sehen dass alles nur ein böser Traum war.
Ella: Deinen Optimismus hätte ich gerne. Aber klar, ich werde zurückkommen, solange ich auf dem Land nicht komplett vereinsame.
Lea und Soraya sprachen mir noch gut zu und versicherten, dass sie mir immer schreiben würden. Besuchen kommen sollten sie mich nicht, dann würde ich mich ja noch mehr fühlen wie im Gefängnis oder der Klapse.
Nun war ich alleine und es hieß schweigend mit meiner Mom Abendbrot essen und dann ein vorletztes Mal in meinem Bett zu schlafen.Noch 2 Tage dann beginnt der Knast.

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The boy next door
Teen FictionKennst du das, wenn ein einschneidendes Ereignis dein Leben so verändert, dass du nie wieder wie vorher sein wirst? So geht es der 17-jährigen Ella. Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht sie sich immer mehr zurück und niemand kann mehr richtig zu...