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Total verwuschelt wache ich am nächsten Tag auf. Scheinbar haben mich die Ereignisse von gestern so fertig gemacht, dass mein Körper es nicht für nötig gehalten hat, nochmal aufzuwachen. Dementsprechend knurrt aber auch mein Magen.

Glücklicherweise habe ich die Küche für mich und kann ganz in Ruhe meinen Joghurt-Müsli Mix zubereiten. Auch im Wohnzimmer ist es verdächtig still. Doch ich genieße einfach die Zeit alleine und schenke lediglich dem Essen vor mir meine Aufmerksamkeit.

Irgendwann höre ich allerdings eine Tür aufgehen. Es folgt ein knarzen und ein total übermüdeter Alex steckt den Kopf ins Zimmer. Zunächst habe ich Angst vor seiner Reaktion, da wir ja gestern nach dem Zwischenfall nicht mehr geredet haben. Als er dann wortlos und ohne seine Miene zu verziehen auf mich zukommt verschärft sich das unwohle Gefühl in meinem Magen.
Was hat Jamie ihm wohl noch alles auf der Rückfahrt erzählt?

Tausend Szenarien schießen mir durch den Kopf, doch keineswegs wäre ich auf das gekommen, was in der Realität folgt.

Alex bleibt neben meinem Stuhl stehen, beugt sich runter und umarmt mich einfach. Ohne ein Wort zu sagen. Einfach nur eine Umarmung.
Nie zuvor konnte jemand mit solch einer Geste so viele Gefühle gleichzeitig auslösen.
Niemand außer Luke, erinnert mich mein Gehirn.

Nachdem sich Alex wieder streckt, breitet sich Verwirrung in mir aus.

Ella: Warum hast du das gemacht?

Sein Gesichtsausdruck wird weich und ich meine ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können.

Alex: Weil du es gebraucht hast.

Mit diesem Satz löst er noch mehr Chaos in mir aus.

Ella: Aber gestern....du hast sie doch nach Hause gebracht.

Alex: Mag sein, dass ich sie nach Hause gebracht habe. Aber mit den Gedanken war ich die ganze Zeit bei dir. Dein schmerzerfüllter Blick hat mich einfach nicht losgelassen. Ich weiß, dass du Jamie niemals schlagen würdest, doch ich wollte sie einfach nicht wissen lassen, dass du mir um so viel mehr wichtiger bist.

Erstaunt, aber auch enttäuscht schaue ich ihn an.

Ella: Warum nicht? Warum darf sie nicht wissen, dass ich dir wichtig bin? Hast du dann Angst, dass sie dich verstößt? Willst du lieber ihre Sympathie haben, als deinem Bauchgefühl zu folgen?

Alex lächelt kurz, doch dann wird sein Gesicht wieder ernst. Er schnappt sich den Stuhl gegenüber von mir und setzt sich.
Als er seine klaren, grünen Augen auf mich richtet, hat Alex meine volle Aufmerksamkeit.

Alex: Nein Ella, so ist das ganz und garnicht. Ich mache das zu deinem Schutz.

Sanft zieht er meine Hand noch ein kleines Stück zu sich und legt dann seine darüber.

Alex: Wenn Jamie denkt, dass sie gegen dich gewonnen hat wird sie dich in Ruhe lassen. Zeige ich jedoch Zuneigung zu dir wirst du immer ein Dorn in ihrem Auge bleiben. Und glaub mir, dieses Mädchen kann extrem hartnäckig sein. Wenn etwas nicht nach ihrer Nase läuft ist es prinzipiell falsch. Und sie ist der Meinung, dass man es genau dann gerade biegen muss. Fazit: Du wärst für die ganze Zeit hier in der Opferrolle.

So habe ich die Dinge noch nicht betrachtet.

Ich hätte nach gestern nicht damit gerechnet, dass er heute so auf mich zukommt. Alex ist halt immer für eine Überraschung gut.

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt