Magda hat ein total leckeres Abendessen gezaubert und wir alle schwärmen ihr vor, wie toll es doch schmeckt.
Magda: Apropro, wie sieht es denn mit Essen für Mittwoch Abend aus? Wir könnten den alten Kohlegrill aus der Scheune holen und ein paar Würstchen raufschmeißen. Wieviele stehen denn eigentlich auf deiner Gästeliste?
Alex kramt den zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche.
Alex: Bis jetzt haben wir nur Hansens aufgeschrieben. Wie wäre es denn, wenn Ella und ich nach dem Essen nochmal kurz durch unser Dorf laufen und überall klingeln? So kann jeder mal vorbeikommen und niemand fühlt sich ausgeschlossen.
Ich nickte Alex zu und gebe ihm so zu verstehen, dass ich mit seiner Idee einverstanden bin. Auch Magda und Peter stimmen zu.
Magda: Ich würde dann noch ein paar aus unserem Dorfverband einladen. Dann kann jeder von ihnen etwas mitbringen. Und so wie ich Jenny kenne, taucht sie nicht ohne ihren preisverdächtigen Nudelsalat auf.
Peter schaut begeistert von seinem Teller auf.
Peter: Dann soll sie aber lieber gleich zwei Schüsseln machen! Hoffentlich bleibt danach etwas übrig, sodass ich es noch am nächsten Tag essen kann.
Magda, Alex und ich müssen über Peters plötzliche Euphorie lachen.
Magda: Keine Sorge, ich sag ihr Bescheid. Und ihr zwei verschwindet jetzt. Beim Aufräumen kann mir Peter helfen. Die Nachbarn freuen sich bestimmt auch, wenn ihr vor 18 Uhr da seid.
Schnell verlassen Alex und ich die Küche. Bevor wir rausgehen ziehe ich mir noch meinen Cardigen an, da sich über den Tag ein paar Wolken am Himmel aufgebaut haben.
Draußen weht ein leicht kühler Wind. Wenn man ganz leise ist, kann man sogar das Schnaufen der Windräder um uns herum hören. Beinahe so, als wäre sie Müde von dem ständigen im Kreis drehen. Um die gespenstische Stille zu beenden frage ich Alex wie viele Menschen denn so im Dorf wohnen.
Alex: Naja, ganz genau kann ich dir das auch nicht sagen, aber es müssten so um die 20 Häuser sein.
Verblüfft schaue ich ihn an.
Ella: 20? Aber ich sehe jedes Mal doch nur die fünf oder sechs Stück, wenn ich in die Straße zu euch komme.
Alex: Der Weg zu uns führt direkt am Dorf vorbei, sodass der eigentliche Ortskern verborgen bleibt.
Und das erkenne ich auch selber, sobald wir in die Straße abbiegen. Das erste Haus ist mit Abstand das Kleinste auf dem ganzen Weg. Eine ältere Dame öffnet uns die Tür. Alex scheint sie zu kennen, obwohl ich mir das auch hätte denken können. Freudestrahlend empfängt die Dame uns und versichert mit ihrem Mann mal vorbeizuschauen. So geht es die nächsten paar Häuser weiter bis wir vor einem Holzgatter stehen. Oben drüber erkenne ich den Namen eines Reiterhofs. Scheinbar gehören hier die Pferde von den Koppeln her. Als auf unser Klingeln keiner reagiert gehen wir durch das Tor bis zur Tür.
Alex läuft vor und klopft nur kurz an der Eingangstür bevor er sie öffnet.
Ich bleibe abrupt stehen.Ella: Du kannst doch nicht einfach so darein gehen!
Alex dreht sich grinsend um.
Alex: Ach Ella. Mittlerweile solltest du doch mitbekommen haben, dass ich hier jeden Hans und Franz kenne. Und Maria kenne ich auch. Ihr gehört der Reiterhof, aber mittlerweile hat ihre Tochter das Geschäftliche übernommen. Somit steht Maria meistens in der Küche und folgt einer ihrer beiden Leidenschaften. Kochen oder Essen.
Trotz seiner Erklärung folge ich Alex nur ungerne durch den Hausflur. Es scheint mir einfach falsch in fremde Häuser regelrecht einzubrechen. Aber Alex hat mit seiner Vermutung Recht. In der Küche steht eine rundlichere Frau, die auch meine Oma hätte sein können. Als sie Alex entdeckt legt die freudestrahlend die Küchengeräte aus der Hand und geht mit offenen Armen auf ihn zu.
Maria: Alex, wie lange hab ich dich denn schon nicht mehr gesehen? Du bist aber groß geworden. Und so schön!
Dann entdeckt sie mich hinter ihm und mustert mich interessiert aber freundlich.
Maria: Und wen hast du mir da mitgebracht? Sie ist definitiv nicht von hier. Sag, Kind, woher kommst du?
Immer noch unsicher stehe ich in der Küche, aber die liebevolle Art der alten Dame ermuntert mich dazu, ihr zu antworten.
Ella: Ich komme tatsächlich nicht von hier. Mehr so aus Mittelostdeutschland, wenn man es denn so bezeichnen kann.
Immer noch freundlich lächelnd wendet sich Maria wieder an Alex.
Maria: Mensch, da hast du dir aber ein bildhübsches Mädchen angelacht. Sagt ihr beiden, wie habt ihr euch denn kennengelernt?
Erst jetzt begreife ich, dass Maria denkt, dass Alex und ich zusammen sind. Auch bei ihm scheint es "Klick" gemacht zu haben, denn wir fange beide gleichzeitig an zu lachen.
Alex: Nein Maria. Das versteht du falsch. Ella ist die Tochter von der Schwester von Magda. Also so eine Art Stiefcousine. Und sie macht jetzt die Sommerferien bei uns Urlaub. Aber eigentlich wollten wir nur Bescheid geben, dass wir am Mittwoch Abend in den Geburtstag von Ella reinfeiern. Also wenn du vorbeikommen möchtest, kannst du das sehr gerne machen. Magda und Peter freuen sich bestimmt auch dich mal wieder zu sehen.
Ich weiß nicht, wie die alte Dame vor mir noch breiter Lächeln könnte, aber sie tut es.
Maria: Natürlich komme ich vorbei! Wollt ihr euch noch setzten? Ich habe gerade Erdbeerkuchen für morgen vorbereitet.
Alex drängt mich Richtung Tür.
Alex: Wir würden echt liebend gerne noch bleiben, aber wir müssen noch den anderen Bescheid geben. War schön dich mal wieder gesehen zu haben. Komm Ella, wir müssen los.
Ich will Alex gerade folgen, da steht Maria auf einmal neben mir.
Wie zur Hölle hat sie es so schnell hierher geschafft, denke ich.Maria: Glaub mir Kind, die Entscheidung mag dir vielleicht nicht leicht fallen, aber danach wird es dir eindeutig besser gehen.
Woher weiß diese Frau von meinen Problemen? Lasse ich mir anmerken wie innerlich zerrissen ich bin?
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The boy next door
Teen FictionKennst du das, wenn ein einschneidendes Ereignis dein Leben so verändert, dass du nie wieder wie vorher sein wirst? So geht es der 17-jährigen Ella. Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht sie sich immer mehr zurück und niemand kann mehr richtig zu...