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Alex und ich klappern noch die restlichen Häuser ab, doch ich kann mich nicht mehr richtig konzentrieren. Ständig wiederhole ich den Satz von Maria in meinem Kopf.
"Die Entscheidung mag dir vielleicht nicht leicht fallen, aber danach wird es dir eindeutig besser gehen."

Woher wusste sie von meinem Gedankenchaos? Niemand außer Leonie, Magda und Peter haben mitbekommen, dass ich Luke mehr als nur toll fand.
Wie konnte sie also davon erfahren?

Da ich die ganze Zeit nur meinen Gedanken nachhing, bemerke ich erst spät, dass wir schon wieder auf dem Hof angekommen waren.

Drinnen angekommen erzählt uns Magda, dass sie noch ein paar Leute angerufen hat. Alle haben freudig zugesagt.

Magda: Dann müssen wir morgen nur noch das Grillfleisch und die Würstchen holen. Dann haben wir alles.

Alex: Ich wollte morgen eh noch was holen, da kann ich auf dem Rückweg gleich die Besorgungen erledigen.

Überrascht schaue ich zu Alex.

Magda: Das passt ja super. Ich besuche morgen Jenny um sie zu informieren. Ella, würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest.

Ein Gefühl von Unwohlsein breitet sich in mir aus. Denn wenn ich mit zu Jenny komme, besteht eine sehr große Wahrscheinlichkeit auf Luke zu treffen. Und ich weiß nicht, ob ich dafür schon bereit bin. Aber Magda schaut mich so erwartungsvoll an, dass ich nicht Nein sagen kann. Also gebe ich mich geschlagen.

Ella: Okay, dann komme ich mit. Vielleicht können wir Jenny dann ja gleich helfen. So ein Nudelsalat muss doch meistens eine Nacht ziehen, oder?

Magda stimmt mir zu.

Alex: Na dann haben wir ja alles. Ich verziehe mich dann mal in mein Zimmer und geh schlafen.

Alex dreht sich um und verschwindet aus der Küche.
Magda gähnt neben mir.

Magda: Ich glaube ich gehe auch schon mal nach oben. Peter müsste auch gleich kommen. Wenn du willst kannst du noch etwas unten bleiben, Ella. Ich denke, dass wir morgen erst gegen Mittag los gehen werden.

Ich entscheide mich dafür auch schon hoch in mein Zimmer zu gehen. Nach langer Zeit, im Vergleich zu dem Maß in dem ich sonst meine Mutter sehe, rufe ich sie an. Auch wenn ich immer noch sauer auf sie bin, bleibt sie trotzdem noch meine Mom.
Als sie abnimmt wirkt sie überrascht und hektisch zugleich.

Mom: Hallo Ella. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du mich mal anrufst. Wir geht es dir?

Möglichst knapp erzähle ich ihr von Magda, Peter, Alex und den Hansens.

Ella: Also wie du erkennen kannst bin ich ganz gut aufgenommen worden. Magda ist total liebevoll. Sie und Peter sind echt klasse.

Mom: Das freut mich, dass es dir gefällt. Ich wusste, dass du meine Entscheidung doch verstehen wirst.

Genau in diesem Moment fällt mir wieder auf wie wenig meine Mutter über mich weiß. Denn ich kann ihre Entscheidung immer noch in keinster Weise nachvollziehen. Und genau das versuche ich ihr zu verdeutlichen.

Ella: Es besteht immer noch ein riesengroßer Unterschied zwischen dem Abfinden und Zurechtkommen mit einer Situation oder dem Verstehen deiner Entscheidung. Und ich kann deine Meinung immer noch nicht nachvollziehen. Und das werde ich auch nie! Ich bin jetzt hier und arrangiere mich. Aber freiwillig ist das Ganze immer noch nicht. Du kannst froh sein, dass deine Schwester so eine wunderbare Person ist.

Am anderen Ende der Leitung bleibt es still. Hoffentlich hat meine Mutter endlich begriffen was Sache ist, denke ich.
Nach ein paar Minuten weiterer Stille wechselt meine Zufriedenheit zu Besorgnis.

Ella: Hallo? Alles okay?

Es folgt eine weitere halbe Minute, ohne das sich am anderen Ende der Leitung etwas regt. Dann antwortet sie endlich.

Mom: Tut mir Leid Ella, was hast du gesagt? Ich war gerade abgelenkt?

In mir baut sich ein großer Ball von Wut auf. Endlich hatte ich meiner Mutter mal gesagt, was ich dachte. Und sie, sie hört einfach weg. Gerade will ich etwas antworten, da ergreift sie wieder das Wort.

Mom: Ich muss jetzt auch auflegen, da ich ähm....noch etwas zu erledigen habe. Also war schön mal wieder deine Stimme gehört zu haben. Bis bald.

Kurz bevor sie auflegt kann ich noch eine andere Stimme im Hintergrund hören. Eine Männliche. Doch sie kommt mir nicht bekannt vor.
Gleichermaßen enttäuscht und wütend feuere ich mein Handy aufs Bett.

Wer war dieser Mann bei meiner Mutter und warum konnte sie mir nicht ein verdammtes Mal zuhören? Immerhin bin ich ihre Tochter!

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt