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Wieder auf dem Hof angekommen verwandelt sich der Starkregen in ein Nieseln.
Den Weg zum Haus schaffe ich fast ohne nass zu werden. Drinnen empfängt mich eine angenehme Wärme.
In meinem Zimmer ziehe ich meine von der Feuchtigkeit klammen Sachen aus und wechsel, wie schon so oft, zu meiner Jogginghose.

Ich lege mich auf das Bett und schaue dem Regen dabei zu, wie er Tropfen an meine Scheibe wirft. Langsam bahnen sie sich ihre Weg zum Fensterrahmen, wobei es beinahe wie ein Wettrennen untereinander wirkt.
Nach ein paar Minuten wende ich mich von dem Naturschauspiel ab und gehe zum Schreibtsich.

Nach ungefähr einer Woche, die ich jetzt hier bin, schließe ich meinen PC das erste Mal an. Als mein Vater noch zuhause bei uns gewohnt hat, hat er immer mit mir zusammen die Songs des Monats rausgesucht. Es war eine Art Tradition an jedem Monatsende. Auch nachdem meine Eltern sich getrennt hatten war ich immer zwischen dem 20 und dem 30 bei meinem Vater und bastelte mit ihm an der Playlist.
Irgendwann dann trat eine neue Frau in sein Leben. Sie bauten sich zusammen ein Haus und sie wurde von ihm schwanger.
Jedes Mal, wenn ich bei ihnen war, habe ich die zweite Geige gespielt. Es ging immer nur um das süße, kleine Mädchen. Ich war für seine neue Freundin nur die gestörte Tochter von meinem Vater.
Der Kontakt riss immer mehr ab und nach einem heftigen Streit zwischen mir und der neuen Freundin meldete sich meim Vater garnicht mehr.
Erst durch Peter fällt mir auf, wie sehr ich seine Rolle des Vaters die letzten Jahre vermisst habe.

Das Klappern von Geschirr unten reißt mich aus meinen Gedanken. Ich folge meiner Nase und erschnuppern einen süßlichen Geruch.
Und ich habe mich nicht getäuscht. Auf dem Wohnzimmertisch steht ein Apfelkuchen.

Als Magda mich sieht muss sie lachen.

Magda: Ich wollte dich gerade rufen, aber scheinbar hat dich der Geruch schon angelockt. Jetzt fehlt nur noch Peter.

Genau in dem Moment steckt er den Kopf ins Wohnzimmer.

Peter: Rieche ich da etwa Kuchen? Bin sofort da, ziehe mich nur kurz um.

Kopfschüttelnd dreht Magda sich zu mir um.

Magda: Das ist so typisch. Kaum gibt es Essen ist er da. Aber ich glaube da muss ich mir keine Sorgen machen. Da ist er bestimmt kein Einzelfall.

Ich stimme ihr nickend zu und setzte mich. Schneller als erwartet ist Peter wieder unten.
Gerade, als wir anfangen zu essen, klingelt es.

Peter: Wer soll denn bitteschön um diese Uhrzeit klingeln?

Magda überlegt angestrengt, doch auch ihr scheint kein potenzieller Kanidat einzufallen.

Magda: Also die Post ist heute schon durch. Keine Ahnung wer das ist. Gehst du, oder soll ich?

Unter gespieltem Ächtzen und Stöhnen steht Peter vom Stuhl auf. Magda zieht nur ihre Augenbraue hoch und ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen.

Peter: Ist ja schon gut, lasst den alten Mann mal gehen.

Im Schneckentempo bewegt er sich aus dem Raum. Aufgrund der ausgelassenen Stimmung springe ich einfach vom Stuhl auf und laufe Peter hinterher. Ich gehe an ihm vorbei, bleibe dann aber vor der Tür stehen.
Den ganzen Weg habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wer das sein könnte. Doch je mehr ist darüber nachdenke, desto weniger möchte ich die Klinke herunterdrücken.

Peter: Was ist? Hast du Angst, dass der Türgriff auf einmal zu heiß geworden ist?

Nein, davor habe ich keine Angst. Nur davor, die Person zu sehen, die vielleicht hinter dieser Tür steht.

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt