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~Luke~

Seit vier Tagen habe ich Ella jetzt nicht mehr gesehen.
Seit drei Tagen kann ich an nix anderes mehr als an sie denken.
Seit zwei Tagen warte ich darauf, dass sie meine Nachricht beantwortet.
Seit einem Tag versuche ich all meinem Mut zusammenzunehmen, um bei ihr auszutauchen.

Wenn du es heute nicht machst, dann machst du es garnicht, denke ich.
Scheiß drauf, ich muss sie heute einfach sehen. Selbst wenn sie mich anschreit und nie wieder etwas von mir hören will. Dann habe ich wenigstens nochmal das schönste Mädchen auf diesem Planeten gesehen.
Ich komme einfach nicht von ihr los.

Mit einer kleinen Ladung Mut, im Vergleich zu der Angst zurückgewiesen zu werden, mache ich mich auf den Weg zu Hansens. Ich habe noch überlegt ihr irgendetwas zu holen. Aber Blumen wirken so, als wären wir schon zusammen gewesen und Schokolade ist mehr ein Bestechungsmittel, als eine richtige Entschuldigung, finde ich.

Also habe ich nichts mit dabei, außer meine Ehrlichkeit und Unwissenheit über Mittwoch Abend.
Wie konnte das nur so eskalieren? Ich wollte Ella beschützen, ich habe es ihr versprochen!
Doch scheinbar ist das ganz schön in die Hose gegangen.

Den ganzen Weg über mache ich mir Gedanken darüber, wie ich anfangen kann. Vorrausgesetzt, dass sie mir überhaupt die Tür aufmacht.

Mir kommt ein roter VW Golf entgegen und ich muss in den Graben am Straßenrand ausweichen. Einer von den Jungs von Mittwoch Abend grüßt hinterm Steuer. Automatisch hebe ich die Hand um zurück zu grüßen.

Doch diese kleine Handlung kann mich keinesfalls von meinen Überlegungen wegbringen.
Wie kann ich Ella klar machen, dass sie mir wichtig ist?
Im Kopf versuche ich verschiedene Sätze, aber irgendwie klingt alles total gestellt oder schuldig.

Letztendlich wird mir klar, dass es nix bringt um den heißen Brei herum zu reden. Ich muss ihr einfach zeigen, dass ich wirklich keine Ahnung mehr davon habe, was Mittwoch passiert ist. Zwar muss ich dadurch eingestehen, dass ich bis Oberkante voll war, aber vielleicht versteht sie das ja als eine Art Entschuldigung. Denn sie scheint sehr sauer zu sein. Ich hatte so gehofft, dass Ella auf meine Nachricht antwortet, aber da bis jetzt noch nix gekommen ist, erwarte ich auch nichts mehr.

Noch verdecken die Ausläufer des Stallgebäudes das Bauernhaus, aber ich hoffe inständig, dass Magdas und Peters Wagen dasteht.
Ich weiß nicht, ob ich nochmal so viel Mut aufbringen kann hier herzukommen, wenn sie jetzt nicht da ist.

Mit Erleichterung stelle ich fest, dass der Wagen da ist. Aber daneben befindet sich noch ein Auto. Ein schwarzes.
Und ich weiß ganz genau, wem dieses Fahrzeug gehört. Viel zu viele Stunden habe ich mit den Besitzer darin verbracht. Wir haben gelacht, gesungen und auch ab und zu getrunken. Natürlich sind wir danach nicht mehr gefahren!

Meine Befürchtung bewahrheitet sich, als ich um die Ecke des Stalls gucken kann. Der schwarzhaarige Junge steht mit dem Rücken zu mir, aber ich weiß ganz genau, dass es sich dabei um Peters Sohn Alex handelt.
Als er jedoch einen Schritt nach vorne macht, stockt mein Atem. Vor ihm steht Ella. Und sie lacht. Sie sieht verdammt nochmal so wunderschön aus, wenn sie fröhlich ist. Doch diesmal bin nicht ich der Grund, warum sie so eine gute Laune hat.
Alex scheint innerhalb von kürzester Zeit meinen Platz eingenommen zu haben.
Und zu allem Überfluss beugt er sich jetzt auch noch vor. Sein Gesicht verdeckt nun auch Ellas Gesicht und bei der Vorstellung, was die beiden da gerade machen wird mir ganz flau.

Ich bin zu spät...ich habe sie verloren.

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt