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Der Junge springt aufs Bett. Reflexartig ziehe ich meine Arme und Beine an, sodass ich wie ein Igel auf dem Rücken vor ihm liege.

Alex: Na, hat da jemand Angst?

Jaaa, schreit eine Stimme in mir, doch aus meiner Kehle kommt kein einziger Ton heraus.

Als Alex plötzlich mit seiner "Bestrafung" anfängt quiecke ich auf.
Erst ein paar Sekunden später kommt die Information, dass er mich abkitzeln will, in meinem Gehirn an. Dementsprechend schalte ich auch erst dann in den Abwermodus.
Doch meine Gegenwehr ist komplett umsonst. Durch seine Größe und Stärke kann Alex mich überall angreifen und zu meinem Pech bin ich auch fast überall kitzelig.
Nach mehreren Minuten der Folter krümme ich mich vor Lachen. Mein Atem geht schwer und mein Brustkorb tut weh.

Ella: Bitte......aufhören!

Alex hat scheinbar genug und geht auf meine Bitte ein. Ich brauche ein bisschen um meinen Atem wieder unter Konrolle zu bekommen.

Ella: Das kannst du doch nicht einfach so machen. Ne Vorwarung wäre nett gewesen.

Alex grinst wieder.

Alex: Aber dann hätte es doch nicht den selben Effekt gehabt. Oder was dachtest du, was ich jetzt mit dir anstelle?

Zunächst will ich meine Gedanken nicht aussprechen, aber ich kann mir denken, dass er sonst nicht lockerlassen wird.

Ella: Ehrlich gesagt hatte ich für einen kurzen Moment echt Angst.

Alex lächeln verschwindet.

Alex: Dachtest du ich zwinge dich jetzt zu etwas, oder wie?

Peinlich berührt darüber, dass ich das wirklich gedacht habe, kann ich nur nicken.

Alex: Davor brauchst du doch keine Ansgt zu haben. Ich würde dich niemals anfassen, wenn du es nicht möchtest!

Seine Augen schauen mich aufrichtig an und ich kann nicht anders, als ihm zu glauben.

Der Junge lächelt wieder und mustert mich dann wieder eindringlich.

Alex: Darf ich dich mal was fragen?

Ella: Damit hast du mich doch schon etwas gefragt. Aber ja. Naja, obwohl. Kommt auf die Frage an.

Der Schwarzhaarige schaut mir direkt in die Augen. Schon alleine von diesem intensiven Blick wird mir fast schwindelig.

Alex: Hat dir ein Junge schonmal wehgetan? Also nur, weil du gleich an so etwas gedacht hast? Oder hast du überhaupt schon Erfahrungen in dem Gebiet?

Ich kann es nicht verhindern und werde rot. Niemals hätte ich mit so einer persönlichen Frage gerechnet. Scheinbar bekommt der Junge mein Unbehangen mit.

Alex: Ich weiß, dass ist sehr direkt, aber so bin ich manchmal. Es würde mich einfach nur interessieren.

Ella: Ich glaube nicht, dass ich darauf schon eine Antwort geben will. Aber ich kann dir versichern, dass ein Junge mich noch nie zu solchen körperlichen Sachen gezwungen hat. Mehr mag ich aber auch nicht sagen.

Nachdenklich nickt Alex.
Damit die Stille zwischen und nicht zu lange wehrt, wechselt er das Thema.

Alex: Danke nochmal fürs helfen. Wir können ja mal gucken gehen, ob Magda schon mit dem Essen angefangen hat.

Als wir in die Küche kommen lächelt Magda uns an.

Magda: Darf ich fragen, was bei euch so lustig war? Ich habe Ella noch nie so laut lachen gehört.

Alex grinst mich an.

Alex: Ach, ich habe sie nur ein bisschen angekitzelt.

Magda muss lachen.

Magda: Ist aber schön, dass ihr euch versteht. Wollt ihr mit beim Essen machen helfen? Umso schneller sind wir fertig.

Also gehen wir ihr zur Hand und innerhalb von dreißig Minuten steht das Abendbrot auf dem Tisch.

Vom köstlichen Duft angelockt kommt Peter ganz alleine in die Küche.

Zusammen essen wir. Magda, Alex und ich machen danach alles ordentlich, während Peter noch schnell im Stall alles sortiert.

Da ich eigentlich garnicht auf so viel soziale Interaktion den Tag über vorbereitet war, ziehe ich mich nach dem Essen in mein Zimmer zurück.

Doch auch hier habe ich nicht lange meine Ruhe. Alex klopft und fragt, ob er reinkommen kann.
Etwas widerwillig lasse ich ihn rein. Er setzt sich wie selbstverständlich neben mir auf das Bett.

Alex: Und wir findest du es hier so? Wie ich mitbekommen habe ist morgen deine erste Woche ja schon rum.

Ich überlege kurz, wieviel ich Alex von der vergangenen Woche erzählen möchte.

Ella: Es ist echt schön hier. Ich wünschte, ich wäre schön früher hierhergekommen.

Wieder schaut Alex mich an.

Alex: Ich auch. Dann hätte ich dich schon viel früher kennengelernt.

Die Kombination aus seinen grünen Augen und dem geäußerten Wunsch mich schon früher kennengelernt zu haben, lassen mich zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag erröten.

Ella: Ähm...Danke.

Für einen kurzen Moment nimmt Alex seine Augen von mir. In dieser Zeit versuche ich soviel Sauerstoff wie möglich in meine Lunge zu saugen, denn sobald er mich wieder anschaut habe ich das Gefühl nicht mehr atmen zu können.

Alex: Hast du denn schon ein paar Leute außer Magda und Peter kennengelernt?

Seine Frage ist ehrlich und neugierig.

Ella: Ja...Luke hat mich am ersten Tag vom Bus abgeholt...

Alex unterbricht mich direkt.

Alex: Siehst du, noch ein Grund mehr, warum ich gerne schon früher hier gewesen wäre. Aber erzähl ruhig weiter.

Ella: Dann noch seine Schwester Leonie, seine Eltern und ein paar andere Jugendliche auf dieser Feier.

Alex runzelt die Stirn. Doch dann scheint er zu wissen, wovon ich rede.

Alex: Ach, du meinst die monatliche Dorffete. Darf ich fragen, wen du da so kennengelernt hast?

Zwar verwundert mich seine direkte Frage, aber es ist ja nix schlimmes dabei.
Ich will gerade anfangen Jamie und ihr Gefolge aufzuzählen, da klingelt Alex Handy.

Alex: Schlimm wenn ich kurz rangehe?

Bevor ich seine Frage nicht beantwortet habe, guckt er auch nicht auf den Display, um zu sehen wer es ist.

Ella: Nein, alles gut.

Er zieht dein Handy also aus der Hosentasche und geht ran.

Alex: Hallo?

Wer ihn da wohl gerade anruft?

The boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt