Wir fuhren etwa eineinhalb Stunden bis wir in einer netten Schlossanlage ankamen. Ich zog meinen Koffer aus dem Bus und achtete dabei darauf nicht mein Bein zu berühren. Wir sammelten uns in einem Halbkreis vorm Bus und das erste mal heute bemerkte ich die erstaunten Blicke der anderen Schüler auf mir. Ich ignorierte sie und versteckte mich etwas hinter George der sich auf seinen Koffer gesetzt hatte. Er tat so als würde er sich für das interessieren was unsere Lehrer sagten und meldete sich für das erste Zweierzimmer zusammen mit mir.
Ich vermied es tunlichst in seine Richtung zu schauen.
Sobald wir unseren Schlüssel hatten, durften wir uns auf den Weg in das Zimmer machen. Wir mussten zwei Etagen nach oben steigen und ich hatte Probleme damit meinen Koffer die Treppen hinauf zu bucksieren. Durch die ungewohnte Bewegung riss meine Haut auf und ich konnte das Blut meine Beine hinunterlaufen spüren. Nach der ersten Etage musste ich eine Pause machen und lehnte mich schwer atmend an die Wand. Mir war irgendwie heiß und ich hatte das Gefühl unglaublich schwach zu sein. George, der schon oben war, warf einen Blick nach unten. " Soll ich dir helfen?" fragte er besorgt.
Ich schüttelte den Kopf, ich konnte nicht antworten, weil ich immer noch so flach atmete. Durch das Kopfschütteln wurde mir schwindelig und ich musste mich auf den Knieen abstützen. George war schon bei mir und stand mit meinem Koffer in der Hand da. Er musterte mich mit einem skeptischen Blick und Blieb an meinem linken Fuß hängen. "Hast du deine Tage bekommen?" fragte er mit einer Mischung aus verwirrt und belustigt. Wirklich witzig war es aber nicht und das wusste er auch.
"Nein, hab mich im Garten verletzt und das ist jetzt aufgeplatzt." log ich. Ich hasste es ihn anzulügen.
"Oh. Deshalb heute dieses Outfit. Zeig mal." "Nein!" ich wich schnell zurück. "Es geht schon." schob ich hinterher. "Ok." sein skeptischer Blick verschwand leider nicht. Dafür aber er selbst die Treppe hoch zusammen mit meinem Koffer. Seufzend machte ich mich daran die Treppen hochzusteigen. Ich besorgte mir Papiertücher vom Klo und begann das Blut wegzuwischen, welches ich auf der Treppe verteilt hatte. Einige meiner Mitschüler beäugten mich komisch als sie die Treppe rauf kamen. Die Frage von einigen ob sie mir helfen könnten, verneinte ich und als ich fertig war verschwand ich in unserem Zimmer im Bad und reinigte meine Wunde so gut es eben ging.
Als ich aus dem Bad kam musterte mich George misstrauisch, doch ich ignorierte ihn und legte mich auf mein Bett.
"Du weist, dass du nicht lügen darfst?"
"Ja."
"Du weißt auch, dass du mir alles erzählen kannst?"
"Jaha." antwortete ich genervt.
"Ok ich lass dich mal in Ruhe." kam es von ihm ehe er das Zimmer verließ.
Ich war ganz zufrieden damit etwas Ruhe zu haben.Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn ich wachte erst wieder auf als George mich an der Schulter behutsam wach rüttelte.
"Hey Bro du musst aufwachen. Es gibt Abendessen." ich blinzelte ein paar mal und schwang dann meine Beine über die Bettkante. Mir war kurz schwindelig und ich musste warten bis der Schwindel abgeklungen war bevor ich aufstand. Ich ignorierte Georges Blicke als wir uns auf den Weg nach unten machten. Wir holten uns einen Teller Spagetti und setzten uns dann zu anderen Tisch. Ich faltete meiner Hände neigte meinen Kopf und betete ein Stummes Tischgebet. Als ich fertig war sah ich aus dem Augenwinkel, dass auch George sich aus dieser Position löste. Verwundet wandte ich mich ihm zu "Seit wann betest du vorm Essen?" "Nur mit dir, zuhause mach ich das nicht." kam seine Antwort leichthin. "Seit wann?" "Seit vorgestern. Ich mochte das irgendwie als wir Mittag gegessen haben."sagte er und wandte sich dann wieder seinem Essen zu, womit die Unterhaltung wohl beendet war. Plötzlich setzte sich direkt vor uns jemand mit einem Teller hin und als ich auf blickte verkrampfte ich mich als ich in diese unglaublich blauen Augen sah. Konnte er sich denn nicht woanders hinsetzten?
Ohne groß darüber nachzudenken, sprach ich genau das aus. " Kannst du dich nicht woanders hinsetzen?" etwas perplex, erschrocken und verletzt schaute er mich aus weit aufgerissenen Augen an. Auch George hatte aufgehört zu essen und mustert mich verwundert. Ich starre weiterhin geradeaus und bewirke damit, dass er Aufstand, seinen Teller nahm und sich an das andere Ende des Tisches setzte.
"Was sollte das denn jetzt eben?" kam es von George. "Was?" schleuderte ich nur zurück. "So kennen ich dich ja gar nicht. Du sollst deinen nächsten lieben wie dich selbst." zitiert er und blickt mich dabei vorwurfsvoll an. Ich verstehe nicht was sein Problem ist schließlich hab ich ja nicht ihn angemeldet. Außerdem hasste ich mich zurzeit selbst.
Irgendwie habe ich generell das Gefühl, dass alle Welt gegen mich ist. Ich dachte gestern ich hätte mich an den Schmerz in meinem Bein gewöhnt aber er scheint immer schlimmer zu werden. Mein Bein fühlt sich dick und schwer an und der Schmerz lässt alles um mich herum verblassen. Ich habe zunehmend das Gefühl mich durch einen Nebel zu bewegen und nur Vorwürfe oder Reize scheinen diesen zu durchbrechen.
Plötzlich habe ich gar keinen Hunger mehr, nehme meinen Teller und stehe auf ohne auf Georges Worte einzugehen. Ich schütte mein Essen weg und gehe in unser Zimmer. Dort mache ich mir nicht die Mühe das Licht einzuschalten sondern gehe im Dunkeln ins Bad um mir die Zähne zu putzen. Mein schweißgebedetes bleiches Ebendbild ignoriere ich einfach und gehe zurück ins Zimmer nachdem ich meine Abendroutine hinter mich gebracht habe. Zurück im Zimmer streife ich meine Kutte ab und schlüpfe in mein Nachtgewand. Gerade als ich ins Bett gehen will bemerkte ich, dass die Tür noch halb offen steht und machte sie zu bevor ich mich in die Kissen sinken ließ.Verzweifelt wachte ich auf. Es war immer noch stockduster. Mir war unglaublich heiß ich wollte meine Decke von den Füßen strampeln, bekam es aber irgendwie nicht hin. Als ich versuchte sie mit meinen Händen wegzuschieben, fasste ich nur auf meine Kleidung und bemerke, dass die Decke überhaupt nicht mehr da lag. Irgendwie spürte ich ein Gefühl der Panik obwohl ich nicht wusste wo es her kam. Ich fühlte mich wie in einem Zustand zwischen wach sein und schlafen und wollte endlich diese erdrückende Hitze loswerden. Deshalb machte ich mich auf den Weg nach draußen.
Als ich unten ankam lief ich einfach raus in die Nacht.
"Hey!?" hörte ich eine Stimme hinter mir die nach Honig klang. Plötzlich war mir eisigkalt und ich begann zu zittern.
"John?" hörte ich eine andere vertraute Stimme.
"Hm?" drehte ich mich um. Was war das? Zwei gestalten kamen auf mich zu. "Was ist los?" fragte der Honigjunge als sie bei mir standen. Ich streckte meinen Finger aus und wollte auf seine Nasespitze tippen. Diese süße Stupsnase. "Honig." sagte ich dabei wie ein kleines Kind. Leider traf ich seine Nase nicht sondern meine Fingerkuppe fiel auf den Bereich zwischen seine Nase und Mund und rutschte langsam über seine Oberlippe nach unten. Als er seine Unterlippe erreichte drückte sein Gewicht sie herrunter bis sie plump wieder nach oben ploppte. "Oh." sagte ich.
Ein plötzlicher Windstoß ließ mich zusammenfahren und ich sah orangene Blinkende Lichter in der Luft. "John." sagte die andere Stimme wieder. Es war George. Er trug einen dunkelblauen Hochzeitsanzug. "Du heiratest?" fragte ich verwirrt. "Was nein? Was ist los mit dir Bro?" 'Mir ist kalt.' dachte ich. 'Nein, eigentlich ist mir warm.' Die Lichter funkelten flink durch die Gegend und da entdeckte ich ihn wieder "Honig." sagte ich erneut und musterte ihn. Er trug auch einen dunkelblauen Hochzeitsanzug. Warum? Warum trug er auch einen? Plötzlich machte es 'klick' bei mir. "Du heiratest ihn." sage ich verblüfft und zeigte dabei mit der ausgestreckten Hand auf den anderen Jungen.
"Du Verräter!" schrie ich George an und begann auf seine Brust zu trommeln.
"Was ist denn los?" fragte er erneut. "Du heiratest ihn! Ich hasse dich! Mir ist kalt...kalt. Ich habe Schmerzen. Alles ist so schwer..." ich brach in Georges Armen zusammen.
Ich merkte wie er einen Arm um meinen Torso schlang und meinen um seine Schulter wickelte. Der Honig Junge machte es genauso und zusammen brachten sie mich rein. Alles um mich rum verschwamm.
"Du hast Fieber." hörte ich noch Georges beunruhigte Stimme. "Honig." ich strecke meine Arme aus "Honig! Honig...Luke." sagte ich nur noch bevor ich wegdrifte.
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Religious
RandomJohn ist überzeugter Christ. Sein ganzes Leben führt er nach den Lehren Gottes und zweifelt nie an ihrer Richtigkeit. Doch dann taucht plötzlich ein neuer Schüler auf und wirft ihn in einen Konflikt zwischen seinem Glauben und seinen Gefühlen. "Wa...