1780?

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"Ja Lip" das war Phillip. "ist mal bei jemandem eingebrochen." Ich sog scharf die Luft ein und mit sojemandem war er befreundet? "Keine Sorge. Eigentlich war es ja irgendwie berechtigt. Er hatte dem Spas- jungen Mann seinen Laptop geliehen ihn aber nie zurückbekommen, deshalb hat er ihn dann einfach geholt als der im Urlaub war. Jo man der Kerl hat ihm nichtmal gesagt, dass er weg war. Und als er ihn eingeschaltete hat war die Festplatte voller Pornos." Iiiihhh ich verzog das Gesicht ich wusste nicht ob ich das so genau hatte wissen wollen. Schnell warf ich einen Blick zu Bruder Benedikt und Bruder Alexander, die hatten aber zum Glück nichts davon mitbekommen. "Du John?" fragte er mich. "Hast du eigentlich schonmal einen Porno geguckt?" entgeistert guckte ich ihn an. Was glaubte er denn von mir? "Natürlich nicht!" empörte ich mich. "Warum denn nicht? Es ist doch nur etwas für Leute, die....naja ich meine ich dachte man sieht die sexuelle Befriedigung als etwas, dass einem Gott näher bringt...Macht dich das denn überhaupt nicht neugierig?" fragte er ohne irgendeinen Unterton. Er schien es einfach nur wissen zu wollen. So genau hatte ich mir das noch gar nicht überlegt. Für mich war das bislang einfach nur ein absolutes Tabuthema. Schließlich wollte ich bis vor kurzem noch bis ans Ende meines Lebens enthaltsam leben und ich lebte mit einem Mönchsorden zusammen da war es doch klar, dass das kein Gesprächsthema war. "Nein." sagte ich deshalb. "Irgendwie hab ich da noch nie wirklich dran gedacht." Ich wusste zwar wie Sex ging und auch, dass es sozusagen als religiöse Erfahrung galt, aber mich näher damit beschäftigt, oder gar daran gedacht es selbst zu tun, hatte ich nie, außer in meinen Träumen, wo ich meine Gedanken leider nicht steuern konnte. Luke war etwas verblüfft, obwohl ich mich fragte was er denn gedacht hatte. "Hattest du denn nichtmal ein Aufklärungsgespräch?" "Was für ein Gespräch?" Wie kam er denn jetzt darauf die Aufklärung war meines Wissens nach etwa 1780, das war ja nun schon ein Weilchen vorbei und was sollte ich denn darüber für ein Gespräch geführt haben. "Also wenn du meinst ob ich in Geschichte gut mitgearbeitet habe, dann kannst du mich ja gerne abfragen." "Hä was? Wieso denn Geschichte?" "Na du hast mich doch grade nach der Aufklärung gefragt oder nicht?" "Ja aber-" in diesem Moment wurden wir unterbrochen. "Hey Jungs könnt ihr mal die anderen zum Essen holen? Wir decken der Weil den Tisch." fragte Bruder Alexander und wir standen auf und ich steuerte auf eine Glocke im Durchgang zu die ich einmal kräftig läutete, sodass sie im ganzen Kloster zu hören war. Wir gingen zurück an den Tisch, doch auch Bruder Benedikt und Bruder Alexander saßen am Tisch, sodass wir unser seltsames Gespräch über Geschichte nicht fortsetzten sondern ihnen erzählten wo wir vorhin überall lang gegangen waren.

Als alle am Tisch saßen sprach Pater Peter das Tischgebet und wir begannen zu essen. Nach dem Essen brachte ich Luke noch zum Auto. Er hatte die Papiertüte mit dem seltsamen Kraut in seinen Rucksack gesteckt und diesen schon ins Auto geworfen. Dann hatte er sich nochmal zu mir umgedreht und mich fest umarmt. "Es war schön heute bei dir." hatte er gesagt bevor er eingestiegen war und dann war er einfach mit dem Auto weggefahren. Als ich die roten Rücklichter betrachtete, wie sie sich langsam entfernten fühlte ich mich plötzlich als wäre ein Teil von mir mit weggefahren und ging schnell wieder rein um diesen Gedanken draußen zu lassen. Ich ging hoch in mein Zimmer, betete das Komplett und machte mich fertig fürs Bett.

Als ich endlich in meinen Kissen lag kam mir wieder das Gespräch mit Luke in den Sinn. Ich dachte darüber eine Weile nach kam jedoch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Ratlos griff ich zu meinem Handy und schrieb George an. Der wusste doch sicher was damit Gemeint war.

Ich: George?

Es dauerte keine zwei Minuten bis er mir zurück schrieb.

George: Was gibts Kleiner?

Was sollte ich denn jetzt schreiben? Super John das hast du sir ja fein ausgedacht. Ich entschied mich dafür einfach grade heraus zu fragen.

Ich: Ich verstehe nicht was Sex mit der Aufklärung zu tun hat.

George: Wie kommst du denn jetzt darauf, Bro?

Ich: Einfach so?

George: Wenn du mir nicht sagst wie du darauf kommst, kann ich dir auch nicht helfen.

Ich: Ach ist nicht so wichtig.

George: OK.

Ich legte mein Handy weg und war wieder mit meinen Gedanken allein. Es dauerte keine fünf Minuten bis ich wieder nach meinem Handy griff.

Ich: OK. Ich hab mich drüber unterhalten, mit Luke, also über Sex mein ich und dann hat er gefragt ob ich noch nie ein Aufklärungsgespräch hatte, aber das hab ich nicht verstanden, schließlich war die Aufklärung 1780.

Georges Antwort dauerte seine Zeit. Das kleine Wörtchen 'schreiben ...'machte mich glatt Wahnsinnig und ich starrte wie ein Irrer auf mein Handy. Bis dann endlich seine Antwort kam.

George: Ach Jonnyboy. Das hat doch nichts mit der Aufklärung im 18 JH zu tun...

Und dafür hatte er jetzt so lange gebraucht?

Ich: Und mit welcher dann.

George: Sieh mal Kleiner. Wenn ein Junge oder ein Mädchen in die Pubertät kommt, dann ist es eigentlich üblich mit ihm oder ihr ein Gespräch darüber zu führen, wie sich der Körper verändert und was es da sonst noch zu wissen gibt. z.B. über Sex.

Ich: Oh.

Aber das hat doch nicht jeder.

George: Doch eigentlich schon.

Ich: Du auch?

George: Ja

Ich: Oh.

Oh.

OH!

George: Ist das alles was du wissen wolltest?

Ich: Ja

Nein. Worüber redet man denn da noch so?

Irgendwie fühlte ich mich uninformiert als wüssten alle mehr als ich und ich hätte einen Teil meines Lebens verpasst.

George: Ich kann nicht glauben, dass ich grade mit dir darüber rede.

Ich: Warum?

George: Arg...weil du einfach du bist.

Ich: Ist etwas an mir falsch? Worüber redet man denn nun?

George: Nein und über Dinge halt.

Ich: Welche Dinge?

George: Verhütung, Veränderung des Körpers halt, es hilft halt irgendwie dein Verlangen zu verstehen.

Ich: Hm...

Ich merkte, dass er eigentlich nicht darüber reden wollte. Aber wen sollte ich denn sonst fragen!? Trotzdem hörte ich auf zu fragen und wünschte ihm eine gute Nacht. Er erwiderte meinen Gruß und wir hörten auf zu schreiben.

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