In der Tür stand der Tätowierte, er hatte einen mahnenden Blick aufgesetzt mit dem er Luke jetzt musterte. Dieser ließ von mir ab und ging ohne ein weiteres Wort zurück ins Café. Der Typ blieb freundlich lächelnd in der Tür stehen und winkte mich mit rein. Ich war überrascht über diese Wendung der Geschehnisse. Lukes Freunde schienen ja doch nicht so fürchterlich zu sein, wie ich anfänglich glaubte.
Wir saßen noch eine Weile in dem Café und ich trank einen großen Kakao und hatte dazu eine Croissant. Die Stimmung zwischen mir und Luke hatte sich nicht wirklich entspannt. Wir hatten uns über unsere Probleme noch nicht ausgesprochen, doch es war besser so als wenn wir uns weiter angeschrien hätten.
Ich saß in einer anderen Ecke, neben François. Wahrscheinlich hatten die Anderen Angst, dass wir wieder aneinander geraten könnten und hatten uns deshalb getrennt Platz nehmen lassen.
Irgendwann sah François auf die Uhr und meinte wir müssten langsam los, da wir ja noch etwas vor hätten. Etwas verwundert stand ich auf und Luke erhob sich ebenfalls. Die Anderen blieben sitzen und wurden der Reihe nach von Luke und François mit einer Brüderlichen und zwei Küsschen auf die Wangen verabschiedet. Ich stand nur etwas scheu daneben hielt mich an meinem linken Arm fest. Als die Beiden sich fertig verabschiedet hatten winkte ich einmal in die Runde und wir verließen das Café.
"Wo gehen wir hin?" fragte ich als wir nach draußen traten und ein leichter Nieselregen uns entgegen kam. "Das wirst du gleich sehen." antwortete Luke und ich war erleichtert darüber, das seine Stimme nun wieder viel weicher klang. Wir machten uns auf den Weg zu einer Metro Station, wo Luke am Automaten zwei Tickets kaufte. Ich fügte den Betrag im Kopf meiner imaginären Liste zu und ließ ihn bezahlen. François hatte anscheinend sowas wie eine Monatskarte, was ja auch naheliegend war, er wohnte ja schließlich hier.
Luke und François gingen zielstrebig auf solch seltsame Minischleusen zu, die ich als etwas suspekt beschreiben würde. Ich hatte sowas noch nie gesehen und blieb deshalb in angemessenem Abstand stehen. Eine kleine Frau mit schwarzer Ledertasche ging in einem ordentlichen Tempo auf die schwarzen Türen zu schob ein kleines Papierchen in einen Schlitz und die Türen schwanken mit einem Lauten zischenden Geräusch auf, kaum war sie hindurch getreten schlugen sie mit einem Lauten Rums wieder zusammen. Ich zuckte zurück. Und da sollte ich durchlaufen? Was wenn die Türen zu schlugen bevor ich vorbei war und mich in der Mitte zerquetschten? Mein Blick schweifte wieder zu Luke und François, der bereits hindurch getreten war.
"Komm her. Was ist denn?" fragte er und schaute mich verständnislos an. Ich schaute wieder skeptisch zu den Schleusedingern. "Komm schon. Hast du etwa Angst davor?" fragte Luke und drückte mir einen kleinen rechteckigen Papierstreifen in die Hand. "Du schiebst ihn einfach da rein." er zeigte auf den Schlitz. Dann legte er seine Hand zwischen meine Schulterblätter und drückte mich sanft aber bestimmend in die Gerätschaft hinein. Mein Herzschlag wurde schneller. Ich atmete flach. Was wenn ich das nicht schaffen würde? Meine Hand näherte sich dem Schlitz und schon war er darin verschwunden. Die Maschine machte ratterne Geräusche und die Türen schwangen auseinander. Ich war außer Stande mich vom Fleck zu bewegen. Luke schob mich energisch durch die Türen hindurch und schubste mich noch ein wenig, sodass ich leicht strauchelte ehe sich das Hartplatisk wieder hinter mir schloss. Mit großen Augen drehte ich mich um und starrte voller entsetzten auf dieses Monstrum vor mir. Im nächsten Moment überkam mich ein Stolz, dass ich das geschafft hatte und ein breites Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Und mit diesem Lächeln begrüßte ich Luke, der mit zwei Fahrkarten in der Hand durch die Türen trat. "Gut gemacht Kleiner." sagte er nur, täschelte zweimal meine Schulter und ging einfach an mir vorbei. Mein Lächeln verrutscht ein wenig.
Gut, er hatte ja recht, wir waren hier zusammen mit François.
Ich seufzte einmal und trottete dann den beiden Anderen hinterher. Während der Fahrt hing ich meinen Gedanken nach und wurde erst wieder aufmerksam als wir plötzlich vor einem mir bekannten Gebäude standen.
"Gehen wir schwimmen?" fragte ich. François schloss gerade eine Seitentür auf und bat uns herein. "Ja, du willst doch ein guter Schwimmer werden." Luke zwinkerte mir zu und in meinem Magen kribbelte es. Seine Laune hatte sich gehoben.
Wir gingen durch irgendwelche Hintertüren zur Schwimmhalle, wo Luke mir meine Badesachen in die Hand drückte und mich in eine der Kabienn schickte.Während des Schwimmens - heute zusammen mit François - vergaßen wir immer mehr unseren Streit und lacheten viel.
Vielleicht hätte ich das Thema auf dem Rückweg nicht noch einmal ansprechen sollen, aber ich hatte gelernt, dass man Probleme klären und nicht wegschweigen sollte.
So begannen wir wieder uns zu streiten, über die Hose, über seine Freunde und logischerweise schon wieder über seine schwangere Freundin.
"Sei doch nicht immer so verklemmt!" warf er mir an den Kopf als wir gerade aus dem Taxi stiegen. "Ich bin dir jetzt auf einmal zu verklemmt? Weißt du wie ich das nenne? Anstandsgemäß!" "Du findest also meine Freunde sind nicht anstandsgamäß?" "Vielleicht!?" antwortete ich grantig und lief auf den Eingang der Notre-Dame zu in der wir den 18-Uhr-Gottesdienst besuchen wollten. "Ach weißt du was? Geh doch alleine zu deinem Scheiß Gottesdienst!" entgegnete Luke zynisch, knallte mir zwei Zehn Euroscheine vor die Füße und winkte dem Taxifahrer, der gerade in Begriff war wieder los zu fahren.
Ich konnte nichts tun außer ihm getroffen hinterher zu starren und zuzusehen, wie er einstieg und davon fuhr.
Mein Blick wanderte zu den 20 Euro, die vor mir auf dem Boden lagen. Dann drehte ich mich um und lief weiter Richtung Kirche.
Ich kam keine zehn Meter weit als ich eine Frau hinter mir rufen hörte: "Excuse me! Excuse me! I guess that' s your money." ich drehte mich um und sie drückte mir das Geld in die Hand. "Thank you, but I don't want that money, you can take it." antwortete ich in meinem Mittelmäßigen Englisch. Ich würde garantiert kein Taxi bestellen von dem Geld, das Luke mir vor die Füße geworfen hatte. Zur Not würde ich halt bis zum Hotel laufen.
"Non non non, I will not take Your money. That's yours." beharrte die Frau leider und schob meine Hand in meine Richtung als Geste, dass ich es doch behalten sollte. Seufzend steckte ich mir das Geld in die Hosentasche, bedankte mich nochmal bei ihr und ging dann endgültig zur Kirche.
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Religious
AcakJohn ist überzeugter Christ. Sein ganzes Leben führt er nach den Lehren Gottes und zweifelt nie an ihrer Richtigkeit. Doch dann taucht plötzlich ein neuer Schüler auf und wirft ihn in einen Konflikt zwischen seinem Glauben und seinen Gefühlen. "Wa...