Wir saßen noch eine Wiele am Teich. George versuchte die ganze Zeit Luke zum Wasser trinken zu bewegen und ich saß zwischen seinen Beinen und ließ mich von ihm am Haaransatz kraulen. Als es langsam dunkel wurde, machten wir uns auf den Heimweg. An der Kreuzung wo es zu Luke nach Rechts und zu uns nach links ging, schlug George vor, dass wir doch alle zusammen bei Luke schlafen konnten, damit dieser nicht so allein sein sollte. Ich hatte nichts dagegen und Luke erst recht nicht. George, der in seinem Rucksack schon seine Übernachtungssachen hatte, ging gleich mit zu Luke, also trennten wir uns. Ich fuhr alleine die verlassene Landstraße entlang und hing meinen Gedanken nach. Wie konnte ich nur all das Geld beschaffen, welches ich für Amerika brauchen würde. Was würden Bruder Benedikt und Pater Peter dazu sagen? Und was würde passieren, wenn die in der Agentur mich überhaupt nicht haben wollten, weil ich ihnen doch nicht gefiel?
Als ich im Kloster ankam war Pater Peter zunächst verwundert darüber, dass ich allein gekommen war, da ich ja eigentlich mit George hier schlafen wollte. Ich fragte ihn schnell ob es ok sei, wenn ich zusammen mit George bei Luke übernachten würde, da seine Eltern nicht da waren. Und er sagte zu. "Natürlich kannst du bei diesem netten jungen Mann bleiben. Soll ich euch etwas zu Essen einstecken?" ich schüttelte den Kopf und rannte hoch in mein Zimmer wo ich schnell meine Sachen zusammenpackte und dann wieder nach unten rannte. Ich verabschiedete mich von Pater Pater und Bruder Benedikt und setzte mich auf die Mauer vor der Tür, um dort auf George zu warten, der mich mit Lukes Auto abholen wollte.
Ich musste keine fünf Minuten warten, da fuhr ein Dreier BMW in matt schwarz
in die Einfahrt und hielt. Ich konnte George durch die Frontscheibe erkennen. Wow. so ein Auto fuhr Luke? Warum hatte ich ihn damit noch nie zur Schule kommen sehen. Ich sprang von der Mauer, ging um das Auto herum und setzte mich zu George rein. "Was für ein Auto!" begrüßte ich ihn. "Du kippst aus den Latschen wenn du erst das Haus siehst." grinste er nur und meine Augen wurden noch größer. Was mussten seine Eltern denn für Geldmengen verdienen. "Erzähl mir von dem Haus." forderte ich als George aus der Einfahrt ausparkte. "Nein. Ich will dir doch nicht die Überraschung verderben." grinste er bloß und starrte aus der Frontscheibe. Den Rest der Fahrt strafte ich ihn mit Schweigen, doch leider schien ihm das überhaupt nichts auszumachen.
Ich staunte nicht schlecht, als wir in die Einfahrt einer modernen Villa bogen. Die Eingangstüren waren mit Säulen umrandet und ein beleuchteter Rosenbogen stand eindrucksvoll auf dem Weg. Ich sprang aus dem Auto, als George zum stehen kam und rannte auf die Eingangstür zu. Luke schien das ankommende Auto gehört zu haben, denn er öffnete gerade die Tür und ich sprang ihm einfach gleich in die Arme. "Was für ein wahnsinns Auto!" rief ich laut aus und brachte ihn damit zum lachen. "Ja das hat mir meinen Dad zum sechszehnten Geburtstag geschenkt. Damit ich endlich Autofahren lerne." zum sechzehnten Geburtstag? Ich hatte zu meinem sechzehnten mein Handy bekommen, von George und dem Orden zusammen. Sie hatten gewusst wie sehr ich mir ein Iphone gewünscht hatte, obgleich ich es nie erwähnt hatte. "Wow. Deine Eltern müssen ja reich sein." sagte ich ohne zu überlegen und schlug mir dann die Hand vor den Mund. Ich wusste es nicht genau, aber ich war mir ziemlich sicher, so etwas sagte man nicht. Lukes Reaktion bestätigte mir dies, denn er lachte nur, sodass George komisch schaute, als er dann endlich auch hinter mir in der Küche ankam. "Ist nicht schlimm. Ich hab uns Gemüsepfanne gemacht." sagte Luke, der wieder relativ nüchtern schien. "Gemüsepfanne?" fragte George etwas irritiert? "Ja schmeckt gut und ist gesund. Du probierst herum, wenn du die Nase voll von Fertigpizza hast und da Rosa immer so viel Gemüse kauft..." "Wer ist Rosa?" fragte ich. Was machte, denn eine fremde Frau bei ihm? Und dann auch noch häufig, wenn sie für ihn einkaufte? Wie nah standen die sich denn? "Unsere Essenslieferantin." erklärte er und ich atmete erleichtert aus, was natürlich nicht unbeachtete blieb. "Wieso was hast du denn gedacht?" fragte er jetzt. Ich schob langsam meine Unterlippe zwischen meine Zähne. "Vielleicht dachte ich sie wäre deine Verlobte oder so?" wer brachte einem denn sonst Essen? Außer einer Lieferantin natürlich. Luke und George brachen schon wieder in Gelächter aus. Ich schmollte. "So abwegig war das doch gar nicht." "Doch - war es." brachte George zwischen seinen Lachern heraus. Ich biss mir verlegen auf die Unterlippe und streifte meine Schuhe von den Füßen. Dann ging ich einfach, weiter ins Haus hinein um vor den beiden, die mich auslachten zu flüchten. Ich trat in eine Art große Diele. Abgesehen davon, dass ganze Haus sehr protzig und modern eingerichtet war standen hier und dort auch Vitrinen mit sehr schönen ganz verschiedenen antiken Stücken. Sie waren schön in das Mobiliar mit eingegliedert und kamen einzeln sehr gut zur Geltung.
Ich hatte die beiden Lachenden schon vergessen und bestaunte mit großen Augen eine Bibel, die in einem der Glaskästen steckte. Sie war uralt und der Rand ihrer Seiten war vergoldet. Sie war auf lateinisch und die Seite mit dem Pater noster war aufgeschlagen. Ich war so fasziniert von ihr, dass ich mich gleich davor hinkniete und jenes Gebet leise sprach. Es war als würde ich zu dieser geheimnisvollen Bibel beten und das verschaffte mir eine angenehm schauriges Gefühl. Ich hörte wie George und Luke den Raum betraten und leise wurden als sie sahen was ich tat.
Ich stand auf und drehte mich freudestrahlend zu Luke um. "Die ist super!" freute ich mich und brachte ihn damit zum lächeln. Er schaute kurz auf den Boden, doch dann fiel ihm ein, dass wir ja eigentlich essen wollten. "Die Küche ist dort hinten." meinte er und zeigte auf eine Tür die von der Diele abging.
Die Küche war genauso neu, modern und schick wie vermutlich der ganze Rest des Hauses. Luke hatte drei Teller auf eine Kücheninsel gestellt und von ihnen dampfte es köstlich. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. Ich neben ihn am Ende der Insel und George ihm gegenüber. Ich nahm ein Löffel von dem Essen und es war einfach himmlich. Luke war einfach perfekt, sogar gut kochen konnte er. Ich konnte mir ein schnurrendes wohliges Brummen nicht verkneifen und fing mir so einen belustigten Blick von George und einen irgendwie Sanften von Luke, ein. Luke und George begannen zu plaudern, während ich mit großen Augen die Küche betrachtete. Es war hier alles so anders als zu Hause. So vollkommen anders. Im Gegensatz zu hier war zu Hause ja schon beinahe karg eingerichtet.
Ich fühlte mich immer im Kloster wohl und ich wollte auch nirgendwo anders Leben aber hier war einfach wie eine andere Welt. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass Menschen so leben können.
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Religious
RandomJohn ist überzeugter Christ. Sein ganzes Leben führt er nach den Lehren Gottes und zweifelt nie an ihrer Richtigkeit. Doch dann taucht plötzlich ein neuer Schüler auf und wirft ihn in einen Konflikt zwischen seinem Glauben und seinen Gefühlen. "Wa...