Unser Weg zum Regenbogen

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"Das ist unser Weg zum Regenbogen." mit diesen Worten packte er mich am Handgelenk und zog mich eilig aus dem Gewächshaus auf dem Weg in Richtung Küche. Ich verstand seine plötzlich Begeisterung für dieses olle Kraut nicht. Wenn es jetzt Rosmarin oder Pfefferminz gewesen wäre, wäre er dann auch so ausgeflippt? Nach wenigen Minuten standen wir schon wieder in der Küche wo ein entspannt pfeifender Bruder Benedikt am werkeln war. Luke ließ mein Handgelenk los und kam außer Atem hinter ihm zum stehen. "Entschuldigen sie Bruder Benedikt." "Ja?" der angesprochene drehte sich um. "Ich wollte sie mal was über dieses neue Kraut fragen, das sie da im Gewächshaus haben." "Schiss los." sagte er freundlich. "Ich habe gehört, dass sie etwas davon getrocknet haben." "Ja es es hängt dort drüben." er wies auf ein Bündel, dass von dem Balken an der Decke baumelte. "Darf ich mir etwas davon nehmen?" "Nur zu bedien dich. Ich kann ja jederzeit neues trockenen. Ich habe gehört, dass es sehr gut wachsen soll." "Oh ja, das denke ich auch."sagte Luke mit einem seltsamen Unterton. "Haben sie es denn schonmal verwendet." "Oh ja!" sagte er begeistert. "Ich habe mir neulich damit einen Tee gekocht. Es prickelt ganz schön auf der Zunge. Ich wollte es heute mal zum Kaffee anbieten." "Das muss ja ein Wunderkraut sein." "Ja Junge, nimm dir ruhig schön etwas davon mit. Soll ich dir eine Papiertüte zum verpacken geben?" "Ja das wäre sehr freundlich." während Bruder Benedikt eine Papiertüte herauskramte, ging Luke zu dem besagten Bündel und pflückte sich etwas davon ab.

Irgendwie fand ich sein seltsames Interesse für Kräuter und im speziellen für dieses Kraut merkwürdig, aber es schien nichts schlimmes dabei zu sein. Also folgte ich ihm unbeirrt wieder nach draußen wo wir zurück in das Gewächshaus gingen. Dort stöberten wir noch ein bisschen herum bis wir wieder raus gingen und weiter durch die Klosteranlage liefen. Seit er das seltsame Kraut entdeckt hatte schien Luke jedoch mit den Gedanken ganz wo anders zu sein und das machte mich irgendwie sehr traurig. Als wir unten an einem kleinen Bach der Anlage angekommen waren und ich bemerkte, dass er mir schon wieder nicht zuhörte obwohl er mich selbst nach etwas gefragt hatte blieb ich abrupt stehen. Luke lief noch zwei, drei Schritte bis er bemerkte, dass ich nicht mehr neben ihm war und drehte sich dann nach mir um. "Was ist denn los?" "Was soll das. Du kannst auch gleich nach Hause gehen." "Was? Ich will doch gar nicht nach Hause. Was hast du denn aufeinmal?" "Du brauchst nicht zu mir zu kommen, wenn du dich ohnehin nicht für mich interessierst!" warf ich ihm an den Kopf. Ich fühlte mich aufeinmal unglaublich benutzt. Nicht nur, dass ich mich von ihm küssen ließ, nein irgendwie hatte ich auch das Gefühl er mochte mich jetzt nur noch wegen diesem blöden Kraut. "Wie kommst du denn darauf. Ich bin doch wegen dir hergekommen. Du hast mich doch gestern angerufen. Warum willst du aufeinmal nicht mehr, dass ich hier bin?" "ich wollte ja, dass du da bist. Aber seit wir dieses Kraut gefunden haben interessierst du dich nur noch dafür und ignorierst mich total. Wenn du mich nur wegen dem Kraut magst, dann geh am besten gleich und nimm das blöde Zeug gleich mit!" "Oh." sagte er nur ihm schien irgendwie ein Licht aufzugehen. Er ließ die Papiertüte fallen und kam auf mich zu. " Das wollte ich nicht, es tut mir leid. Ich hab das gar nicht bemerkt. Aber du hast recht ich bin wegen dir hier und nicht wegen dem...Kraut." er nahm meine Handgelenke und rutschte dann zu meinen Händen, die ich unbewusst zu Fäusten geballt hatte. Ich entspannte sie wieder, sodass Luke seine Hände in meine legen konnte. "Bitte verzeih mir." flüsterte er und stupste meine Nase mit seiner an. "Ich hab das nicht so gewollt es war gemein von mir. Du hast das eigentlich gar nicht verdient, von mir so behandelt zu werden." ich nickte und er küsste mich sanft auf die Wange. Die Stelle wo seine Lippen meine Haut berührten brannte angenehm und er ließ meine eine Hand los. "komm lass und weiter gehen." sagte er dann und zog mich an meiner anderen Hand mit. Er griff nach der Papiertüte schenkte ihr jedoch keine weitere Beachtung, sondern gab mir wieder seine volle Aufmerksamkeit.

Wir liefen weiter und kamen letztendlich an einer alten Eiche ziemlich am Rand einer großen Wiese an, auf der wir manchmal ein paar Ziegen hatten. Luke setzte sich ins Gras und ich setzte mich zu ihm. Er legte sich zurück in das weiche Grün und ich tat es ihm gleich. Wir lagen nebeneinander und schauten hinauf zu den Blättern, als Luke nach meiner Hand griff und seine Finger Zwischen meine schob. Das löste in meinem Bauch unerklärlicherweise irgendein Kribbeln aus. "Hier ist es schön." sagte er und ich stimmte ihm brummend zu. Wir beobachteten zusammen das Schauspiel der Blätter und genossen gemeinsam die Ruhe und die sanften Sonnenstrahlen, die durch die Baumkrone fielen. Das gleichmäßige Rauschen der Blätter, dass durch die sachten Windstöße verursacht wurde, war wie eine Melodie, die der Baum extra für uns spielte und in der sich das Zwitschern der Vögel wie Koloraturen vereinigte.

Wir lagen eine Weile einfach so da und so kitschig wie das auch klang, ich hätte ewig mit ihm so liegen können. Ich fühlte mich so unglaublich wohl wenn er da war. Er konnte mich allein durch seine Nähe irgendwie zufrieden machen. Luke bewegte sich neben mir, doch ich schaute einfach weiter hinauf in den Baum. "Du bist so wunderschön." hörte ich ihn nah am meinem Ohr flüstern. Ich erschauderte als er mir näher kam und einen Kuss auf meinen Hals hauchte. Die Sonnenstrahlen tanzten leise zwischen den Blättern, als er sich noch weiter zu mir lehnte und begann richtige Küsse auf meinem Hals zu verteilen. Ich wurde immer unruhiger und wusste nicht wie ich mit der Situation umgehen sollte und ob ich das eigentlich wollte und als er begann mit seiner Zungenspitze kleine Kreise auf meiner Haut zu machen verspannte ich mich endgültig. Luke bemerkte das sofort. "Es tut mir leid." sagte er leise bevor er von mir abließ und sich wieder auf seinen Rücken fallen lies. Ich entspannte mich wieder und drückte vorsichtig seine Hand. Ich war froh, dass er nichts von mir verlangte was ich nicht wollte und das er sofort aufgehört hatte als er merkte, dass ich es nicht wollte. Ich spürte, dass ihn meine indirekte Zurückweisung nicht verletzte und war einfach irgendwie froh ihn zu haben. Als es langsam kalt und dämmrig wurde standen wir wieder auf und liefen zurück zum Kloster. Dort erwartete man uns schon sehnsüchtigst. "Da seit ihr ja." sprach Bruder Alexander, der offensichtlich am Rande der kleinen Hecke, die den Garten vom Rest des Geländes trennte, nach uns Ausschau gehalten hatte. "Bruder Benedikt möchte gerne wissen ob du mit uns zu Abend ist." fragte er Luke freundlich. "Es wäre mir ein Vergnügen." lächelte er herzlich. "Danach bringt dich Bruder Martin, dann gleich nach Hause. Schließlich ist es ja schon spät." Ich schaute auf meine Armbanduhr. Oh ja es war schon halb acht. Reichlich spät für Besuch der nicht über Nacht blieb. "Vielen Dank. Ich hoff ich habe sie nicht zu lange belästigt." "Ach nein nein. Ihr wart ja eh die ganze Zeit weg. Aber es wird dann schon bald Zeit ins Bett zu gehen, also..." er ließ den Satz offen stehen meinte dies jedoch keinesfalls als unangenehm und kehrte sich um, um in die Küche zu gehen wo bereits Bruder Benedikt am werkeln war. "Er isst mit uns zu Abend." kündigte Bruder Alexander an und half ihm dann beim Maren schneiden. Luke und ich deckten schonmal den Tisch für neun Personen und setzten uns dann an den Tisch, um über Lukes Freunde zu reden. Ich kannte sie ja nicht sehr gut. Bis auf George, war ich bisher mit nicht vielen wirklich in Kontakt gekommen. Eigentlich wusste ich nichtmal woran das lag. Vielleicht war es, weil ich anders war.

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