Sie bilden ein Kreuz

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„Ach nichts weiter." erwiderte er. Er wollte sich wieder zu mir vor beugen, doch ich schob ihn zurück. „Du sagst mir zuerst. Was da grade passiert ist." blockte ich ihn ab. „Ach man. Was soll schon gewesen sein. Du hast gestöhnt. Das passiert halt." kam es etwas genervt von ihm. „Nein. Das mein ich nicht. Warum? Wo kam dieses Gefühl her? Wie hast du das gemacht?" sein verschmitztes Grinsen kehrte zurück. „Ich kann es dir gerne wieder machen." sagte er und beugte sich ein Stück vor. „Es hat sich doch gut angefühlt, oder?" sagte er jetzt deutlich leiser und seine plötzliche Nähe machte mich wieder ganz wuschig. Ich nickte und schaute ihm in die Augen. Was hatte er vor? Ich versuchte seinen Blick zu deuten, aber es schien, wie in mir, ein buntes Durcheinander in ihm zu toben. „Na siehst du." flüsterte er. „Dann ist doch dagegen nichts einzuwenden." Etwas verunsichert schüttelte ich den Kopf. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich das wollte. „Ich kann spüren, dass es dir gefällt." meinte er und bewegte sein Knie so, dass er damit zwischen meine Beine drückte. Wieder stöhnte ich auf und mir wurde plötzlich bewusste, was mit mir los war. Woher dieses Verlangen kam und wie es zu Stande gekommen war. „Ich will das nicht." brachte ich heraus. „Ach komm, wir machen doch gar nichts. Es ist auch nichts weiter als Kuscheln, nur halt mit ein bisschen mehr Gefühl." seine Worte wirkten auf mich. Ich war hin und her gerissen. Er hatte wieder begonnen leichte Küsse auf meinem Hals zu verteilen, die die Neugierde in mir wachsen ließen. Langsam entspannte ich mich wieder und ließ mich zurück sinken. Ich konnte ein triumphierendes Lächeln an meinem Hals spüren. Ich spürte wie langsam meine animalistischen Eigenschaften hervorkamen und ich mich ihm vollkommen hingab. Gierig griff ich in seinen Nacken um ihn zu mir zu ziehen und meine Lippen auf seine zu pressen. Unsere Küsse wurden immer intensiver und mein Atem immer schneller. Ich ließ zu, dass seine Hände an meinem Po waren und es fühlte sich verdammt gut an. Die Wunden auf meinem Rücken waren für den Moment total vergessen. Das Gefühl nicht genug von ihm haben zu können wurde immer größer und ich war erstaunt über mich selbst. Ohne darüber nachzudenken, fuhr ich mit meiner rechten Hand unter sein T-Shirt. Ich fühlte eine Gänsehaut unter meinen Fingerspitzen und dann eine Hand die mein Handgelenk umfasst und sie dann sanft von sich wegdrückte. Schwer atmend lösten wir uns voneinander und schauten uns an. Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen und ließ die erregte Anspannung langsam meinen Körper verlassen. schwer atmend sank Luke neben mir auf die Liege und wir versuchten beide zu Atem zu kommen.

"Danke." sagte ich als sich mein Atmung etwas beruhigt hatte. Es kam nur ein zustimmendes "Mhm." von ihm. Ich war mir nicht sicher ob ich die Kraft gehabt hätte aufzuhören. Einen Moment lagen wir noch da, doch dann schälte er sich aus den Decken, erschauderte wegen der plötzlichen Kälte und meinte er müsse aufs Klo.

Dort lag ich dann. Eine Weile lang alleine und war damit beschäftigt meinen Körper wieder herunter fahren zu lassen. Ich hätte nie gedacht, dass ich soetwas mal zulassen würde. Aber er hatte recht gehabt. Es war eigentlich gar nichts passiert.

Es dauerte eine Weile bis er vom Klo zurück kam. Ich hatte mich wieder in die Decke eingekuschelt und war in eine Art Halbschlaf zurück gesunken als ich Lukes Schritte hörte. Er strich mir sanft über die Wange, weshalb ich meine Augen öffnete und ihn anlächelte. Er legte sich wieder neben mich, dadurch musste ich ein wenig zur Seite rutschen und mein Rücken drückte unangenehm gegen die Armlehne. Ich drehte mich also auf den Bauch und ließ etwas Luft dran. Das mittlerweile trockene blutverklebte Tuch zog ich unter meiner Brust hervor und betrachtete es. Die Blutreste bildeten ein grobes Muster und waren etwas bräunlich angelaufen. Ich ließ das Tuch zwischen meinen Fingern hindurch fahren und spürte sanfte Finger auf meinem Rücken, die um meine Wunden herum fuhren.

"Erzähl' mir wie sie aussehen." forderte ich und legte meinen Kopf auf meine zusammengeschränkten Arme. "Wer?" "Die roten Stellen auf meinem Rücken." Es war einen Moment ruhig, in dem ich mir nicht ganz sicher war ob er es auch wirklich tun würde. "Sie bilden ein Kreuz..." begann er dann und zeichnete dieses nach. "...es scheint ganz gut zu verheilen. Aber hier-" er drückte leicht in die Mitte meines Rückens und es schmerzte. Ich keuchte. "-ist es ziemlich rot, vielleicht entzündet es sich." Dann küsste er die Wunde sanft. "Jetzt verheilt es bestimmt besser." sagte ich und erntete dafür das süßeste Kichern überhaupt.

Es war etwa gegen Acht als wir aufbrachen und zu einem Bäcker in der Stadt fuhren. Luke hatte ein belegtes Brötchen und ich eine Puddingschnecke. Zusammen hatten wir eine einen Großen Kakao obwohl Luke sich dann noch einen Kaffee holte. Er meinte er bräuchte ihn zum wach werden. Luke lud mich ein. Und dann fuhr er mich ins Kloster und allein zu sich nach Hause, er meinte er müsse noch Aufgaben erledigen, bei denen er von mir nur abgelenkt wäre.

Vor Pater Peter und Bruder Benedikt benahm er sich wie ein Zuckerstück. Sie waren begeistert von ihm und luden ihn ein bald mal wieder zu kommen. Sie bemerkten auch keine Spuren der gestrigen Nacht, ich bemühte mich nirgendwo anzustoßen, damit ich nicht schmerzvoll mein Gesicht verziehen würde, wer weiß was sie dann noch gedacht hätten. Außerdem wollte ich nicht, dass die unangenehme Fragen stellen. Das T-Shirt, welches ich getragen hatte, hatte glücklicherweise keine Flecken, da ich es vorher aus gezogen hatte und so waren auch keine sichtbaren Spuren vorhanden.

Den Rest des Wochenendes verbrachte ich damit zu lernen. Bald würden die Abiturprüfungen anstehen, doch obwohl ich ziemlich gut in der Schule war, musste ich trotzdem etwas dafür tun. Ich hätte zum Anfang der elften Klasse gern im Hauptfach Latein gewählt, doch das hatte meine Schule nicht angeboten. So hatte ich deutsch und Mathe belegen müssen. Deutsch war ziemlich einfach, die meiste Grammatik wurde aus dem Lateinischen übernommen und wer ein bisschen formulieren und analysieren konnte, war relativ begabt in diesem Fach. Womit ich so meine Probleme hatte war Mathe. Ich stieg einfach nicht komplett hinter das Themengebiet der Stochastik und hatte dort so meine Differenzen mit Sachaufgaben. Es fiel mir einfach so schwer heraus zu finden, um welche Art von Zufallsversuch es sich handelte.
Für meine vierte Prüfung hatte ich Musik gewählt. Lied-Analysen waren quasi das gleiche wie, die Analysen von Gedichten, vorausgesetzt man konnte mit dem Notenbild umgehen. Da Musik häufig auch auch als Ausdruck des Glaubens verwendet wird, hatte es mich schon immer sehr interessiert. Besonders in Bezug auf die Struktur und Geschaffenheit.

Wie dem auch sei, mein Wochenende jedenfalls widmete ich der Mathematik. Ich hatte mich in das Artium des Klosters an einen Tisch auf der Terrasse gesetzt und den ganzen Tag mit Stochastik verbracht. In der Nacht vom Sonntag zum Montag träumte ich von einer Unlösbaren Bernoullie-Kette und wachte schweißgebadet zum fünf Uhr Geläut auf.

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