L'hôtel

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Wir fuhren immer weiter in die Stadt hinein und hielten irgendwann vor einem schönen alten Haus, welches mit der Aufschrift 'Hôtel Gavarni' gekennzeichnet war. Wir stiegen aus und Luke bezahlte den Taxifahrer. "Au revoir." lächelte ich freundlich und machte mich dann auf meinen Koffer ins Hotel zu ziehen. Luke folgte mir und wir kamen in eine kleine Lobby mit purpurnen Teppichen. Die Türgriffe und viele Details waren in gold gehalten und gaben dem ganzen ein gemütliches Ambiente. Ich fühlte mich direkt wohl als ich durch die Tür trat. Luke ging direkt auf die Rezeption zu und ich folgte ihm. "Bonjour." begrüßte ich die Dame am Empfang gut gelaunt in miserablem Französisch. 

"Je vous souhaite une bonne journée." sagte die Frau und lächelte freundlich. Ich verstand kein Wort. "Salut nous avons réservé." meinte Luke. Wow. Er klang so gut, wenn er in dieser Sprache redete. Eine kleine Gänsehaut bildete sich zwischen meinen Schulterblättern als ich ihn so reden hörte. Wieso hörte sich das nur so gut an. Ich versank im Klang seiner Stimme und hing meinen Gedanken nach während ich auf ein Bild mit Schiff hinter der Rezeption starrte. "Komm Baby wir müssen zum Fahrstuhl." zog mich Luke aus meinen Gedanken und griff nach meinem Handgelenk, dass sofort zu kribbeln begann. Wir steuerten auf einen Fahrstuhl zu und als wir drin waren drückte er auf die Fünf, die oberste Etage.
Wir hatten das Zimmer 507. Luke schloss die Tür auf und ich trat ein. Auch hier war alles in schwerem samtigen Purpur gehalten, und wurde nur mit beige abgesetzt. Das  Bett hatte ein Blumenmuster und war mit Schmetterlingen unterbrochen, die sich am Boden wiederfanden. Man könnte nun meinen, dass das etwas kitschig war aber es passte zu der Atmosphäre. Drei Fenster spendeten am Tag sicher viel Licht. Ich hörte wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel, zehn Sekunden später schlangen sich zwei Arme um meinen Körper und eine wohlige Wärme sammelte sich in meinem Bauch. "Ich bin so müde." murmelte er in meine Schulter und schob mich langsam Richtung Bett. "Lass uns noch ein wenig schlafen." brummte er dann und ließ sich mit mir in den Armen auf das Bett fallen. Es war bequem und ich fühlte mich geborgen. "Und was machen wir..." während ich das sagte drehte ich mich um und sah, dass er bereits eingeschlafen war. Der fehlende Schlaf in dieser Nacht schien ihm mehr zugesetzt zu haben als mir. Klar, er war ja auch die ganze Strecke gefahren und hatte sich um alles gekümmert. Er sah so niedlich aus, wie er da lag, eine Haarsträhne war ihm ins Gesicht gerutscht und hatte seine Arme fest um.mich geschlossen. "Schlaf gut Honig." flüsterte ich bevor ich es mir in seinen Armen bequem machte. Es war einfach perfekt. Ein blubberndes Kichern wollte in mir aufkeimen und meinem Glück Ausdruck verleihen, doch ich konnte es gerade noch mit Mühe zurück halten.

Als ich das nächste Mal aufwachte, war es bereits hell draußen. Wir hatten heute Nacht die Vorhänge nicht zu gezogen weshalb ein weißer Lichtschein durch die dünnen Gardienen fiel. Ich drehte mich um und hatte das schönste Gesicht der Welt direkt vor meinem. Er hatte noch immer seine Arme um mich geschlungen und machte süße kleine Schlafgeräusche. Sein weicher Atem prallte gegen meine Haut und ich musste unwillkürlich lächeln. Es war so schön ihm einfach nur beim Schlafen zu zusehen. Mit jeder Faser meines Körpers spürte ich das Glück, welches gerade golden durch meine Adern floss. Ich war ihm so nah, dass ich jede seiner dunklen Wimpern zählen konnte. Meine Augen huschten hin und her über sein Gesicht. Ich wollte mir jedes Detail für immer einprägen. Ich wusste nicht genau, wie lange ich noch so da lag, irgendwann wurde ich durch ein lautes Hupen auf der Straße aus meinen Träumereien gerissen und befand, dass es Zeit zum aufstehen war.

Ich wollte Luke behutsam wecken, weshalb ich vorsichtig mit meiner Nase an seine stieß. Dann küsste ich ihn sanft auf einen seiner hohen Wangenknochen, jedes seiner Augenlider und zu letzt seine Stirn. Als ich meine Lippen gerade auf seinen Mund legen wollte, schlug er seine wunderschönen blauen Augen auf und ich war überwältigt von diesem Anblick. "Das ist die schönste Art geweckt zu werden." brummte er mit einer noch tiefen, rauen Stimme vom Schlaf und räusperte sich. "Guten Morgen." flüsterte ich, strahlte meinen Honig an und legte meine Hände an seinen Kopf. "Guten Morgen." bekam ich als Antwort. Und er hob seinen Kopf an um mich sanft zu küssen. "Was für ein wunderschöner Morgen." mit diesen Worten packte er meine Hüfte und rollte sich einmal so auf dem Bett, dass er über mir war. "Und Baby, ist meine Überraschung gelungen?" fragte er aufgeregt und ich nickte strahlend. "Sie hätte nicht besser sein können." gab ich zu und wurde ein wenig rot, als mir klar wurde, wie er mich an der Nase herum geführt hatte. "So aber jetzt sag mir..." ich legte meine Hand auf seine Seite und ließ ihn zurück aufs Bett plumpsen. "...wie hast du das gemacht."

"Wie hab ich was gemacht?" stellte er sich dumm. "Man, du weißt was ich meine. Wie hast du das alles gemacht?" "Sag ich dir nicht." grinste er frech und kassierte dafür von mir einen Schlag auf den Arm, der ihm aber nichts auszumachen schien, da er einfach weiter grinste. "Dann sag mir wenigstens wie du das mit den Flugtickets gemacht hast." schmollte ich. "Ich hab sie gebucht." "Das mein ich doch gar nicht!" empörte ich mich. "Und wie hast du das am 'check in' gemacht?" "Online Check in." war seine knappe Antwort. "Und die lassen einen dann einfach so einsteigen?" wunderte ich mich. "Woher wissen die denn das ich es bin der da einsteigt?" "Die Passkontrolle war direkt vorm Flieger." "Aber die haben mich ja gar nicht nach meinem Ausweis gefragt." wandte ich skeptisch ein. "Ich hatte ja auch deinen Ausweis." grinste er. "Was!? Woher hattest du meinen Ausweis?" "Na vom Pater. Den hab ich mir vorher besorgt. Gleich nachdem ich dich gefragt hab ob du mit mir in die Ferien willst, hab ich im Kloster angerufen und gefragt ob es ok sei dich mit hier her zu nehmen und ob du einen gültigen Ausweis hast, den ich mir leihen könnte. Bruder Benedikt war vollauf begeistert und nachdem Pater Peter seinen Segen dazu gegeben hatte war eigentlich alles ganz einfach. Ich hab die Flüge gebucht, nachts damit du noch müde bist, und das Hotel und dann musste ich dich nur noch her bringen ohne, dass du was merkst." ich machte große Augen. Das hatte er alles geplant nur um mich zu überraschen? Ich war überwältigt von dem was er für mich getan hatte und wie viel das alles gekostet haben musste! "War das nicht richtig teuer?" fragte ich etwas unüberlegt. "Ach das bezahlen doch meine Eltern, die wissen sowieso nicht wohin mit ihrem Geld." winkte er ab und küsste mich dann auf die Stirn, sodass ich vor lauter Gefühlen meine Gedanken ganz schnell vergas. 

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