Freunde mitbringen

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"Naja mehr oder weniger." lachte George. Mit Mühe öffnete ich meine Augen ein Stück weit und sah zu George und Luke auf. Dieser hatte mich nun langsam hin gesetzt und seine Hände von mir genommen. "Was ist los?" fragte ich und meine Stimme war noch rau vom Schlaf. "Es ist spät wir fahren nach Hause." erklärte George. "Wie spät ist es denn?" "Halb vier." war die Antwort. "Halb vier?" ich riss die Augen auf. Die Müdigkeit war für einen Moment ein Stück weit verflogen. "Ja. Ich hab im Kloster angerufen und gesagt, dass du bei mir schläfst. Ok?" es dauerte kurz bis die Worte in meinem Kopf angekommen waren doch dann nickte ich. Luke stand auf und zog mich an den Handgelenken hoch. Ich taumelte ein wenig fing mich aber dann. Luke legte einen Arm um meine Hüfte und ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Ich verlagerte fast mein ganzes Gewicht auf ihn und so gingen wir zum Auto.

Dort ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen, nicht ohne mir vorher den Kopf am Dach zu stoßen und wäre wahrscheinlich direkt wieder eingeschlafen, wenn nicht Luke vor der Tür gestanden und so unglaublich gut ausgesehen hätte. Nachdem er sich von Luke verabschiedet hatte, schlug George die Tür zu. Ich starrte Luke einfach ungehindert durch die Scheibe weiter an. Ich hatte keine Kraft mir irgendwie Gedanken darüber zu machen was er jetzt wohl von mir halten würde doch er schaute einfach nur zurück und lächelte. George stieg auf der Fahrerseite ein und startete den Motor. Bevor er anfuhr hob Luke noch einmal die Hand zum Abschied und ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. Im nächten Moment war er schon verschwunden.

Es dauerte keine fünf Minuten bis ich wieder eingeschlafen war.

Das nächste mal als ich aufwachte hielten wir gerade vor seiner Haustür.

George stieg aus und auch ich öffnete meine Tür. Beim aussteigen achtete ich diesmal genau darauf mir nicht den Kopf zu stoßen und schaffte es auch knapp der Plastikbeschichtung auszuweichen. George schloss die Haustür auf und ich wankte schlaftrunken hinein und rauf in sein Zimmer, wo ich mich einfach auf die Matratze fallen ließ die komischerweise auf dem Boden lag. Dort bemerkte ich dann grade noch wie jemand mich zudeckte bevor ich wieder einschlief.

Am nächsten Morgen wachte ich relativ spät auf. Als ich auf die Uhr schaute war es neun Uhr und ich beschloss, das es für Vergil und Laudes zu spät war und fing an mit dem Gebet zur Terz. George schlief wie immer weiter wie ein Stein und ich schaltete, nachdem ich fertig war seine Konsole ein und spielte FIFA. Irgendwann regte sich etwas hinter mir und eine Hand klopfte zwei Mal auf meine schulter. George war wohl aufgewacht. Als ich die Runde zu Ende gespielt hatte schaute ich mich um. Er schaute mich so wie immer verschlafen durch seine dunklen Locken hindurch an. Dann rappelte er sich langsam auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Ich hatte meine Beine angewinkelt und meine Unterarme darauf abgelegt. "Na. Du hast es wieder getan. Du hast ihn geküsst." sprach George aus was mir schon die ganze Zeit im Hinterkopf war. "Hm." Ich wandte meinen Blick von ihm ab und schaute auf die Matratze neben mir. "Ja sieht wohl so aus." Ich wurde rot, mir war die Situation unangenehm. Klar, George wusste es aber es laut zu sagen war irgendwie nochmal etwas anderes. Ich war so unglaublich unsicher was das alles betraf und dann noch darüber zu reden machte es nicht besser. Aber trotzdem musste ich irgendwie lächeln. Die Erinnerung daran entfachte so ein flaues Gefühl in meinem Magen. Verlegen kratzte ich mich im Nacken. "Fuck. Bro. Du bist so verliebt." Ich wurde noch roter. "Nein. Stimmt doch gar nicht." sagte ich kleinlaut. "Nein. Stimmt doch gar nicht." armte mich George in einer Kinderstimme nach. Dafür schlug ich ihn leicht gegen's Knie. Er reichte mir wortlos den Controller, den ich auf dem Bettrand abgelegt hatte und schaltete das Spiel auf wieder ein. Wir spielten noch eine Stunde bis wir zum Frühstücken nach unten gingen und George mich dann nach Hause fuhr.

Im Kloster angekommen, begrüßte ich erstmal Pater Peter und Bruder Benedikt. Dieser verschwand gleich in die Küche und wedelte mit irgendwelchen Kräutern herum. Etwas verstört sah ich ihm hinterher. "Was ist denn mit dem los." fragte ich Pater Peter. "Er war heute auf dem Markt und hat von irgendeinem Händler wohl dieses Kraut bekommen. Es soll einen wunderbaren Tee machen und auch so ähnlich wie Weihrauch Düfte machen, wenn man es verbrennt." "Aha." sagte ich nur. Wie konnte man denn nur so erfreut über ein Kraut sein. Dieser Händler musste ihm ja Wunder was erzählt haben. "Ach Bruder John.-" "Nur John." er sah kurz überrascht auf, nickte dann jedoch einmal verstehend und fuhr fort. "Könntest du mich in den Garten begleiten?" Ich nichte und folgte ihm aus der Hintertür. "Ich wollte dich nur mal fragen, was denn eigentlich der Anlass für deine gute Laune heute ist?" "Wie meinst du das?" "Na du scheinst heute förmlich zu strahlen." "Ich hatte gestern einfach Spaß." antwortete ich ausweichend. Der Pater schien mir diese schwammige Erklärung entweder abzukaufen oder er merkte, dass ich nicht wirklich darüber reden wollte und würde. Er nickte bloß und schaut in die Ferne zum Feld neben unserem Garten und wirkte in Gedanken, als ihn plötzlich etwas in die Realität zurück zuholen schien. "Wenn du mal jemand anderen mitbringen willst als George oder wenn du mal wo anders bleiben willst ist das kein Problem." sagte er. Ich nickte obwohl ich nicht genau wusste, was er damit bezwecken wollte. Ich wusste, dass ich Freunde mitbringen durfte das musste er mir doch nicht sagen. "Ach so, wenn du es so sagst, dann würde ich morgen gerne einen Freund einladen." er nickte fröhlich. "Natürlich. Ich hoffe er isst mit uns zu Mittag."

Wir liefen noch eine Weile durch den Garten und unterhielten uns über belangloses. Trotzdem hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl er würde mir noch etwas sagen wollen oder unbedingt etwas von mir wissen wollen. Aber er sprach dieses Thema nicht an.

Als ich später in meinem Zimmer saß, starrte ich nervös auf mein Telefon. Es lag ganz scheinheilig auf meinem Nachttisch und tat so als würde es keiner Fliege etwas zu leide tun können. Ich kaute auf meinem rechten Zeigefingern was ich sonst eigentlich nie tat. Einem inneren Impuls folgend griff ich danach, lies es jedoch wieder auf mein Bett fallen. Dort starrte ich es nochmal an bis ich wieder danach griff. Ich ging in mein Telefonbuch und drückte auf einen der wenigen Kontakte, die dort gespeichert waren. Ich starrte den Namen der dort leuchtete noch eine Weile lang an bis ich ihn endlich anrief.

Es tutete .......es tutete......es tutete.....Stille

Ich hatte wieder aufgelegt.

Ich biss mir auf die Lippe. Jetzt sei nicht so ein Feigling John. Ich wählte nochmal. Es tutete nicht.

Sofort war er dran. "Hey." meldete er sich. Ich konnte plötzlich nichts mehr sagen und brachte nur ein begrüßendes Murmeln hervor. "Hey. Warum rufst du an?" in seiner Stimme lag etwas fürsorgliches. "Ich...ich wollte dich mal fragen, also ob du vielleicht, also eventuell vielleicht ob du Lust hättest vielleicht morgen zu kommen, also eventuell vielleicht." ich hörte ihn leise Lachen und fühlte mich gleich noch unsicherer. War der Gedanke so abwegig, dass er mich gleich dafür auslachte? Das hatte ich irgendwie gar nicht von ihm erwartet. "Ok. Es tut mir leid, dass ich gefragt habe." sagte ich schüchtern und wollte gerade wieder auflegen als "Hä? Was wieso? - Ach so nein! - John ich hab dich nicht ausgelacht. Es war nur weil du hast gesagt - Ach vergiss es. Ich komm gerne morgen zu dir. Soll ich nach der Schule gleich mitkommen?" "Ich ähm - ja die anderen würden sich freuen, wenn du mit zu Mittag isst." antwortete ich darauf. "Oh. Ok. Dann mach ich das gerne, wenn du das möchtest. Wenn du das nicht möchtest muss ich es aber nicht machen, wir können auch alleine essen. Wie du möchtest. Ich möchte das machen was du willst. Was möchtest du?" fragte er lieb. "Mit den anderen zusammen." sagte ich kleinlaut. Er musste nichtmal da sein um mich ganz wuschig zu machen. "Gut, dann essen wir mit den anderen zusammen." "Gut." einen Moment schwiegen wir. Er würde zu mir kommen. Er würde wirklich morgen zu mir kommen und wir würden Zeit miteinander verbringen. Er hatte mich gar nicht ausgelacht. Es war nur weil..."Es war nur, weil du gesagt hast." kam es plötzlich aus mir raus. "Was?" "Du hast gesagt: Es war nur weil du hast gesagt. Aber es heißt: Es war nur, weil du gesagt hast. Hauptsatz mit weil und so." sagte ich schüchtern. Ich kam mir unangenehm vor ihn zu verbessern. schließlich war er eigentlich unverbesserlich. "Stimmt. Du hast recht. Es tut mir leid." ich wusste nicht so recht was ich darauf sagen sollte, weshalb ich einen Moment überlegte."Was hab ich denn gesagt?" fragte ich dann. Wenn ich in Gedanken durchging was ich gesagt hatte, fand sich da nichts belustigendes auf. Er lachte einmal kurz auf. "Ist nicht so wichtig. Ich erklär es dir später mal. " "Okay." sagte ich etwas irritiert/verwirrt. "John ich muss Schluss machen, wir sehen uns dann morgen, ja?" "Ja wir sehen uns dann morgen." "Tschüssi John." "Tschüss Luke." und schon hatte er aufgelegt.

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