Wo sind wir?

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Ich wurde durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter geweckt. Ich war tatsächlich nochmal eingeschlafen. Ein Kopfhörer wurde aus meinem Ohr gezogen. "Wir müssen einsteigen." flüsterte er in mein Ohr. Müde richtete ich mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Luke war bereits damit beschäftigt, die Decke in den Rucksack zu stopfen. Mein Blick fiel auf ein gelb-blaues Embleme, welches auf einem Bildschirm über einem Schalter in unserer Nähe prankte. Luke war aufgestanden und steuerte genau darauf zu. Warum gab es hier im Bahnhof Lufthansa Werbung? Eine junge Frau im dunkelblauen Bürodress mit gelbem Tuch, schaute uns nett lächelnd entgegen. Luke drückte ihr unsere Fahrkarten in die Hand und sie wurden abgescannt. Seit wann wurden die Fahrkarten denn schon vor der Fahrt kontrolliert? Dazu reichte er ihr noch zwei hellgrüne Kärtchen auf die sie einen Blick warf, uns beide ansah und dann nickte. Nachdem die Frau uns einen "Guten Flug." gewünscht hatte. Griff ich skeptisch nach Lukes Hand, um ihn zurück zu halten. "Wo sind wir?" "Was meinst du wir sind im Bahnhof." "Nein-nein wir sind nicht in einem Bahnhof." entgegnete ich ließ mich aber von ihm weiter den Schlauchartigen Durchgang entlang ziehen. Wir kamen an einer ovalen Tür mit Bullauge an, durch die er mich einfach hindurch zog. Dahinter warteten zwei Frauen im selben Dress, wie das der von eben. Sie begrüßten uns freundlich und Luke grüßte zurück. Er zog mich zielstrebig auf die 11 Reihe zu und drückte mich dann an den Platz am Fenster. "Hier Baby, bitte hör Musik." seine Stimme war zwar sanft duldete aber keinen Widerspruch, weshalb ich nach dem Handy griff und mir Musik an machte. Etwas verschreckt saß ich auf meinem Sitz. Was ging hier vor sich? Wir waren doch ganz eindeutig in einem Flugzeug. Ich wusste nicht genau ob mir das Angst bereiten sollte oder...ja was oder? Einzig und allein die Tatsache, dass Luke neben mir saß ließ mich Ruhe bewahren. Er hatte sich auf den mittleren Platz gesetzt und streichelte beruhigend mit dem Daumen über meinen Handrücken. Ich schaute auf meine Armband Uhr: Vier Uhr Zwölf. Die Musik von Tschaikowski dran beruhigend in meine Ohren während ich immer nervöser wurde. Ich würde gleich fliegen. Ich wusste nicht wohin und nicht wieso. Draußen war es noch stockdunkel und verschiedene Lichter blinkten auf den Rollfeldern. Es war ein wunderschönes Schauspiel was mich vollkommen faszinierte und für ein Paar Minuten in seinen Bann zog, bis wir uns in Bewegung setzten. Meine Aufregung stieg, von der vorherigen Müdigkeit war plötzlich nichts mehr zu spüren. Luke drückte meine Hand etwas stärker, als wolle er sagen, dass alles Ok sei. Als ich ihm einen fragenden Blick zuwarf lächelte er mir aufmunternd zu.
Wir hatten jetzt unsere Startposition erreicht und ich griff etwas panisch nach seiner Hand. Ich war in meinem Leben erst einmal geflogen und das war von Rom aus zurück. Dementsprechend aufgeregt war ich auch und zerquetscht mit meiner rechten Hand seine Linke und mit der Linken, die Armlehne des Sitzes als das Flugzeug langsam anfuhr. Es wurde immer schneller und ich wurde immer stärker in den Sitz hinter mir gedrückt, dann spürte ich eine leichte Schräglage und das Ruckeln von den Vorderrädern auf der Startbahn hörte auf. Luke neben mir war vollkommen entspannt, das konnte ich an seiner Hand, die ruhig in meiner war, spüren. Und dann hörte das Ruckeln komplett auf und wir flogen.
Wir flogen richtig in der Luft. Die Lichter, die ich aus dem Fenster sehen konnte wurden sehr schnell kleiner und kleiner und die auf uns wirkende Kraft von vorne ließ nach. Von der Höhe konnte ich jetzt den Druck auf den Ohren spüren, grinste aber begeistert zu Luke. "Wie fliegen!" flüsterte ich glücklich und erhielt einen sanften Kuss auf die Lippen als Antwort, der meine Gefühlswelt endgültig zum explodieren brachte.
Ich wollte meine Freude am liebsten laut heraus schreien, konnte mich jedoch gerade noch zurück halten. Schließlich waren noch andere Leute im Flugzeug. Stattdessen breitete sich ein riesiges Lächeln in meinem Gesicht aus, welches schon in den Mundwinkeln weh tat. Ich schaute aus dem Fenster, wo es allerdings noch dunkel war und man nichts erkennen konnte, vielleicht flogen wir auch noch über den Wolken, sodass man den Erdboden sowieso nicht sehen konnte. Ich hatte überhaupt keine Orientierung in welche Himmelsrichtung wir flogen.

Ich zog einen Stöpsel aus meinem Ohr. "Wo bringst du mich hin?" fragte ich ganz aufgeregt. "Ich will, dass du das selber heraus findest." antwortete er und strich über meine Wange. Ich wusste nicht genau warum. Aber ich gab mich damit zufrieden und schaute weiter aus, dem Fenster, weil man dort aber immer noch nichts sehen konnte, wurde mir dies schnell langweilig. Ich gähnte einmal ausgiebig. "Willst du noch ein bisschen schlafen?" fragte Luke und ich schaute zu ihm rüber. Ich erinnerte mich daran, dass es ja immer noch mitten in der Nacht war. Normalerweise würde ich erst in einer halben Stunde aufstehen. Ich nickte also. Luke klappte die Armlehne zwischen uns hoch und breitete seine Arme aus. Ich ließ mich gegen seine Brust fallen und er legte seine Hände auf meinen Bauch. Ich fühlte mich wohl und atmete wohlig brummend aus. Er begann wieder Muster um meinen Bauchnabel zu zeichnen. Ein Herz, das Zeichen für Unendlich, eine Sonne, einen Mond und wieder dieses Bild was zwar spitz, aber irgendwie auch rund war. "Was ist das?" murmelte ich und steckte mir den anderen Kopfhörer wieder rein. Dort wo seine Finger meine Haut berührten brannte es angenehm. Er wiederholte es noch zwei mal und ging dann dazu über unbewusste Kringeln zu malen. Das warme Gefühl in meinem Bauch breitete sich langsam aus und ich sank in seinen Armen wieder in den Schlaf.

Ich verschlief den restlichen Flug und wachte erst wieder auf als sich Luke unter mir bewegte. Ich stützte mich an seiner Brust ab um zu ihm aufzusehen. Er schien ebenfalls eingeschlafen zu sein, denn er rieb sich seine Augen und sah generell ziemlich verschlafen aus. Meine Kopfhörer waren während des Fluges aus meinen Ohren gefallen und ich machte das Handy aus. "Wir landen." meinte er und mein Blick flog zum Fenster. Man konnte nur eine Dunkelgraue Wolkenmasse erkennen, durch die wir flogen. Ich setzte mich wieder richtig in den Sitz. Vor mir auf dem Tisch lag ein luftdicht verpacktes Brötchen, welches ich Luke gab, der es in seinen Rucksack tat, dann klappte ich den Tisch nach oben und bereitete mich auf die Landung vor. Der Druck in meinen Ohren stieg. Diesmal so sehr, dass es irgendwann 'Knack' machte und ich eigentlich gar nichts mehr hörte, nur ganz gedämpft. Kamen die Laute zu mir hindurch als würde mein Kopf in einem großen Wattebausch stecken. Ich kniff die Augen wegen des unangenehmen Gefühls zusammen. Ich wollte einfach nur noch auf den Boden. Wieder wurde ich in den Sitz gepresst und krallte meine Hände in die Armlehnen.
Mit einem dumpfen Ruck kamen wir auf dem Boden auf. Die Leute im Flugzeug klatschen und es wurde irgendeine Ansage gemacht, die ich aber durch die ganze Watte nicht verstand.

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