Wer bin ich?

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Als ich am Montag in die Schule kam wurde ich schon vorm Schultor von George begrüßt. Ich wollte ihn eigentlich nur kurz umarmen, so wie wir es immer taten, doch er zog mich in eine feste Umarmung und drückte mich an seine Brust. Etwas Überraschung legte ich meine Hände um seine Taille. "Du hasst es wieder getan." murmelte er in meine Schulter. "Warum?" sofort befiel mich ein Gefühl der Beklemmung. Ich hatte ihn damit traurig gemacht. Wie hatte ich das früher nie merken können und warum wurde es mir heute so bewusst?

"Ich...es ist nicht wichtig." versuchte ich ihn abzuwürgen. Er hielt mich an den Schultern auf Armlänge von sich und schaute mich prüfend an. Dann nickte er und ließ das Thema glücklicherweise fallen.

Wir gingen zusammen rein. Luke sah ich vor dem ersten Block nicht. In der ersten großen Pause wanderte mein Blick sehnsüchtig zu der Ecke wo er immer mit seinen Freunden stand, doch er war nicht da. Etwas wehmütig glitt mein Blick zu George, der meine vorherige Blickrichtung verfolgte und dann mitleidig mit den Schultern zuckte. Er klopfte mir auf die Schulter, was aber nichts daran änderte, dass ich mich schlecht fühlte. Ich war doch abhängig von ihm und ich konnte einfach nichts dagegen machen. Immer wieder schaute ich zu seinen Freunden in der Hoffnung ihn doch noch zu entdecken, während wir im langsamen Gehschritt auf unsere Bank zu gingen. Ich hörte schnelle Schritte von hinten näher kommen und wollte mich schon umdrehen was da los war, als jemand mir von hinten irgendwie die Augen zuhielt. "Wer bin ich?" sagte er und sofort war ein breites Lächeln auf meinen Lippen. In meinem Bauch fühlte es sich irgendwie so an als würden dort hundert Ameisen rumlaufen. "Hast du mich schon vermisst?" flüsterte er in mein Ohr. Ich griff nach seinen Händen, die immer noch auf meinen Augen lagen. " A, a, a." machte er "Erst musst du erraten wer ich bin." "Ääm, Lip?" riet ich und erhielt ein empörtes "Was?!" als Antwort. Seine Hände flogen von meinen Augen und er drehte mich um. Jetzt konnte ich endlich in seine strahlend blauen Augen gucken und hatte das Gefühl von purer Glückseligkeit. Ohne überhaupt darüber nachzudenken, schlang ich meine Arme um seinen Nacken, drückte ihn fest an mich und legte mein Kinn auf seine Schulter. "Du kleiner Spieler hast mich sofort erkannt!" brummte er und vergrub seine Nase in meiner Schulter. Ich nickte nur und löste mich. Zusammen gingen wir rüber zu den anderen. Zu denen George schon lange gegangen war. Er unterhielt sich gerade mit Lasse und Leopold, doch Luke steuerte zu Lip un Alex. "Ich musste noch was mit HerrN Berger besprechen." erklärte er sein späteres erscheinen.

Nach der Pause hatten wir Englisch. Meine Vorfreude hielt sich in Grenzen, weil Englisch mein absolutes Hassfach war die Lehrerin war doof und ich konnte diese Sprache einfach nicht, mochte sie noch so verwandt mit Latein sein. George ging neben mir her mit seinem Rucksack auf einer Schulter. "War das Ok so in der Pause?" versuchte ich meine Sorgen anzusprechen. "Was meinst du?" fragte er verwirrt. "Ich will wissen ob du dich von mir zurückgesetzt fühlst." meinte ich grade heraus und erntete ein Nicken. Er schwieg kurz und schien über seine Antwort nachzudenken. Ich wusste, dass er viel besser darin war über seine Gefühle zu sprechen als ich, deshalb beunruhigte mich seine Denkpause.

"Das in der Pause hat mich jetzt nicht gestört. Die Jungs sind alle nett. Ich hab kein Problem bei ihnen zu sein. Ich fühl mich auch nicht allein. Ich hab viele Freunde mit denen ich was machen kann. Aber ich vermiss dich schon ein bisschen." sagte er und machte am Ende seinen Dackelblick. "Aww." kommentierte ich dies und schloss.ihn einmal fest in meine Arme. Wir lachten und er klopfte mir auf die Schulter. "Es ist alles Ok Kleiner. Ich mein nur, auch wenn wir was zusammen machen und er dabei ist dann hast du nur Augen für ihn. Ich fänd's schön, wenn wir mal wieder was zusammen allein machen." ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte und wir machten uns seufzend auf in den Englischraum.

Nach der Schule fuhr ich zusammen mit George mit dem Fahrrad nach Hause. Wir führen lachend nebeneinander her und George erzählte lustige Partygeschichten. "...ich mein es ist einfach jeder diesen Schlüssel gesucht und sie hat alle dafür klein gemacht, dass sie angeblich den Schlüssel verloren haben und am Ende hatte sie ihn in ihrer Unterwäsche damit ihn niemand klauen kann." wieder brachen wir beide in schallendes Gelächter aus sausten den Hügel zu meinem Kloster hinunter. Mit einem Winken verabschiedete sich George von mir und bog dann in seine Straße ein. Ich fuhr die Einfahrt rauf stieg von meinem Fahrrad ab und stellte es in den Durchgang.

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