Endlich.

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Nachdem wir vom Bäcker zurückgekommen waren, hatten wir die Brötchen in die Küche gebracht und noch zwei Stunden FIFA gespielt bis Georges Eltern aufwachten. Wir hatten gemeinsam gefrühstückt und George hatte mich nach Hause gefahren und wir hatten gemeinsam meine Sachen für die Klassenfahrt nächste Woche zusammengepackt. Danach hatte Bruder Alexander uns zum Mittagessen gerufen und wir hatten gemeinsam gegessen. Nach dem Essen war George wieder nach Hause gefahren und nun saß ich allein in meinem Zimmer. Vor mir ausgebreitet lag der Bußgürtel den ich auf dem Dachboden gefunden hatte.
Ich strich einmal behutsam darüber und betrachtete ihn näher. Er war etwa 15 cm breit und konnte an der Seite mit Lederriemen verschlossen werden und auf dem kettennetzartigen Material waren kleine metallene Dornen verankert.
Nachdem ich mich entschlossen hatte ihn anzulegen, verschloss ich die tür und zog mir Hose und Shirt aus. Ich nahm den Gürtel und band ihn locker um mein Oberschenkel. Dann fedelte ich die Gürtelschnalle zu und warf nocheinmal einen Blick auf mein Bein. Ich griff nach meinem Shirt, biss darauf und zog die Schnalle mit einem Schwung so fest ich konnte. Ein unterdrückter Schrei drang aus meiner Kehle in das Shirt und ich schob den Riemen schnell durch die Schnalle bevor mich die Kraft dazu verließ. Ein ungeheurer Schmerz schoss durch meinen Körper. Schlimmer als die Peitschenhiebe und anhaltend. Das Matall drückte sich in meine Haut, welche zwischen den Maschen hervordrang und ließ an einigen aufgedrückten Stellen Blut entrinnen. Ich spürte wie Tränen des Schmerzes über meine Wangen rannen und wischte diese energisch weg. Dann wollte ich aufstehen und zu meinem Bett laufen, doch jegliche Kontraktion von Muskeln ließ den Gürtel in eine andere Position rutschen und benebeltr mich von Schmerzen. Ich ließ mich sachte auf mein Bett fallen, wo ich irgendwie meine Kutte über zog und dann ausruhend liegen blieb. Ich sank vor Erschöpfung und Schmerz in einen seltsamen unruhigen Schlaf und wachte am späten Nachmittag schweisgebadet auf.
Ich stand auf, schrubbte den Blutflecken der sich vorhin an der Stelle an der ich saß gebildet hatte weg und machte mich auf den Weg nach unten zu den anderen um etwas Gartenarbeit zu erledigen. Der Schmerz, der unentwegt durch das sich an meinem Bein bewegende Metall verursacht wurde beneblte alle meine Sinne und nahm mein Bewusstsein vollkommen ein. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als den Gürtel an meinem Bein. Mit einem lächeln begann ich das Unkraut zu jäten. Trozdessen der Schmerz unerträglich schien. Er erfüllte seinen Zweck. Meine Gedanken waren auf nichts anderes fixiert.
Den Rest des Tages verhielt ich mich relativ ruhig. Blieb in meinem Zimmer und redete nicht beim essen.
Am Sonntag fühlte ich mich schlapp. Ich erledigte zwar alle meine Aufgaben, musste jedoch eine enorme Anstrenung dazu aufbrigen. Als ich abends im Bett lag war ich totmüde, doch als ich mich fragte warum ich das nochmal tat, schlief ich mit einem Lächeln auf den Lippen ein.

Als ich am Montag Morgen in den Spiegel meines Bades guckte sah ich dort nur noch einen Schatten meiner selbst. Der Gürtel hatte mir in den letzten zwei Tagen viel Kraft abgefordert. Ich hatte mich zwar gestern Abend noch gewaschen, trozdem hatte das Blut an den standig aufreisenden Wunden meine Kleidung durchsuppt. Nachdem ich mich frisch angezogen hatte, schleppte ich mit aller Kraft meinen Koffer die Treppe runter zu Bruder Benedikt, der mich freundlich lächelnd am Auto empfing. Da man den Gürtel durch eine Hose gesehen hätte entschied ich mich dazu eine Kutte zu tragen, das würde zwar einige irritierte blicke aus sich ziehen, jedoch hatte ich nicht wirklich Alternativen. Bruder Benedikt sprach mich nicht weiter darauf an, sondern fuhr mich nur wortlos zur Schule und half mir dort meinen Koffer auszuladen. Mit einem "Gott segne und behüte dich Bruder John." und einem Lächeln fuhr er wieder davon und ich ging rüber zu George. Dieser lächelte freundlich bis ich direkt vor ihm stand dann fiel ihm das Lächeln aus dem Gesicht. "Sorry Bro, aber du siehst echt furchtbar aus." begrüßte er mich, worauf ich mit einem "Danke dir auch einen Guten Morgen." antwortete. "Du weißt ganz genau was ich meine. Bist du übers Wochenende krank geworden oder hast du wieder übertrieben damit dich selbst zu foltern? Vorgestern hattest du noch eindeutig mehr Farbe im Gesicht." "Musst du das hier so rumschreien? Sei Bitte leise. Und außerdem heißt es Selbstkasteiung und ist eine gute Variante um sich zu bestrafen." gab ich patzig zur Antwort.
Unser Lehrer pfiff und wir stiegen nacheinender in den Bus ein.
Ich achtete darauf mich weit entfernt von ihm aufzuhalten, was mir aber leider irgendwie nicht gelang.
Als ich gerade durch die Tür war und die kleine Treppe zu den Sitzen hinaufstieg, stand er plötzlich hinter mir und stieß versehentlich gegen mein Bein. Ein plötzlicher Schmerz ließ mich aufstöhnen und zusammensacken. Und so saß ich auf einmal vor ihm auf der Treppe. Als ich aufblickte sah ich in die blauesten Augen dieser Erde die mich erschrocken und besorgt ansahen. Ich war plötzlich total unruhig und fühlte ein Kribbeln im ganzen Körper. Wie erstarrt blieb ich sitzen und schaute ihn an.
"Tut mir leid! Ist dir was passiert?" Sein Blick wanderte zu meiner Hand die reflexartig zu meinem Oberschenkel geschnellt war wo sich nun ein kleiner Blutfleck abzeichnete. "Oh mein Gott. Ich hab dich verletzt! Was hab ich nur getan?" er war vollkommen entsetzt von sich und wollte behutsam über den Fleck streichen, doch ich stieß seine Hand weg und sprang auf. Meine Hand brannte an der Stelle an der ich ihn berührt hatte. "Nicht...ist scho-schon ok." stotterte ich und lief schnell auf irgendeinen Zweierplatz zu. Als ich mich setzte, achtete ich darauf mein Bein nicht zu sehr zu belasten damit kein Blutflecken im Polster entstehen würde.
George schmiss sich auf den Sitz neben mich und begann sich häuslich einzurichten. Ich wandte meinen Blick straight aus dem Fester, um ihm nicht noch einmal ins Gesicht schauen zu müssen.
George steckte sich die Kopfhörer in die Ohren und war somit nicht mehr ansprechbar. Das machte mir jedoch nicht viel aus, so hatte ich mehr Zeit dazu meine richtigen Gedanken zu finden.

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