Auf dem Weg zurück ins Schloss warf mir Luke andauernd Schuld bewusste Blicke zu doch ich starrte stur geradeaus und versuchte ihn möglichst offensichtlich zu ignorieren. George lief eine ganze Weile stumm neben mir her bis wir etwa bei der Hälfte das Weges angelangt waren. Dort räusperte er sich und sah mich von der Seite an. "John?" "Ja?" "Du weißt , dass er es nicht so gemeint hat?" ich brummte nur sauer. "Dann hätte er es ja auch nicht sagen müssen!" gab ich schnippsich zurück. "Er hat doch nicht gewusst, dass er damit bei dir einen wunden Punkt trifft." ich schwieg als Antwort. "Er wollte dich nicht verletzten. Das weist du?" ich ließ mir seine Worte nochmal durch den Kopf gehen. 'Warum haben sie dich damals nicht in ein Heim oder zur Adoption frei gegeben?' "Ich hasse es. Sie haben mich gewollt. George du weißt es." "Ja natürlich haben sie das. Sie tun es immer noch. Aber kannst du nicht verstehen, dass man sich so etwas fragt? Der normale Weg wäre neunmal dich woanders hin zu bringen. Ich hab das am Anfang auch nicht verstanden. Erinnerst du dich?" und wie ich mich erinnerte. Wir hatten uns gerade erst angefreundet da hatte er mir dieselbe Frage gestellt, wir hatten eine Woche nicht miteinander geredet bis George mich in den Zoo eingeladen hatte um sich bei mir zu entschuldigen. "Ja." meinte ich also missmutig zur Antwort. "Ich kenn dich. Du kannst sowieso nicht ewig sauer auf ihn sein." jetzt seufzte ich geschlagen. Wo er Recht hatte...
Ich warf einen Blick zu Luke der mich immer noch traurig ansah. Ich lächelte ihm zu und konnte sehen wie sich seine Gesichtszüge erhellten. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er formte ein Wort mit dem Mund. 'Danke'
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in unseren Zimmern George und ich schauten uns einen Film auf seinem Computer an. Gegen 18 Uhr konnte man die anderen aufbrechen hören. Sie hatten anscheinend die Erlaubnis von Frau Wagner erhalten nochmal zum See zu gehen und dort Abendbrot zu essen, während der Rest des Jahrgangs im Schloss blieb. Nachdem ich mein Gebet zur Vesper gesprochen hatte machten wir uns ebenfalls fertig und folgten den andern zum See.
Als wir ankamen loderte bereits ein Feuer am Strand. Drumherum saßen etwa acht Jungs und Susan. Wir gingen zu den anderen und wurden mit freudigem Gegröle begrüßt. George schnappte sich eine Flasche Bier aus einem Kasten, der im Wasser in Ufernähe stand und brachte mir eine Cola mit. Ich war mir ziemlich sicher, dass das trinken von alkoholischen Getränken uns am Anfang der Fahrt verboten worden war. Ich war mir aber auch sicher, dass sowohl George als auch die anderen das ebenfalls wussten. Trotzdem, um sicher zu gehen, beugte ich mich rüber zu George und flüsterte ihm ins Ohr. "Ich dachte wir dürfen keinen Alkohol trinken?" dieser lachte kurz und nickte dann. Ich verstand nicht warum er und die anderen trotzdem tranken obwohl es doch verboten war, fragte aber nicht weiter nach. Die würden schon ihre Gründe haben.
Es war eine lustige Runde am Feuer und alle quatschten wild durcheinander. Ich besah mir das Treiben, brachte mich jedoch nicht in die Unterhaltung mit ein. Es fielen eine ganze Menge fragwürdiger Worte, die ich mir lieber erspart hätte, aber wenn ich diese überhörte war es eigentlich ganz lustig. Nach einiger Zeit packten wir das Abendbrot aus und die Gruppe verteilte sich langsam und auch George, Luke, Leopold, Lasse, zwei Jungs aus Lukes Zimmer und ich setzten uns etwas abseits in den Sand und begannen Würstchen zu essen, die wir vorher ins Feuer gehalten hatten.
Leopold holte eine Box raus und begann leise Musik an zu machen. Direkt beim ersten Lied begann Luke plötzlich laut mitzusingen.
"Dites-moi d'où il vient, Enfin je saura où je vais, Maman dit que lorsqu'on cherche bien, On finit toujours par trouver..."
Seine Freunde stiegen mit ein, konnten den Text jedoch nicht halb so gut, wie Luke und plapperten einfach irgendwas, was sich so ähnlich anhörte, das war jedoch egal, denn sie schienen alle drei viel Spaß zu haben. ich selbst verstand kein Wort von dem französischen Text und erst recht nicht in diesem Tempo. Im Refrain setzten sie dann an lautstark die richtigen Zeilen zu singen. Und es erklang laut:
"Où t'es? Papaoutai?, Où t'es? Papaoutai?, Où t'es? Papaoutai?, Outai outai où papaoutai?"
Nachdem der Refrain geendet hatte brachen alle drei in großes Gelächter aus und beendeten ebenfalls den seltsamen Sitztanz den sie dazu aufgeführt hatten. "Das ist mein Lieblingslied." erklärte Luke dann immer noch halb lachend und wir nickten einfach. Was sollte man auch darauf sagen.
"Ok ich hab Lust auf ein Spiel." meinte dann Leopold. Wir sahen ihn erwartungsvoll an. "Wie wär's mit 'Ich hab noch nie'?" schlug er vor. Alle stimmten ein und ich fühlte mich etwas seltsam, weil ich überhaupt gar keine Ahnung hatte wie das ging. George schien meinen hilflosen Blick mitbekommen zu haben, denn er beugte sich zu meinem Ohr und flüsterte: "Jemand sagt einen Satz und du musst einfach einen Schluck trinken, wenn du das gesagte schonmal gemacht hast." Ich nickte als Zeichen, dafür, dass ich verstanden hatte. So schwer konnte das doch nicht sein.
Leopold begann. "Ich hab noch nie einen Porno geschaut." Ich war etwas geschockt von seiner Frage, doch alle anderen tranken einfach. Auch George. Ich war etwas verwundert über meinen besten Freund, doch was hatte ich eigentlich erwartet? Die Runde ging weiter und es stellte sich herraus, dass das spannende an dem Spiel wohl die Fragen waren und dass ich wohl eine ganze Menge über George nicht zu wissen schien. So ging die Runde rum. Lasse sagte. "Ich hab noch nie von Alkohol gekotzt." wobei alle außer George und mir tranken. Luke meinte "Ich hab noch nie etwas verbotenes getan." und nahm direkt einen schluck aus seiner Flasche. Ich überlegte. Als ich klein war hatte ich einen Schokoladenkeks aus der Dose von Bruder Benedikt gemopst obwohl er es verboten hatte. Also trank ich. "Oh was hat unser frommer Junge denn so schlimmes verbrochen?" wollte Lasse natürlich wissen und ich wurde rot und senkte den Blick. Dann beugte ich mich zu George und flüsterte es ihm ins Ohr. George lachte laut auf und meinte dann gespielt böse "Ein kleiner Dieb also?" ich wurde noch röter und senkte meinen Blick erneut. "Was hat er denn geklaut?" fragte Leopold neugierig. Ich konnte Georges vielversprchendes Grinsen sogar spüren bevor er sagte: "Einen Schokolaaaaaaadenkeks." wobei er das 'a' extrem in die Länge zog. Das brachte seltsamerweise alle zum Lachen. "Jo Bruder John." meinte Lasse dann. "Ich glaube, das war nicht mit etwas Verbotenem nicht gemeint." "Aber es war doch verboten?" "Ja du hast recht." damit war das Thema beendet und die Runde ging weiter. Nun war ich an der Reihe und grübelte was ich sagen könnte. "Ich hab noch nie...ich hab...noch nie die Schule geschwänzt." zu meiner Verblüffung tranken alle außer mir und George. "Ihr habt alle schonmal die Schule geschwänzt? Platzte es aus mir heraus. "Ja." meinte Lasse nur. "Schuldig." Leopold hob die Hand. "Ja hab ich." war das einzige was Luke sagte. Ich war enttäuscht sowas hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Aber er würde schon seine Gründe dafür gehabt haben. Nun war die Reihe an George. "Ich hab noch nie einen Jungen geküsst."
DU LIEST GERADE
Religious
RandomJohn ist überzeugter Christ. Sein ganzes Leben führt er nach den Lehren Gottes und zweifelt nie an ihrer Richtigkeit. Doch dann taucht plötzlich ein neuer Schüler auf und wirft ihn in einen Konflikt zwischen seinem Glauben und seinen Gefühlen. "Wa...