Kapitel 26

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Clay schnappte nach Luft. Verdammt es roch so widerlich. Er kannte den Geruch, trotzdem war es jedesmal ein Schauer, wenn er das roch. Riechsalz. Verwendet, um ohnmächtige Personen wach zu kriegen.
Er hatte Kopfschmerzen und neben den Schmerzen in seinen Beinen, Armen und Bauch, war da ein sehr tiefer Schmerz. George.. Er wusste er war tot, aber erinnerte sich nichtmehr an viel. Das war vielleicht auch der Grund, wieso er alles Geschehene anzweifelte. ,,Du kannst dich an nichtmehr viel erinnern.", hörte er eine ruhige Stimme von der anderen Seite des Raumes, in dem er lag. Erst jetzt wurde er sich seiner Umgebung bewusst. Ein großes, gemütlich aussehendes Arztzimmer und Clay selbst lag auf einer Liege am Rand des Zimmers. Neben der Tür stand ein Polizist und bewegte sich nicht. ,,Muss wohl der Schock sein. Trinken Sie, Sir.", der Arzt stand auf und hielt ihm ein Glas Wasser hin. Misstrauisch starrte Clay in das Wasser. Dann schüttete er es runter und hustete. ,,Ganz ruhig..", redete der Arzt auf ihn ein.
,,Vermutlich hat er durch den Schock alles vergessen.", sagte eine fremde Stimme. Alle hoben den Kopf, um zu sehen wer den Raum betreten hatte. Ein anderer Arzt lächelte die Anwesenden an und schüttelte die Hand des anderen Arztes.

Pov Clay
Ich hatte nicht alles vergessen. Die Polizei und eine andere Gang, die uns an die Bullen verraten hatte, hatten unsere Villa gestürmt. Und verdammt, George war tot. Meine Trauer entwickelte sich in Panik und Wut. Wo war ich? Wo war Ravi, Dad und die Anderen? Wo war Technoblade und Nick? Ich hatte sämtliche Kontrolle über die Situation verloren. Ich find an zu zittern, vergrub meinen Kopf in meinen Händen und schluchzte. Doch anstatt zu weinen, stieg mehr und mehr Panik in mir auf. Die Anderen im Raum schienen das zu bemerken und einer der Ärzte strich über meinen Rücken. Ich stellte mir vor, es wäre George, der meinen Kopf küssen, und mir sagen würde, alles würde gut werden. Als mir erneut Tränen in den Augen aufstiegen wechselte ich in Gedanken zu Mum. Sie war immer da gewesen, auch wenn mein Vater mal wieder fies zu mir war. Ich wollte sie wieder finden, aber ich hatte jetzt vermutlich zuviel zutun. Irgendwann weinte ich dann doch. Es war mir egal wie schwach ich war, wie sehr und laut ich weinte. Ich wollte nicht so viele Tode beklagen. Erst recht nicht den von George.
Ich erinnere mich nicht genau, was dann passierte, ich glaube aber man brachte mich in ein Patientenzimmer und versuchte, mich zu therapieren, oder mehr herauszufinden. Jedenfalls versuche ich, zu erfahren, wer mich ins Krankenhaus geschleppt hatte, was mit der Villa war, wo meine engsten Verbündeten sich aufhielten und wie es ihnen ging. Innerhalb einer Woche hatte ich mehrere Ausrissversuche, aber jedesmal wurde meine Bewachung stärker. Irgendwann redete ich wieder und mein Vater kam, um mich abzuholen. Vorzeitig zogen wir in unsere Villa in den Bergen der Schweiz. Mit blieb nicht viel Zeit, zu trauern. Mein Vater hatte höchste Ansprüche an mich und ich durfte keine Schwäche zeigen.

-

Krähen kreisten um das Haus. Gierig verschlungen Sie die Sonnenblumenkerne, die hier auf dem Boden und unter der Erde lagen. George hatte noch nie etwas so ekelhaftes und abartiges gesehen. Sie pickten sich gegenseitig die Augen aus und kneiften sich ins Gefieder rissen sich die Federn aus und schrien herum.

Dann krachte es.
George schreckte hoch und schnappte nach Luft. Wieder ein Albtraum..

Er setzte sich auf. Die Wiese, auf der er lag, war nass. Das Krachen war Donner gewesen und jetzt schüttete es wie aus Eimern. Ihm war kalt und er schreckte Blut. Nachdem er vorgespielt hatte, erschossen worden zu sein  indem er seinen Angreifer in den Schritt stieß und dann dramatisch zu Boden fiel, hatte er alle in dem Glauben gelassen, tot zu sein.

Nachdem er in den Wald gerannt war, kam er in einen 7km entfernten Stadtpark an.
Er blutete es der Nase und hatte kaum Kraft mehr. Auf dem Boden liegend, fiel er voller Panik und Entkräftigung in einen tiefen Schlaf. Jetzt dachte George an seine Familie, Clay, Ravi und Karl.. Auch er hatte das, was passiert war, nurnoch schemenhaft im Kopf.
Clay war sicher im Gefängnis, wenn er nich auch tot war.
Zitternd stand er auf und suchte Zivilisation.

Pov Clay
Ich nippte an meinen Kaffee. ,,Gibt es neue Informationen?", fragte ich. Der Bote vor mir und meinem Vater nickte. ,,Die Polizei hat den Fall George Davidson fallen lassen. Für die Bullen sind sie, Sir, nur ein reicher Geschäftsmann, dessen Verlobter erschossen wurde." Ich nickte. ,,Danke." Mein Vater und ich wechselten Blicke. ,,Dann nehmen wir die Suche nach seiner Leiche selbst auf.", entschied mein Vater. Mir stiegen wieder etwas Tränen in den Augen auf.
Ich verließ den Raum.

George fror immernoch entsetzlich und erst hatte er sich darum bemüht, nicht krank zu werden und hatte seine nasse Kleidung ausgezogen, aber jetzt war es viel zu spät. Er wusste ja nicht, wo Clay war, falls er noch lebte. Zur Villa zurück konnte er vorerst nicht. Er hatte jetzt oft genug geweint und schluckte den Kummer runter. Er war verzweifelt. Er vermisste jetzt sein strenges Leben, indem er kaum eine eigene Meinung haben durfte oder selbst entscheiden konnte, wann er wo hinging. Irgendwann beschloss er an Häusern zu klingeln und nach dem Hotel, in dem seine Familie sein sollte, zu fragen. Tatsächlich öffnete die 3. Tür, an der er klingelte, und eine alte Frau schaute ihn besorgt an. George erzählte, dass er von ein paar fremden Männern überwältigt worden, und gerade noch dem Tod entkommen war. Die alte Frau hatte zwar kein Handy, bot ihm aber an, ein Bad zu nehmen und essen zu dürfen. Zögernd nahm George ihr Angebot an.
,,Wissen Sie, sie sollten vorsichtig sein.", sagte George. ,,Sie kennen mich doch garnicht und lassen mich dann trotzdem rein." Die Frau zuckte leicht mit den Schultern und schlurfte in ihr Haus. ,,Ich habe keine Angst vor dem Sterben, falls du mich umbringen willst.", sagte sie.
George wusste nicht, was er darauf sagen sollte und folgte ihr schweigend in ein kleines Bad mit altmodischen Fliesen.
,,Das Wasser braucht etwas, bis es warm ist. Nimm dir da ein Handtuch. Ich bin Tee für dich machen.", lächelte sie George an. ,,Vielen Dank, aber bitte machen Sie sich nicht zu viel Mühe.." Die alte Dame schüttelte den Kopf. ,,Auf meine alten Tage bin ich froh, mal Besuch zu bekommen.", seufzte sie und humpelte aus der Tür.
George sah sich um. Es war herrlich warm in ihrem Haus und er fühlte sich langsam sicher. Er zog sich aus und betätigte dann den Duschkopf. Wie es damals üblich war, besaß das Bad nur eine Badewanne, in der man stehen konnte. Er verschloss den Abfluss, um seine Füße im herunterlaufenen Wasser wärmen zu können und wartete, bis das Wasser warm war. Er benutzte nur etwas Seife, um den Dreck loszuwerden und legte sich dann in die Wanne. ,Nur kurz entspannen..' dachte er, und schloss die Augen.

Irgendwann öffnete er sie wieder. Er musste eingenickt sein, denn er konnte sich an die letzten Minuten nicht erinnern. Er stieg aus der Wanne und spritzte sich mit warmem Wasser ab. Er zog seine, mittlerweile von der Heizung getrocknete, Kleidung an. Er richtete seine Haare und öffnete dann die Tür zum Hausflur.  Ein köstlicher Duft stieg ihm entgegen. Er konnte diesen Geruch keinem Gericht zuordnen. Er folgte dem Duft und fand sich in einer kleinen aber schönen altmodischen Küche wieder. Die Frau rührte in einer Pfanne und ging dann einen Schritt zurück. Neben ihr lag ausgebreitet ein paar Blätter von einer Küchenrolle. Ein paar apfeltaschenartige Teilstücke waren darauf verteilt. Sie schien etwas zu frittieren. Die Frau schaute zu George. ,,Oh hallo. Hat das Bad gut getan?" George nickte. ,,Ja sehr..danke.."
,,Setz dich doch an den Tisch. Ich mach ein traditionell russisches Menü." George staunte. ,,Ein ganzes Menü? Das hätte wirklich nicht sein müssen..", seufzte er besorgt. ,,Ist gut, mal wieder in Übung zu kommen.", lächelte die Frau.

sugar baby (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt