Kapitel 67

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Pov Ravi
Nachdem ich Mister Fracson angerufen hatte und der Termin fest stand, wartete ich am nächsten Morgen im Auto vor dem Penthouse der beiden.
Mit fast 20 Minuten Verspätung lief George aus dem Drehkreuz des Wolkenkratzers. Er sah sich, vermutlich nach mir, um.
Durch die Tönung der Fensterscheiben erkannte er mich im Auto nicht. Ich hupte kurz und er lief auf mich zu. ,,Na endlich, das macht sicher einen super Eindruck.", schimpfte ich ihn. ,,Was denn?", fragte er so unschuldig wie immer und setzte sich neben mir auf den Beifahrersitz. ,,Na, du bist schon fast 25 Minuten zu spät."
,,Echt? ich dachte nur 10."
,,Tja aber es sind 25."
,,Ja okay, sorry, war ja nicht Absicht.", entschuldigte er sich.
,,Selbst die 10 Minuten sind 10 Minuten zu spät. Sorg dafür, dass du nächstes mal pünktlicher bist."
,,Was regst du dich eigentlich so auf, seit wann bist du so aggressiv?"
,,Ich bin nicht agressiv, nur streng. Wenn ich nicht das mache, was Clay sagt habe ich ein riesen Problem."
,,Aber ihr seid doch beste Freunde?", hakte George nach.
,,Ja aber er ist immer noch mein Boss. Und jetzt sei still ich muss mich konzentrieren."

Pov George
Was war denn mit Ravi los? Seit wann war er so... genervt? ich hatte ihn bisher noch nie so erlebt und sein Verhalten verletzte mich in irgendeiner Weise. Er fuhr weiter in die Stadt hinein und ich schaute aus dem Fenster dem regen Innenstadtleben zu. Ich fragte mich, wie das heute werden würde. War dieser Mister Frecson nett? Und wie brutal konnte einen Selbstverteidigungskurs sein? Ich hatte auch nicht sonderlich Lust mit richtigen Schießwaffen zu kämpfen, schließlich hoffe ich auch, niemals in solch eine Situation zu kommen. Beziehungsweise - das war ich ja schon. Deswegen wusste ich, dass dieses Wissen und der sichere Umgang mit Schusswaffen für mein Leben jetzt viel mehr Bedeutung hatte als davor.

,,Wir sind da, steig aus.", sagte Ravi trocken und aus dem Nichts hatte er vor einem großen Gebäude angehalten, bei dem über dem Eingang ein großes Plakat hing, auf dem darauf hingewiesen wurde, dass hier jeden Montag, Mittwoch und Freitag Selbstverteidigungskurs war. Ob das der Selbstverteidigungskurs von Mister Fracson war? Denn heute war Dienstag.. Hatte Clay etwa einen Einzel-Verteidigungskurs b eantragt? Das war doch so teuer... Da ich nicht wirklich reagierte, schnaubte Ravi genervt. Das holte mich zurück aus meinen Gedanken und ich lief schnell aus dem Auto auf das Gebäude zu. Wenigstens würde niemand dabei sein, wenn mich Mister Fracson dafür tadeln würde, so spät zu sein. Innendrin gab es einen großen Empfangsbereich und Zettel an der Wand mit Pfeilen wiesen einen den Weg in die verschiedenen Räume an. Auf einem stand ein Pfeil nach oben - das Treppenhaus - und dass dort der Selbstverteidigungskurs sein würde. Ich lief die Treppen nach oben und vor mir öffnete sich ein kleiner Raum der durch zwei offene Türen einen sehr viel größeren Raum, ähnlich wie ein Tanzstudio.

Ich hörte mindestens drei verschiedene Frauenstimmen aus dem Raum, und guckte hinein. Mindestens sechzehn weibliche Augenpaare blickten mich neugierig an. ,,Kommen sie auch zum Ballett?", fragte mich eine etwas älter aussehende Dame in einem Ballett Tütü. ,,Ähm nein ich bin hier für den Selbstverteidigungskurs bei Mister Fracson."
,,Oh achso, da bist du aber hier falsch. Müsste ein Stockwerk weiter oben sein."

Ich lief rot an und nickte. ,,Okay dankeschön.", bedankte ich mich und lief schnell nach oben. Das war ja mal total peinlich..

Als ich oben ankam, sah das ganze schon mehr aus wie ein Selbstverteidigungskurs, außerdem hingen überall Plakate und Urkunden von sämtlichen Lehrern oder Schülern, die mal Preise oder Wettbewerbe gewonnen hatten. Anscheinend war hier auch Karatekurs.

,,Sind sie George Wastaken?" erschreckte mich eine männliche Stimme von hinten.

Ich drehte mich um und stand einem etwas größeren Mann gegenüber, der mich fast grauen Augen ansah.
Er hatte graue, lange Haare, die er in einem Dutt nach hinten gebunden hatte. Er besaß mehrere Tattoos an den Armen und ich war mir nicht sicher, wie alt er war. Mindestens 30. Außerdem fiel mir auf, dass mich heute jemand das erste mal bei meinem neuen Namen genannt hatte. George Wastaken.
Ich stotterte verlegen. ,,J-Jap. Sie müssen Mister Fracson sein."
Er nickte und ging an mir vorbei. ,,Da sie sich verspätet haben, was bei dem Stadtverkehr mal passieren kann, würde ich sagen wir fangen gleich an.", beschloss er und wandte sich während des Gehens zu mir um. Ich nickte nur und folgte ihm in den großen Raum, der anscheinend direkt über dem Ballett Stockwerk war.

Rechts und links von mir sah ich einige Spinte und viele Kleiderständer mit Kleidung, die mich an Ninjas erinnerten.
An den Wänden hingen weitere Urkunden und Ehrungen.
,,Als erstes bekommst du passende Kleidung.", meinte er und nachdem er mich nach meinen Maßen gefragt hatte, drückte er mir eine lockere dünne Jogginghose und ein T-Shirt in die Hand, auf dem das Logo des Vereins gedruckt war. Dann schickte er mich in eine der Umkleidekabinen, die in einem anliegenden Raum lagen. Es war recht bequem und ich konnte mich gut darin bewegen.

Mister Fracson musterte mich zufrieden und erklärte dann erstmal ziemlich lang, wofür das Training eigentlich da war und erzählte mir dann von seinen ganzen Erfolgen.
Dann sprach er mit mir über ein paar Grundübungen und Wissen über Schwachpunkte des Körpers des Menschen. Erst jetzt hörte ich ihm richtig zu, seine Rede von vorhin hatte ich so gut wie es ging ausgeblendet. Die nächsten 40 Minuten erklärte er weiterhin Schwachpunkte der Anatomie des Menschen, zeigte mir ein paar simple Verteidigungstechniken oder wie man sich auch mit Stimme wehrte. Am Anfang war das ganze noch relativ entspannt, trotzdem lief ich mit rotem Kopf und Schweiss auf der Stirn aus dem Gebäude. Ravis Auto - auch wenn das ganz sicher Clays Auto war - stand schon vor dem Gebäude und wartete auf mich. Er begrüßte mich nicht mal und bevor ich mich anschnallte fuhr er auch schon vom Parkplatz. Ich beschloss, ihn nicht darauf anzusprechen. Vielleicht war ja jemand gestorben oder er hatte Streit mit jemanden oder generell einfach nur einen schlechten Tag, und ich wusste es konnte ziemlich gut tun, dann nicht mit fragen gelöchert zu werden. Eine gute Sache hatte seine schlechte Laune dann doch, denn anstatt wie Clay befohlen hatte, mit mir gescheit Essen zu gehen, bestellte er einfach Pizza die wir auf dem Weg zum Penthouse zurück abholen würden. Erst jetzt bemerkte ich wie groß mein Hunger war und auch wie müde mich das ganze gemacht hatte.

Mit der Pizza auf dem Schoß näherten wir uns dem Penthouse. Noch bevor Ravi stehen bleiben konnte, gefrohr mir das Blut in den Adern..

Vor dem Eingang des Penthouse, erkannte ich Clays blonden Haarschopf, der einer Frau vor sich einen Kuss auf die Wange drückte, falls es überhaupt die Wange war..

sugar baby (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt