Ivar the boneless

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*Y/n lebt ein normales Leben in Irland und arbeitet in einem Museum als plötzlich ein Vikinger in ihrem Wohnzimmer landet.*

"Gehen wir am Wochenende wandern?"
"Ich muss mal gucken."
"Du hast doch eh vor deinen Job zu kündigen."
"Ja ich weiß. Trotzdem muss ich mir jetzt erstmal was neues suchen."
"Du  hast dir deinen Arsch für die aufgerissen. Und dann-"

Ein lautes Scheppern lässt mich aufschreien. 

"Y/n! Y/n! Was ist los?" ruft meine Schwester am anderen Ende, während ich mich an die Wand drücke und versuche mein hämmerndes Herz zu beruhigen. "Y/n?"
"Alles in Ordnung. Ich rufe dich später zurück."
"Bist du dir sicher? Soll ich die Polizei rufen?"
"Nein. Nein es ist alles gut."

Ich drücke auf den roten Hörer und gehe vorsichtig zurück ins Wohnzimmer. Auf dem Boden, neben meiner zertrümmerten Vitrine liegt ein bewusstloser Mann. "Scheiße. Wo kommt der denn her?"

Sein Gesicht ist voll mit weißer Farbe und er hat eine Art Axt in seiner linken Hand. Das ist das erste was ich ihm aus der Hand nehme. Und sie ist unglaublich schwer. Er trägt dickes Fell, was aussieht wie von einem Bären und dicke Winterstiefel. Wo kommt er her?

"Sir? Sir hören Sie mich? Hey?"

Ich fasse an seinen Hals um zu gucken ob er einen Puls hat, als er plötzlich mein Handgelenk greift und sein Kopf nach oben schellt. Panisch reiße ich meine Hand aus seinem Griff und krabble rückwärts an die Wand zurück.

Jetzt sieht er mich genauso verwirrt an wie ich ihn. Er sagt etwas, doch ich verstehe ihn nicht. 
"Was? Ich kann dich nicht verstehen."

Er stützt sich auf seine Vorderarme und schwingt sich dann so rum, dass er sitzen kann. Bevor er seine Beine nach vorne zieht. Seine Beine funktionieren nicht. War das durch den Schrank? Ich versuche es mit Zeichensprache. "Woher kommst du?" frage ich mit meinen Fingern und er legt nur seinen Kopf schief, bevor er etwas auf seiner Sprache sagt. Ok so kommen wir nicht weiter. 

20 Minuten später ist ein Freund aus dem Museum bei mir. Der Mann hatte inzwischen was gegessen und getrunken und starrte meinen Freund Phil feindselig an. "Er ist einfach bei dir aufgetaucht?"
"Ja er ist einfach in meinen Schrank gefallen. Und er versteht nicht was ich sage."
"Er sieht aus wie ein Wikinger. Viele Wikingervölker haben Altnordisch gesprochen. Das werde ich einmal versuchen."
"Du sprichst Altnordisch?"
"Ja. Eine Leichtigkeit."

Er hockt sich vor dem Mann hin und beginnt mit ihm zu reden. Prompt kriegt er eine Antwort und die beiden unterhalten sich. "Er sagt, dass er Ivan der Knochenlose heißt. Er ist definitiv nicht aus dieser Zeit. Er sagt er war auf dem Kriegsfeld und war dann plötzlich hier."
"Wieso heißt er der Knochenlose?"

Er stellt Ivan die Frage und dieser antwortet ihm. "Seine Beine. Er kann nicht laufen. Deshalb wurde er der Knochenlose genannt. Er ist einer der Söhne Ragnars."
"Ragnar Lodbrok?"
"Du kennst ihn?"
"Ich habe eine Weile mal die Führung in der ägyptischen Abteilung im Museum gemacht und dort in der Nähe sind auch die Wikinger ausgestellt."
"Ja richtig. Ivar Ragnarsson war angeblich ein Sohn des legendären Wikingeranführers Ragnar Lodbrok, dessen Historizität umstritten ist. Seine Mutter soll Aslaug, die auch als Kraka erwähnt wird, gewesen sein. Sowohl Ragnar als auch sein Sohn Ivar erscheinen in der Sagaliteratur als Heldengestalten, doch diese Quellengattung ist mit einem deutlichen zeitlichen Abstand zu den berichteten Ereignissen entstanden. In den frühmittelalterlichen  Quellen, der angelsächsischen Chronik und den irische Annalen wie den Annalen von Ulstern, werden hingegen die kriegerischen Handlungen recht zeitnah beschrieben. Wenngleich unklar bleibt, ob Ivars Vater tatsächlich ein Wikingerführer namens Ragnar war, wird Ivar das erste Mal in irischen Annalen im Zusammenhang mit einem Sieg im Jahr 857 über andere skandinavische Angreifer erwähnt, wo er Imhar genannt wird. Die folgenden Jahre stand er im Bündnis mit anderen Wikingeranführern so mit Olaf dem Weißen in Irland. Ivar wird in der Angelsächsischen Chronik nur einmal namentlich erwähnt, doch ist seine prominente Rolle beim Wikingereinfall unbestritten."
"Also brutal und gnadenlos?"
"In der Saga Ragnar's  wird als Grund der Knochenlosigkeit ein Fluch angegeben, der über seinen Vater kam, da dieser drei Tage Enthaltsamkeit nach der Hochzeit mit Aslaug nicht einhalten wollte. Aslaug wurden Gaben der Zauberei und Hellsicht nachgesagt, und sie hatte Ragnar vor dem Verkehr in dieser Zeit gewarnt. Ebendort wird berichtet, dass Ivar anordnete, seinen Leichnam an der englischen Küste zu begraben. Solange seine Knochen diese Küste schützten, würde es keinem Feind mehr gelingen, das Land von See aus zu erobern. Die Saga berichtet ebenfalls, dass Ivar dem northumbrischen König  Ælle als Vergeltung für die Tötung seines Vaters einen Blutaar schnitzen ließ."
"Was ist ein Blutaar?"
"Freut mich, dass du fragst. Der Blutaar oder Blutadler, auf Altnordisch blóðörn, war eine mutmaßliche Form der bei den Wikingern." Ich sehe wie Ivan hochsieht als Phil das altnordische Wort verwendet. "Dem lebenden Opfer wurde dabei der Rücken aufgeschnitten, die Rippen  beidseitig von der Wirbelsäule getrennt und wie Adlerschwingen zur Seite geklappt. Manche vermuten, dass noch die Lungen herausgezogen wurden. Allerdings wird die Version von anderen Wissenschaftlern verworfen, da die Lunge nach einem derart gewaltsamen Öffnen in Sekunden zusammenfallen würde. Sie gehen davon aus, dass die Schulterblätter noch mit hochgeklappt wurden."
"Das klingt grausam und dafür klingst du viel zu aufgeregt."
"Tut mir leid, doch Wikinger war immer mein Lieblingsthema."
"Gruselig Phil. Wirklich gruselig. Was mache ich jetzt mit ihm?"
"Du kannst natürlich 2 Sachen machen. Es der Polizei melden oder du kümmerst dich um ihn."
"Wie soll ich mich um jemanden kümmern, der mich nicht einmal versteht?"
"Ich habe Zuhause noch ein paar altnordische Wörterbücher."
"Ehrlich?"
"Ja. Die kann ich dir später vorbei bringen."
"Oh das wäre super. Danke."
"Soll ich ihm bevor ich gehe noch was sagen?"
"Das ich ihm nur helfen will. Und er vor mir keine Angst haben muss. Und er soll mir bitte nicht weh tun. Sag ihm meinen Namen. Und wie gesagt, dass ich ihm nur helfen möchte."
"Ok."

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