*Manchmal heilen sich zwei Herzen gegenseitig.*
Aufgeregt fasst meine Mama mir die ganze Zeit ans Kleid. Der weiße Stoff fließt an meinem Körper herunter und meine Schwester Victoria befestigt gerade meinen Schleier als die Tür aufgeht und mein Vater rein kommt.
"Wow Catherine du siehst wunderschön aus." sagt er mit Tränen in den Augen und umarmt mich etwas überfordert.
"Danke Dad."Die Tür öffnet sich ein weiteres Mal und meine erste Brautjungfer und Freundin Paige kommt rein. "Kann es losgehen? Hast du kalte Füße?" fragt mein Vater und ich lache.
"Nein ich bin mehr als bereit."
"Wir gehen schon einmal raus. Ich warte an dem Bogen auf dich." antwortet er und meine Mutter nickt.
"Bis gleich."Die drei verschwinden raus und Paige sieht mich an.
"Hast du Ben schon gesehen?" frage ich schmunzelnd.
"Ben ist nicht da." platzt es aus ihr heraus und ich starre sie im Spiegel erschrocken an.
"Was? Er sollte vor einer Stunde da sein."
"Ich weiß. Keiner ist hier. Weder seine Trauzeugen noch er."
"Vielleicht stehen sie im Stau."
"Laura ist die Strecke gerade schon zweimal abgefahren. Sein Auto ist auch weg. Es ist kein Stau. Er wird nicht kommen."Ich spüre wie meine Beine taub werden und ich mich nach hinten auf den Sessel fallen lasse. "Aber wieso?" frage ich beinahe atemlos. Die sich anbahnende Panikattacke nimmt mir die Luft zum Atmen.
"Es tut mir so leid Cate."Ohne weiter auf irgendwas zu achten, reiße ich mir den Schleier wieder aus den Haaren, werfe ihn auf den Boden und flüchte aus der kleinen Kirche.
Draußen hole ich mein Handy aus meinem Dekolleté und drücke auf „Ben anrufen".
"Lass es mich erklären."
"Willst du mich verarschen?! Du verlässt mich?! An unserem Hochzeitstag!"
"Ich habe mich anders entschieden. Das ist kein Verbrechen. Ich möchte mehr im Leben erreichen."
"Und das hätte dir nicht früher einfallen können?! Mein Vater hat ein halbes Vermögen für die Hochzeit ausgegeben!"
"Du wolltest an der Küste Italiens in einer kleinen Kirche heiraten! Deinetwegen hat er die Kosten. Und mein Glück ist mir wichtiger als das Geld deines Vaters. Er hat genug."
"Du egoistischer Wichser!" schreie ich und werfe mein Handy im vollen Bogen ins Meer.Hinter mir leert sich langsam die Kirche und ich entscheide mich, zu verschwinden. Irgendwann treibt mich meine Einsamkeit in eine Bar.
Alle starren mich an als ich mit meinem weißen Brautkleid die Bar betrete doch das ist mir egal.
"Irgendwas starkes." murmle ich und der Barkeeper nickt.
"Schönes Kleid."Ich drehe meinen Kopf zum Mann neben mir und seufze. "Danke. Hat £3000 gekostet."
"Pfund? Du kommst aus England."
"Ja. Ich bin Catherine."
"Sebastian. Also wo ist der glückliche Bräutigam?"
"Der sitzt im Flugzeug auf dem Weg nach Hause denke ich mal. Er ist nämlich abgehauen."Ich nehme das Glas mit der braunen Flüssigkeit vom Tresen und bereue es nach dem ersten Schluck. Das Zeug schmeckt widerlich.
"Und was machst du hier?" frage ich im selben Moment wo er seinen Satz beginnt.
"Und wieso ist er vor so einer schönen Frau abgehauen?"Wir lächeln beide leicht und ich seufze. "Nun gut erst du und dann ich."
"Na schön. Ich habe diesen Urlaub gebucht um meiner Freundin einen Antrag zu machen."
"Was ist passiert?"
"Erst du." sagt er schmunzelnd.
"Er wollte mehr im Leben erreichen. Das hat er mir gesagt. Er hat es sich anders überlegt. Und jetzt du."
"Sie hat einen anderen kennengelernt und mit ihm ein paar Runden in unserem Bett gespielt. Danach hat sie mir gesagt, dass sie etwas besseres verdient."
"Ok ouch du hast gewonnen." sage ich leicht lachend und wische meine Tränen weg.
"Nicht weinen. Er ist es wirklich nicht wert." sagt er sanft und streichelt mir über meinen Arm.
"Wo kommst du denn sonst her?" frage ich um abzulenken. Es tat mir gut, nicht nur über die Hochzeit zu reden.
"Gebürtig bin ich aus Rumänien, doch ich arbeite seit einigen Jahren in Amerika."
"Wie bist du von Rumänien nach Amerika gekommen?"Und da beginnt er zu erzählen. Als würde er merken, dass ich Ablenkung gebrauchen könnte. Er redet so liebevoll von seiner Mutter, dass mir richtig das Herz aufgeht und ich für ein paar Stunden meinen Schmerz vergesse.
"Wir schließen jetzt." sagt der Kellner und wir sehen ihn an. Mein Glas steht immer noch unberührt vor mir und Sebastian lächelt.
"Die Zeit vergeht manchmal wie im Fluge. Der kleine Schluck geht auf mich." sagt er lächelnd und ich erwidere das lächeln.Draußen vor der Tür sehe ich gerade die Sonne aufgehen. Das Licht berührt sanft die Wellen und im Moment ist es so unbeschreiblich schön und so unglaublich weit, dass ich mich winzig fühle.
"Wie lange bist du hier?" frage ich ihn und stocke kurz als die Sonne seine Augen trifft.
In der dunklen Bar sahen sie so dunkelblau aus. Beinahe uninteressant. Doch jetzt draußen in der Sonne stachen sie so schön heraus, wie das Meer selbst.
"Ich habe in der Nähe vom Strand so eine kleine Hütte gemietet für 2 Wochen."
"Ich habe ein Zimmer in dem kleinen Motel die Straße runter. Vielleicht sehen wir uns nochmal."
"Oh das hoffe ich doch sehr, Catherine."Verabschieden ist immer so komisch. Umarmt man sich? Küsst man sich auf die Wange? Gibt man sich die Hand? Oder soll ich einfach direkt mitgehen?
Doch er nimmt mir die Entscheidung ab, indem er einen Arm um mich legt und mich einmal drückt. Dann lächelt er noch einmal und läuft mit den Händen in der Tasche los.
Im Motelzimmer angekommen, beginne ich damit, mich auszuziehen. Die Tränen laufen ungehindert über meine Wange und mir läuft schon die Rotze in den Mund.
"Wie konntest du mir das antun." flüstere ich leise bevor ich im Badezimmer unter der Dusche zusammensinke und meine Knie an die Brust ziehe.

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One Shots
Fanfiction*Abgeschlossen* One Shots und Kurzgeschichten welche für ein eigenes Buch zu kurz sind, aber für One shots zu lang • Marvel • Schauspieler • Fiktive Charaktere • Fußballer • Rapper • Musiker • Anime