*Margot hat sich mit ihrem normalen, langweiligen Leben bereits abgefunden, als sie auf Sebastian trifft.*
Als er seine letzten Sachen gepackt und weg gebracht hat, ist die Wohnung seltsam leer. Und ich auch. 7 Jahre in Kisten zu packen, war sicherlich nicht leicht für ihn. Doch ich bleibe zurück. Mit den Erinnerungen in der Wohnung. In jedem Raum eine andere Erinnerung an die vergangenen gemeinsamen Jahre zusammen.
Und er ist in einer neuen Wohnung. Mit frischen Räumen. Möbel und Farben die wir nicht zusammen ausgesucht haben. Sondern nur er. Er alleine. Für einen Neuanfang.
Und ich bin hier. Inmitten von einem wir, dass es nicht mehr gibt. Alles neu zu machen, würde sich nicht lohnen. Wir haben den Esstisch erst vor einem Jahr gekauft. Gebraucht, aber er sah noch aus wie neu. Ein Schnäppchen hatte er damals gesagt. Das Bett ist auch erst 3 Monate alt und trotzdem schlafe ich seit der Trennung auf der Couch. Die ist alt. Beinahe 6 Jahre alt. Ich blicke zur Wand und sehe das Loch welches er vor 3 Monaten dort hineingeschlagen hatte, weil mein Bruder ihm Untreue unterstellt hat. Danach sagte er, dass er froh sein kann, dass die Faust nicht sein Gesicht getroffen hat.
Er wollte es doch noch reparieren. Damals hat er mir immer wieder versichert wie sehr er mich liebt und das er mir dies niemals antun würde. Trotzdem hat er mit ihr geschlafen. Seiner besten Freundin. Die er schon vor mir kannte. Wieso hat er sich damals nicht direkt für sie entschieden? Und wie oft ist es schon passiert, bevor ich die beiden in unserer Küche erwischt habe? Nur weil ich früher vom Shoppen mit seiner Schwester zurück gekommen bin. Und dann noch in der Küche. In meiner Küche. Ich habe stundenlang geputzt nachdem ich ihn rausgeworfen habe. Das war damals mein Raum, den ich so einrichten durfte, wie ich es möchte. Ohne seinen Einfluss. Meine Bilder. Meine Dekorationen. Meine Theken. Es war alles meins. Und so stand es auch alles noch da, nachdem er ging. Nur sein Zimmer war leer. Sein Rechner, sein Monitor und seine Figuren sind auch weg. Die Neueste hatte ich ihm zu Weihnachten geschenkt. Sein Schreibtisch steht dort noch, doch den holt er noch. Das hat er mir extra gesagt.
Was soll ich jetzt mit mir anfangen? Rastlos laufe ich durch die Wohnung. Gehe schlafen. Gehe arbeiten. Esse zwischendurch etwas damit mich meine Organe nicht im Stich lassen und dieses elendige Knurren endlich aufhört. Und so sieht mein Ablauf aus. Ab und zu Freitags mit den Kolleginnen raus, damit es den Anschein erweckt, als würde ich noch leben, doch das tue ich nicht mehr. Ich funktioniere nur noch. Wie auf Autopilot. Und so langsam brauche ich jemanden der mich da rausholt.
Es inzwischen Frühling. Weihnachten habe ich alleine verbracht, da meine Familie in den Urlaub gefahren ist. Ich wollte nicht mit. Habe gesagt, dass ich krank bin. War nur eine Ausrede. Natürlich. Doch heute ist der erste warme Tag nach einem langen, grauen, kalten Winter. Und ich schnappe mir die zerschlissene Decke aus dem Schrank und gehe nach draußen. Ich bin 28 Jahre alt und gehe das erste Mal in den Park um mich auf die Wiese zu legen. Damals hatte ich keine Freunde um dies zu tun und als Teenager alleine im Park, ist nicht cool genug. Und als erwachsene Frau, hatte ich nie die Zeit. Doch ich habe noch eine Woche Urlaub und so langsam merke ich, wie die Wohnung meine Depressionen verschlimmert.
Und dann stolperte er in mein Leben. Wortwörtlich.
"Es tut mir schrecklich leid." sagt er schnell und rappelt sich auf, während ich meine Sonnenbrille richte.
"Es ist in Ordnung. Ist ja nichts passiert." versichere ich ihm. Mir fallen sofort seine unglaublichen Augen auf, die wunderschön in der Sonne glitzern.
"Ich weiß nicht wo mein Kopf momentan ist. Tut mir wirklich schrecklich leid. Ich bin Sebastian."
"Margot. Ja das kenne ich zu gut."
Er sieht mich einen Moment lang an und ich setze mich auf, um ihm die Hand zu reichen. Eigentlich hätte ich das schon bei der Begrüßung tun müssen. Er schüttelt meine Hand und lässt sie wieder los. Mir fällt sofort die leichte Einkerbung am Ringfinger auf. Er folgt meinem Blick.
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One Shots
Fanfic*Abgeschlossen* One Shots und Kurzgeschichten welche für ein eigenes Buch zu kurz sind, aber für One shots zu lang • Marvel • Schauspieler • Fiktive Charaktere • Fußballer • Rapper • Musiker • Anime