Nachdem ich alles mit meiner Familie geklärt habe und meinen Vater irgendwie besänftigen konnte, es geht ihm nicht um das Geld sondern um mich, entscheide ich mich dazu etwas aus der Woche in Italien zu machen. Sogar Ben hatte die Frechheit zweimal im Motel anzurufen und ich habe beide Male wieder aufgelegt.
Ich gucke meinen Koffer Inhalt an. Nur Reizwäsche und kurze Kleider. Oh man das wird die anstrengendste und härteste Woche für mich.
Ich entscheide mich für ein dezentes, dunkelblaues Kleid, binde meine Haare zusammen und verschwinde aus dem Motel. Am Strand ist es überraschenderweise nicht wirklich voll. Doch als ich den Strand wieder verlasse, sehe ich Sebastian dort mit einer blonden, schlanken Frau stehen und diskutieren. Etwas weiter entfernt steht ein schmaler, hochgewachsener Mann.
"Das kannst du vergessen." sagt Sebastian. "Und du bleib da weg."
Ich gehe etwas näher ran. "Sebastian das war unser Urlaub!"
"Und du hast jetzt echt das Flugticket umbuchen lassen und kommst hierhin mit deinem komischen, neuen Freund und denkst du hast Anspruch auf die Hütte die ich bezahlt habe?"
"Hey." unterbreche ich den Streit der beiden und die beiden sehen mich an.
"Wer bist du denn?" keift die Frau, doch ich ignoriere sie.
"Hi Catherine. Wie hast du geschlafen?" fragt Sebastian und ich lächle ihn an.
"Nicht sehr gut und du?"
"Ich habe ausgezeichnet geschlafen, ehrlich gesagt."
"Sebastian die Sache ist nicht geklärt. Wo soll ich sonst schlafen? Alles ist ausgebucht."
"Das ist mir egal Fiona. Dann hättest du dir das vorher überlegen sollen."
"Ihr könnt mein Motelzimmer haben."Jetzt starren mich alle an. Okay kein Zurück mehr. "Ja. Mein Ex hat dafür bezahlt, also ist es mir egal."
"Du kannst dann bei mir schlafen." sagt Sebastian schmunzelnd und ich spüre wie meine Wangen heiß werden.
"Ich bräuchte nur 10 Minuten um meinen Koffer zu holen."Alle sehen sich gegenseitig an und zucken dann mit den Schultern.
"Du musst das nicht tun." sagt Sebastian sanft und ich sehe ihn an.
"Das wird ein Abenteuer."Im Motel flippt mein Vater völlig aus und sagt mir durch das Telefon, dass ich völlig irre bin.
"Du kennst den Typen doch gar nicht. Und wir auch nicht. Ich weiß du machst gerade eine harte Zeit durch, aber sich direkt in so eine Gefahr zu stürzen-"
"Dad es ist alles gut. Ich wollte euch nur Bescheid geben, dass ihr hier nicht mehr anrufen braucht. Ich gucke heute wo ich hier ein neues Handy finde."
"Ich schicke dir Geld rüber."
"Dad du hast schon genug Geld ausgegeben."
"Liebling was bringt mir das ganze Geld wenn ich es mit euch nicht teilen kann. Ich kann es nicht mit ins Grab nehmen."
"Danke." sage ich leise.Keine Stunde später sitze ich bei Sebastian auf der Couch und sehe in der Ferne das Meer.
"Was für ein schräger Tag." sagt er und ich nicke.
"Ja."Er reicht mir ein Glas Wasser und ich nehme es an. "Hast du Hunger?"
"Ich könnte was vertragen."
"Dann komm ich lade dich ein."Er reicht mir seine Hand und hilft mir beim aufstehen.
In einem kleinen Restaurant in der Nähe setzen wir uns in die hinterste Ecke und warten auf die Bedienung.
"Und was machst du sonst so?" frage ich und er lächelt mich an.
"Ich bin Lehrer. Geschichte und Literatur an einer High School."
"Wow das ist wirklich interessant. Ich dachte du wärst irgendein Büromitarbeiter."
"Wirklich?"
"Ja irgendwie schon."
"So richtig mit Anzug und Krawatte?"
"Ja mit allem drum und dran. Immer hektisch, keine Zeit für Frau und Kinder, immer am Handy. So wie mein Vater."
"Das tut mir leid."
"Oh nein muss es nicht. Wenn er da war, war er immer ein guter Vater. Ich liebe ihn über alles."
"Und deine Mutter?"
"Sie ist eher ruhig. Immer etwas aufgeregt. Muss es immer jedem recht machen. Es trifft sie immer sehr, wenn jemand sie nicht mag."
"Geschwister?"
"Eine Schwester. Victoria. Wir kommen klar. Würde niemals behaupten, dass wir unzertrennliche beste Freundinnen wären, aber sie ist meine kleine Schwester und ich liebe sie."
"Verstehe. Und was machst du beruflich?"Ich lächle ihn an und genau in dem Moment kommt die Bedienung, um uns die Karten zu geben. Als sie wieder weg ist, legt Sebastian leicht seinen Kopf schief.
"Also?"
"Ich bin Lehrerin."
"Niemals."
"Doch. Kunst und Biologie an einer Grundschule in London."Er lehnt sich zurück und wir grinsen uns dämlich an. "Wir sind einfach füreinander bestimmt."
Er sagt es so sarkastisch und trotzdem treibt es mir die Röte ins Gesicht.
Der gesamte Abend ist wirklich schön und ich genieße es wirklich, doch am Ende, als wir zur Hütte zurücklaufen, überkommt mich irgendwie der Schmerz. Die Trauer. Und so kommt es, dass ich mich hinlege und 3 Tage liegen bleibe. Sebastian merkt natürlich sofort, dass etwas nicht stimmt.
Am Anfang versucht er noch mit mir zu reden und mich aus dem Bett zu kriegen, doch als ich auch noch unkontrolliert weine und ihn anflehe mich alleine zu lassen, tut er es auch.
Ich verbringe die Zeit mit schlafen und merke manchmal nur wie Sebastian sich Abends hinlegt und dann Morgens wieder aufsteht.
Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht, doch eines Abends rapple ich mich auf und gehe in den Wohnbereich. Sebastian sitzt auf der Couch und sieht mich an.
"Hi."
"Hi." sage ich leise und er lächelt vorsichtig.
"Geht es dir besser?"
"Ja." lüge ich. Denn eigentlich weiß ich nicht wie es mir geht. "Ich glaube ich möchte nach Hause."Mir steigen wieder Tränen hoch. "Es ist mir egal, dass ich erwachsen bin. Ich vermisse meine Eltern. Ich möchte bei meiner Mama im Arm weinen. Mein Papa soll mir sagen, dass egal wie groß mein Schmerz ist, alles wieder gut wird. Ich muss das hören." sage ich und inzwischen laufen mir die Tränen ungehindert über die Wange.
Sebastian breitet wortlos seine Arme aus und sieht mich fragend an. Ohne zu zögernd gehe ich zu ihm, setze mich auf seinen Schoß und kuschle mich an ihn.
"Egal wie groß dein Schmerz ist, es wird alles wieder gut." flüstert er leise und ich klammere mich an ihn, als würde nur er mich zusammen halten können. Doch wer weiß. Vielleicht ist er auch der einzige momentan.
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One Shots
Fiksi Penggemar*Abgeschlossen* One Shots und Kurzgeschichten welche für ein eigenes Buch zu kurz sind, aber für One shots zu lang • Marvel • Schauspieler • Fiktive Charaktere • Fußballer • Rapper • Musiker • Anime