Ich lehne mich an den Türrahmen und betrachte Thea. Meine geliebte Frau. Laute Technomusik dringt aus ihren Kopfhörern und sie malt ganz in Ruhe auf ihrer Leinwand. Sie scheint mich gar nicht zu bemerken. Das tut sie nie, wenn sie malt. Ich stoße mich vom Türrahmen ab und lasse sie alleine. Ich weiß, dass sie jetzt ihre Ruhe braucht. Wie kann ich ihr klar machen, dass ich damit nichts zutun habe?
In meinem Büro angekommen, setze ich mich auf meinen Bürostuhl und überlege fieberhaft wie ich ihr beweisen kann, dass das alles nichts ist, wo ich rein investiert habe. Ich beginne meine Unterlagen durchzuwühlen. Irgendwo muss doch irgendwas sein. Schriftverkehr gab es so gut wie gar nicht. Doch irgendwelche Nachrichten muss es doch geben. Einen Nachweis. Frustriert raufe ich meine Haare und fahre erschrocken hoch, als ich bemerke das Thea in der Tür steht.
"Ich werde morgen meine Taschen packen und dich verlassen Sebastian."
"Sieh mich an Thea. Sehe ich so aus als könnte ich einem Kind ein Haar krümmen?"
"Nein Sebastian. Das ist auch mein Problem. Ich war so blind vor Liebe, dass ich dich nie hinterfragt habe. Doch das hätte ich tun sollen."
"Setz dich bitte, lass es mich erklären."Widerwillig setzt sie sich auf den Stuhl vor mir und betrachtet mich. Sie scheint in den letzten Stunden um 10 Jahre gealtert zu sein und ihre Augen sind rot. Müde sieht sie mir direkt in die Augen. "Dann los."
"Ich drucke Geld. Eine ganze Menge davon. Und Elvio's Jungs waschen das für mich. Solange sie einen Anteil daran erhalten. Was die mit ihrem Anteil machen weiß ich nicht. Du musst mir glauben. Ich würde niemals zulassen, dass mit meinem Geld unschuldige Kinder diesen Horror durchmachen müssen."
"Doch das tust du. Du lässt es zu."
"Ich bin dort nur ein kleiner Fisch in einem ganzen Ozean voll mit Haifischen. Ich bin da mit 16 reingerutscht und das wusstest du. Wir-"Wir zucken beide zusammen als es laut an der Haustür hämmert. Ich ziehe eine Waffe aus der Schreibtischschublade, denn immerhin war es mitten in der Nacht.
"Sebastian-" sagt Thea besorgt als es wieder an der Tür hämmert.
"Alles in Ordnung. Ich gehe." sage ich und sie klammert sich an meinen Arm.
"Nein. Du bleibst hier."Sie zieht mich einen Raum weiter in ihr Büro und loggt sich bei unseren Sicherheitskameras ein. Sie scrollt ein wenig durch die Liste und ich wusste nicht einmal, dass wir so viele haben. "Dort ist sie. Haustür."
Das kleine Bild erscheint auf dem Bildschirm und wir sehen den Detective vor der Tür stehen. Erleichtert stoßen wir beide gleichzeitig die Luft aus. Thea verschwindet zur Tür und ich bleibe noch kurz im Büro stehen und sehe mich um. Wir wohnen jetzt schon so lange zusammen und dies war das erste Mal, dass ich es richtig sehe. Sie hatte es wirklich schön eingerichtet. Im Regal an der Wand standen Ordner mit verschiedenen Mietverträgen und Paragraphenzeichen. Mehrere Pflanzen und die beige Töne gaben dem Raum etwas beruhigendes und irgendwie etwas heimisches. Jetzt bereue ich es, dass ich mein Büro selber einrichten wollte. Ich lasse mich auf den Stuhl fallen und sehe mich um, als mir plötzlich die Tränen kommen.
Mein Herz schlägt mir immer noch bis zum Hals als ich die Treppe runtereile um den Detective reinzulassen.
"Sie haben mich ja ewig warten lassen."
"Es tut uns leid, dass wir in unserer Situation nicht jeden um fast 1 Uhr Nachts in unser Haus lassen."
"Da haben Sie Recht."Bevor er rein kommt, lege ich meine Hand auf seine Brust und schiebe ihn wieder raus. "Ich will einen Deal." sage ich, während die Tür hinter mir leise ins Schloss rutscht.
"Ich habe Ihnen bereits einen angeboten. Sie haben abgelehnt."
"Wir wissen beide, dass Sebastian nur ein kleiner Fisch ist. Wenn Sie die Großen haben wollen, brauchen Sie Sebastian. Und das wissen wir beide."
"Wer garantiert mir, dass Sie nicht abhauen?"
"Niemand. Aber ohne uns werden Sie ihn nicht kriegen."Er betrachtet mich und nickt dann langsam. "Was wollen Sie?"
"Sebastian wird gehen gelassen, wenn er Ihnen die ganzen Namen und Adressen liefert."
"Hat er das denn?"
"Ja." sage ich selbstbewusst, obwohl ich nicht einmal weiß, ob das stimmt.
"Nun gut. Ich werde mich darum kümmern."
"Nein ich will jetzt sofort ihr Wort."Ich halte ihm die Hand hin und er betrachtet mein Gesicht prüfend. "Sie wissen, dass er damit nichts zutun hat." füge ich hinzu und er schlägt ein.
2 Tage später unterschrieb Sebastian den Vertrag und deckte in 3 Stunden alles auf. Am selben Abend stiegen wir in einen Flieger.
"Daran könnte ich mich gewöhnen." sagt Sebastian und ich öffne mein linkes Auge.
"Woran?"
"An den Strand. Die Sonne. Dich nackt."Ich überdecke mit meinem Arm meine Brüste und er grinst. Ich war immer noch enttäuscht und wütend. Doch vor allem war ich glücklich, dass er endlich nur mir gehört. Keine "geheimen" Dienstreisen mehr. Keine Geheimnisse mehr. Wirklich nur wir.
Mein Handy klingelt und ich schaue auf den Bildschirm. "So die Arbeit ruft." sage ich zu Sebastian und setze mich auf. "Hi Kayla. Bitte sag mir, dass alles in Ordnung ist. Ja du machst das schon. Warte ich habe hier schlechtes Netz."
Sebastian betrachtet seine Frau liebevoll wie sie verzweifelt versucht auf einer Insel mitten am Strand guten Empfang zu bekommen und muss amüsiert grinsen. Die Firma zur Hälfte an Kayla zu überschreiben fiel ihr nicht leicht und er wusste, dass sie das Opfer für ihn gebracht hat. Er war so verliebt in sie. Noch mehr als am ersten Tag. Er drückt den Anruf von seinem Kollegen weg und bekommt dann eine Nachricht, dass sie mit dem Drucken wieder anfangen, da sie jemand neues haben, welcher das Geld für sie wäscht. Er löscht die Nachricht und sieht wieder rüber zu Thea. Das kann warten.

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One Shots
Fanfic*Abgeschlossen* One Shots und Kurzgeschichten welche für ein eigenes Buch zu kurz sind, aber für One shots zu lang • Marvel • Schauspieler • Fiktive Charaktere • Fußballer • Rapper • Musiker • Anime