childhood drama

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Die trübe Stimmung hatte sich wie eine dunkle Decke über Jay gelegt.
Er wusste nicht, wo es herkam, aber an diesem Abend hing er richtig durch.
Am liebsten hätte er sich wie zu guten alten Zeiten mit einem Glas Scotch in die nächste Bar gesetzt und seinen Frust über den zurückliegenden Tag weggetrunken, aber das ging jetzt nicht mehr. Nicht mit einem Kleinkind. Er hatte immerhin Verantwortung, auch wenn im Kühlschrank seit über einem Jahr eine angebrochene Flasche stand, die noch von Hailey stammte und dort vermutlich noch in fünf Jahren stehen würde, weil er sie wie ein Heiligtum hütete und nicht mehr angerührt hatte.

Obwohl die kleine Kya bereits selbstständig in ihrem Bettchen schlief, erlaubte ihr Jay sie an diesem Abend bei sich zu schlafen. Sie war ein wenig unruhig, fast so als würde die Stimmung ihres Vaters auf sie übergehen. Egal was Jay auch angestellt hatte. Sie wollte einfach nicht einschlafen. Sie herum zu tragen hatte genauso wenig funktioniert wie ihr vorzulesen oder ihr das Fläschchen zu geben.

Es war gegen 22 Uhr. Normalerweise keine Zeit, in der der Detective ins Bett ging, aber seitdem er Kya hatte, schlief er meist viel früher als gewöhnlich ein.

„Kya nicht schlaft", sagte sie in Kleinkindsprache, als Jay sie auf die freie Seite legte, auf der sonst immer Hailey gelegen hatte.

„Oh doch, Kya und Daddy schlafen jetzt. Und wenn du jetzt keine Ruhe gibst, dann bringe ich dich wieder in dein Kinderbett und du übernachtest da."

Protestierend begann sie zu wimmern. Jay seufzte, während er sie mit ihrer Babydecke zudeckte. Als sie nur wenige Monate alt gewesen war, hatte er sie aus Angst, dass er sie im Schlaf erdrücken könnte nie in seinem Bett schlafen lassen. Seitdem sie ein Jahr alt war und größer schien, war er von den Befürchtungen abgekommen. Ganz davon abgesehen hatte er eh eine Schlafintensität wie eine Mutter von 4 Kindern entwickelt. Beim kleinsten Geräusch im Nachbarraum wurde er sofort wach und schlief stets mit angelehnter Tür. Und auch die kleine Katie konnte am besten schlafen, wenn sie ihren Daddy nachts schnarchen hörte. Was für Hailey immer ein großes Problem gewesen war, wurde für das kleine Mädchen eher zur Alltagsroutine.
Letztendlich legte er sich mit einem gewissen Abstand neben sie und begann sie zu betrachten.

„Schlaf jetzt", sagte er eindringlich. Sie fixierte seinen Blick.
Jay tat als ob er seine Augen geschlossen hatte, damit sie ihn imitierte. Das klappte anfangs auch recht gut, aber irgendwann hatte sie den Dreh raus, öffnete sie wieder, als sie realisierte, dass auch ihr Daddy nicht schlief und sie nur ausgetrickst hatte.

„Schafen. Jetzt", forderte Jay eindringlich und begann ihr mit dem Finger über die kleine Nase zu streichen. Das schien tatsächlich zu funktionieren, denn der Detective beobachtete wie die Augen immer weiter zu fielen und es schließlich auch bleiben. Zumindest so lange, bis er sich rekelte und aufstehen wollte.

Er wusste nicht, wie sie das gemerkt hatte, aber sobald er auch nur über seinen Teil der Matratze auf die andere Seite kriechen wollte begann sie sich unruhig zu rekeln, öffnete schließlich verschlafen die Augen und fing an mit vollster Stärke zu weinen.
Jay stöhnte genervt.

„Ba-ba hier bleiben", forderte sie mit weinerlicher Stimme ein und begann dann aus Angst zu schluchzen und zunehmend heftiger zu weinen.

Jay wusste nicht, ob das Trennungsängste waren, weil sie nur noch ihn hatte oder ob das alle Kleinkinder in diesem Alter machten aber dank der Heulerei ging er seinem dringenden Bedürfnis seine volle Blase zu entleeren nicht nach.

„Papa bleibt bei dir. Aber nur wenn du endlich aufhörst zu weinen und hier nicht die Drama Queen raushängen lässt", sagte er in strengem Tonfall und wischte ihr mit dem Handrücken über die Wangen. Sie schluchzte theatralisch. Auch wenn Jay nicht wusste, ob sie das wirklich tat oder ob sie gecheckt hatte, dass sie ihn mit ihren Tränen um den kleinen Finger wickeln konnte.

„Ich geh nicht weg und lass dich hier allein. Auch wenn ich das langsam echt gern mal wieder machen würde", brummte er ironisch und streichelte ihr gleichbleibend über die Stirn, weshalb sie sich langsam wieder beruhigte.
Sie fasste ganz von allein nach seiner Hand, so als ob sie sicher gehen würde, dass er wirklich bei ihr blieb.
Ganz behutsam begann Jay ihr monoton über ihre Stirn und die Augen zu streicheln, während sie näher zu ihm kroch, sich an seine Schulter kuschelte.

Sie kämpfte hart gegen den Schlaf an, begann zwischenzeitlich ein wenig zu wimmern.

„Shhh, Kya. Mach die Augen zu."

Irgendwann siegte doch die Müdigkeit. Unter dem gleichbleibenden Streicheln von Jays Händen fiel sie schließlich in einen tiefen Schlaf. Und dieses Mal traf Jay eine andere Entscheidung. Er erhob sich nicht wie geplant nach oben, um weiterzuarbeiten. Er blieb.

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Als Erin am nächsten Tag vor der Tür stand, hatte er für Kya bereits ein heißes Bad eingelassen. Er wollte die Kleine waschen, bevor es Abend wurde. Am letzten Tag des Jahres waren sie auf dem überdachten Spielplatz in der Stadt gewesen und hatten den dortigen Sand dank der 1 Jährigen großzügig mit nach Hause exportiert. Vor allem Kyas Haare und Socken hatten einiges abbekommen.

Kurzerhand hatte er die 1 Jährige in den Flur gesetzt, damit er die Tür öffnen könnte. Dass sein Kleinkind bereits weiter gekrabbelt war und mit seinem ausgeprägten Explorationsverhalten die Schränke des Badezimmers eroberte, ahnte er noch nicht.

„Hey, schön, dass du da bist", gab er Erin zu verstehen, die ihn nun ebenfalls begrüßte und ihm eine kleine Verpackung entgegen reicht, unter der ein Plüschkoala zum Vorschein kam.

„Hier, das ist für Kya. Als nachträgliches Weihnachtsgeschenk."
Jay schmunzelte.

„Danke. Das ist echt nett von dir. Komm schnell rein. Bevor du dir da draußen noch den Tod holst."
Es war mittlerweile schon wieder knitterkalt draußen.
Doch schon als Erin eintrat, wurde Jay spürbar unruhiger.

„Kya? Shit, wo ist denn jetzt die Kleine", fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Verdammt, eben saß sie noch hier! Das Badezimmer. Immerhin hatte er gerade Wasser eingelassen.
Jay hechtete in den Nebenraum und wurde recht schnell fündig.
Sein aufgewecktes Kleinkind saß auf dem Badezimmerboden und schaute ihn unschuldig an, während es neugierig eines der Wattestäbchen betrachtete. Um sie herum gefühlt 100 andere Wattestäbchen, die sie munter auf dem ganzen Boden verteilt hatte.

„Och, Kathryn. Nee, oder? Das kann jetzt nicht wahr sein."
Kleinlaut sah sie ihren Vater an, deutlich ahnend, dass sie gerade einen schlimmen Fehler gemacht hatte. In ihrer Gedankenlosigkeit kaute sie auf einem der Wattestäbchen und steckte es geradewegs in den Mund. Nur kurz bevor sie es tiefer hinunter bringen konnte, schnellte Jay zu ihr und riss es von ihr weg. Die Kleine, die nicht damit gerechnet hatte, begann nun zu weinen.

„Komm, nimm das weg. Die sind für die Ohren, nicht für den Mund. Ganz schnell weg damit."

Als er sie nach oben nahm, realisierte er, dass sie sich mit einem von Haileys Lippenstiften angemalt hatte. Er stöhnte genervt, setzte sie auf den geschlossenen Toilettendeckel, während Erin bereits damit beschäftigt war, die Wattestäbchenflut zurück in das Gefäß zu räumen.

„Ba-ba böse?", piepste sie mit ihrer Kinderstimme und betastete Jays Wange.

„Nein, Daddy ist nicht böse. Aber er wird es gleich, wenn Kya weiterhin Quatsch macht. Keine Wattestäbchen und keinen Lippenstift. Außerdem bist du dafür ohnehin noch ein bisschen zu klein, junge Dame", versuchte er ihre Geste ins Lächerliche zu ziehen, was sie natürlich nicht verstand. Nur Erin grinste matt.

„Willst du dich schon ins Wohnzimmer setzen? Dann kann ich sie noch baden", richtete sich Jay kurz an Lindsay, die irritiert mit dem Kopf schüttelte.

„Du, ich kann dir auch helfen. Das ist kein Thema. Bevor sie hier das ganze Badezimmer flutet."
Jay sagte nicht nein.

Vorsichtig zog er Kathryn aus, setzte sie behutsam in die halb gefüllte Badewanne. Zuerst war sie etwas skeptisch und verzog das Gesicht, als ob sie gleich weinte.

„Hey, Süße. Das ist doch nur Wasser", versuchte sie Lindsay zu trösten und strich ihr liebevoll über die Stirn.
Jay griff nach ihrer gelben Badeente, setzte sie vorsichtig in die Wanne und ließ sie zu ihr gleiten.

Das Gesicht der 1 Jährigen erhellte sich. Sie quietschte vor Freude, wie es nur ein Kind ihres Alters konnte. Begeistert begann sie zu planschen. Ganz zum Leidwesen von Lindsay und Halstead, die ebenfalls einiges abbekamen.

Die Kleine hatte mächtig Spaß, bis es ans Haare Waschen ging. Genau das hasste sie abgrundtief. Seitdem sie vor einigen Tagen Schaum ins Gesicht bekommen hatte, war sie regelrecht traumatisiert. Und das zeigte sich auch heute. Sobald Jay nach der Flasche griff und das Shampoo auf seine Hand nahm und ihr eine geringe Menge auf den Kopf tat, verzog sie das Gesicht und begann zu weinen.

„Was ist denn los?"
Erin, die das gar nicht verstand, sah Halstead ratlos an. Dieser zog eine schiefe Grimasse.

„Vorgestern hat sie das Zeug in die Augen bekommen. Seitdem kann ich das vergessen."
Kya schrie, als ob man ihr ans Leben ging.
Jay griff nach dem Waschlappen, den er ihr über die Augen halten wollte, aber sie zog das Gesicht weg. Stattdessen stand sie in der Badewanne und schluchzte bitterlich.

„Och, Mäuschen. Ich bin wirklich vorsichtig", versprach Jay, aber sie war kaum zu beruhigen.

„Komm, Süße. Wir machen einen Waschlappen vor die Augen und dein Daddy macht die Haare ganz vorsichtig nass."
Da das Shampoo eh schon auf dem Kopf war, schienen die Alternativen ohnehin recht überschaubar zu sein.

Rasch hielt Erin der weinenden Kleinen den Mickey Mouse Waschlappen vor das Gesicht. Auch wenn Jay ihr recht zügig die Haare wusch, war an der Lage nichts mehr zu retten. Sie weinte herzzerreißend.
Selbst als Halstead sie abduschte und aus der Wanne hob, schluchzte sie mitgenommen.

„Du solltest ihr eine Taucherbrille kaufen."
Jay sah Erin skeptisch an.

„Ist mein voller Ernst. Dann kannst du das spielerisch verpacken und sie bekommt nichts mehr in die Augen."
Jay stöhnte, während der mit den Lippen zitternden Kya den Körper abtrocknete.

„Hey, Krümel ist doch gut. Wir sind doch schon längst fertig. Beruhig dich."
Aber die Kleine schluchzte noch immer auf. Wenn sie einmal weinte, dauerte es immer eine Weile, bis die Tränen getrocknet waren. Jay rubbelte ihr über die Haare, setzte sie dann auf den Hocker und gab ihr die Seerobbe in die Hand, die im Badezimmer auf dem Wannenrand gestanden hatte. Das beruhigte ein bisschen. Anschließend föhnte er ihr die Haare trocken, zog sie an.

Mit der Seerobbe tapste die 1 Jährige schließlich in den Flur. Jay und Erin, mittlerweile mit ebenfalls leicht nassen Klamotten lächelten einander an.

„Sie hat deinen Dickkopf."

„Hat sie nicht", konterte Halstead und schaute im Flur bereits nach Kya, aber Erin hielt daran fest.

„Doch, hat sie. Ist eigentlich Wahnsinn. Sie ist noch so klein und hat schon eine richtige eigene Persönlichkeit."
„Warte ab, bis wir sie ins Bett bringen. Im Moment will sie nämlich abends nicht mehr einschlafen und versucht jedes Mal Zeit zu schinden."

Sie gingen ins Wohnzimmer, wo die Kleine auf dem Kinderteppich spielte, den Jay extra für sie gekauft hatte. Darauf hatte Halstead einige Töpfe aus der Küche gestellt. Im Moment liebte es die Kleine darin imaginäre Sachen zu kochen und ihre Plüschtiere und Puppen damit zu versorgen.

Erin ging sogleich darauf ein. Sie spielte mit Kya, ehe sich Jay mit einklingte.
Gemeinsam kochten sie imaginäres Essen, das Lindsay und Jay anschließend probieren mussten. Im Anschluss krabbelte das kleine Mädchen zu ihrem Lieblingsball, den sie Erin zurollte. Lindsay ging sogleich auf den Kontaktversuch ein und nach einer halben Stunde saßen die zwei Detectives mit der 1 Jährigen im Kreis und rollten einander abwechselnd den bunten Ball zu. Das Kleinkind genoss die Aufmerksamkeit der Erwachsenen.
Sie mochte Erin und ihr Daddy verstand sich ebenfalls gut mit der Frau.

Irgendwann als es bereits dunkel geworden war, beschloss Jay, dass es Zeit fürs Bett wurde. Kya wurde ein bisschen unruhig. Sie war müde, wollte aber noch nicht schlafen und kämpfte hart dagegen an, rieb sich auf Jays Armen immer wieder die Augen.

Jay wickelte das unruhige Mädchen.

„Du machst das mittlerweile wie ein Vater von 5 Kindern", lobte ihn Erin, der ebenfalls aufgefallen war, dass Jay seit seinem Wiedereinstieg in der Intelligence bis jetzt zunehmend geschickter wurde, was den Umgang mit seiner Tochter betraf.

Nicht ansatzweise ließ es sich mit den Anfängen vor einem Jahr vergleichen. Auch wenn Erin davon glücklicherweise nichts mitbekommen hatte. Aber damals war er noch nicht in der Lage gewesen ein Kind zu windeln oder Babybrei zu kochen.

Rasch zog er der 1 Jährigen den Schlafanzug über, putzte ihr die wenigen Zähne, die sie bisher hatte und nahm sie wieder auf den Arm und griff nach einem der Kinderbücher, das er der Kleinen vorlesen wollte. Er reichte Kathryn das Stofftier, das ihr Erin mitgebracht hatte. Die Kleine suckelte sogleich am Ohr des Koalas.

Jay setzte sich mit ihr auf die Couch. Erin nahm daneben Platz.

„Ba-ba, Tiere", deutete Kya auf eines der Bilder, auf dem zahlreiche Tiere abgebildet waren.

„Willst du Erin mal erzählen, was das für Tiere sind?"
Sie nickte emsig, nahm dann Blickkontakt mit Lindsay auf.

„Wauwau", deutete sie auf den Hund, ehe ihr Blick zu einem der Schweine glitt, das sie mit einem röcheln imitierte.

„Und das hier?", fragte Jay auf das Pferd deutend.

„Hüa", machte Kathryn dementsprechende Geräusche.

„Das ist ein Pferd", erklärte ihr Jay.

„Kikiriki", deutete sie auf den Hahn, bis sie alle Tiere durch hatte.
Nach einiger Zeit hatte sie genug, fuhr Jay mit ihrer kleinen Hand über die Wange.

„Ei-ei, Daddy."
Halstead grinste.

„Seit wann bist du denn so verschmust?"
Sie kicherte, während Erin ihrem Kollegen zugrinste.

„Komm, wollen wir noch das andere Buch anschauen?"
Das kleine Mädchen nickte eifrig.

Nach einiger Zeit wurden ihre Augen immer kleiner. Jay klappte schließlich das Buch zu.

„Komm, Krümel. Jetzt geht's ab uns Bett."
Plötzlich wurde sie wieder sehr schnell, sehr munter.

„Ba-ba nicht schlaft", war sie sich sicher und begann dann unruhig zu wimmern.

„Doch, Prinzessin. Jetzt wird geschlafen. Du bist schon ganz müde. Sag Erin noch Gute Nacht und dann geht's ab ins Bett."
Sie begann unruhig zu weinen.

„Siehst du, das meine ich. Das geht jeden Abend so."

Lindsay seufzte. Trotz jeglicher Trotzerei trug Jay das kleine Mädchen in sein Schlafzimmer, legte sie ins Kinderbett, in dem sie unglücklich weinte.

„Kathryn, wir machen jetzt die Augen zu. Komm, du hattest deine Gutenachtgeschichte. Jetzt wird geschlafen."
Sie wimmerte unruhig. Jay gab ihr durchs Gitterbett die Hand, während er ihr mit der anderen beruhigend über das Köpfchen streichelte.

„Nicht schlaft", wiederholte sie immer wieder. Aber Jay fuhr ihr unbeirrt über die Augen, damit sie ruhiger wurde.
Erin, die das Ganze vom Nebenraum mitbekam lächelte traurig. Jay war ein guter Vater. Auch wenn sie fast ein wenig wehmütig schien, dass es mit ihnen nie zu Nachwuchs gekommen war und sie damals die Entscheidung getroffen hatte zu gehen. Sie hatte ihm mehr als Unrecht getan. Das war ihr heute klar.                             

eternity (Chicago PD fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt