traumatized

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„Alles klar?", fragte Erin an einem Freitagnachmittag, als Jay nachdenklich in den Nebenraum sah und seine Tochter bei den Hausaufgaben beobachtete. Besorgt blickte er die 16 Jährige an, die jetzt müde den Kopf auf die Schultern gelegt hatte.  Auf ihren Ohren befanden sich ihre Kopfhörer, sodass sie durch die Musik nicht allzuviel von den Erwachsenen mitbekam.

„Ich mache mir Sorgen um Kathryn. Das war alles ein bisschen viel in letzter Zeit. Sie ist so komisch im Moment. Seitdem der Typ sie in der Wache als Geisel genommen hat, wirkt sie manchmal völlig verstört. Ist dir das mal aufgefallen?"

Erin seufzte, nickte dann mit dem Kopf.

Das hatte sie auch schon bemerkt.

„Sie träumt schlecht, sie ist schreckhaft geworden. Das war vorher nicht so extrem. Dann noch die Sache mit mir", spielte Jay auf eine zurückliegende Schussverletzung an.

„Und die letzten Jahre davor waren auch nicht ohne. Der Amoklauf, die Sachen, die sie mitgemacht hat, als sie noch klein war. Das prägt."

„Was ist mit ihrer Therapeutin? Die, die sie damals wegen dieser Essproblematik hatte."

Jay hob und senkte die Schultern.

„Will sie nicht. Habe ich alles schon probiert. An Mrs. Springsteen hat sie im nachhinein keine guten Erinnerungen."

„Du weißt, manchmal geht's nicht nach wollen. Vielleicht könnten wir nach einer anderen Therapeutin Ausschau halten? Nur weil die Letzte nicht so optimal war, muss das ja nicht für alle in ganz Chicago gelten. Rede einfach mit ihr."

„Möglich, aber ich fühle mich so ohnmächtig dabei. Man muss doch noch irgendwas machen können?"

Erin sah nachdenklich auf die 16 Jährige.

„Das was dir damals bei deiner Situation auch geholfen hat. Alltag, Normalität, Geborgenheit, Vertrauen. Das braucht Zeit. Wenn sie soweit ist, wird sie von allein zu dir kommen."

„Hoffen wir's."

Jay sah unglücklich vor sich hin. Das was er durchgemacht hatte, wollte er seiner Tochter eigentlich ersparen...

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Zu Jays Überraschung ließ sie sich tatsächlich auf das Angebot ein, nach einer neuen Therapeutin zu suchen. Auch wenn Halstead das gleichzeitig wieder besorgt machte, denn wenn sie das freiwillig tat, musste der Leidensdruck verdammt groß sein.

Dass er damit nicht falsch lag, zeigte ihm Kyas Verhalten. Sie war anhänglicher als sonst, kam nur noch ungern in die Wache, obwohl sie von Kindesbeinen immer gern dort gewesen war. Nachts sprach und weinte sie im Schlaf.

Sie wirkte gereizt, manchmal auch ängstlich.  Suchte sie an einem Abend die Nähe ihrer Eltern und lag bei ihnen auf der Couch, verhielt sie sich am nächsten Tag kratzbürstig und provozierte Auseinandersetzungen. Alles in allem erkannte er sämtliche Anzeichen an ihr, die er damals bei seinem eigenen Trauma auch an sich erlebt hatte.

Indikatoren dafür, dass sie das was sie durchmachen musste eben nicht so leicht wegsteckte, wie Lindsay und er angenommen hatten.

Nach langem hin und her fanden sie eine Therapeutin im Norden der Stadt. Sie war noch sehr jung, kam direkt von der Ausbildung, aber schien dennoch sehr versiert, wenn es um die Diagnostik psychischer Erkrankungen anging.

Schon nach der zweiten Sitzung stieg Kya etwas bedrückt zu Jay in den Dienstwagen. Er hatte sie abgeholt, ehe die zwei nach Hause fahren wollten.

„Mrs. Mollins sagt, es könnte eine posttraumatische Belastungsreaktion sein."

eternity (Chicago PD fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt