hope

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Noch bevor sie den Weg überhaupt antreten konnten, übergab sich Kya lautstark auf Jays Hose. Offenbar war ihr jetzt auch noch schrecklich schlecht geworden.
Dementsprechend genervt lief er mit der Kleinen zurück in die Wohnung, zog sich und sie noch einmal um, schnappte sich die Mittel gegen Übelkeit aus dem Arzneischrank, das er der weinenden Kleinen gab und brach dann mit reichlicher Verspätung ins Präsidium auf.

Genau wie Kim und Adam machte Erin ein ernstes Gesicht, als sie das schlappe Mädchen auf Jays Arm kuscheln sah.

„Oh, kleine Maus. Du bist aber schon wieder ganz schön angegriffen", murmelte auch Kim und strich der 1 -Jährigen über die warme Wange, als Jay mit ihr den Versammlungsraum betrat. Die Polizisten sahen besorgt auf das Kleinkind.

„Tut mir Leid, dass ich zu spät bin, aber ich musste mich vorhin noch einmal komplett neu umziehen. Kathryn hat mich vollgekotzt" machte Jay seinen Kollegen klar.

„Du kannst ihr im Aufenthaltsraum auf der Couch ein Krankenlager einrichten", bot ihm Hank an, während Jay die kleine Kya erst einmal auf dem Boden absetzte.

Jetzt kam langsam Leben in das kleine Mädchen, das nun über die Erde krabbelte und neugierig den Teppich erkundete.
Jay sah seufzend auf seine Tochter, die die dreckigen Händchen direkt in den Mund steckte.

Sein Blick traf sich mit Erins, die ihn vielsagend und getreu dem Motto „Ob da so gesund ist?", entgegen sah.
Jay hatte es irgendwann aufgegeben Kathryn permanent die Hände zu waschen, wenn sie an Glasscheiben, an Schlüssel oder Türklinken fasste. In ihrem Alter nahmen die Kleinkinder ohnehin ständig alles in den Mund, sodass es einem Kampf gegen Windmühlen glich. Ganz davon abgesehen, so seine Devise, stärkte es das Immunsystem.

Viel mehr Sorge bereitete ihm das Flipchart, auf das er geradewegs sah und an das Adam die toten Körper der aktuellen Opfer angepinnt hatte. Bilder, die sicher alles andere als gut für ein Kleinkind waren.
Seine Blicke schweiften zu Hank, der geradewegs vielsagend an die Wandtafel gesehen hatte.

„Sie wird das doch noch nicht mitkriegen, oder?", deutete er auf die Fotos. Voight schüttelte mit dem Kopf.

„In ein, zwei Jahren vielleicht schon, aber jetzt ist sie noch zu klein."

Sie besprachen den Tathergang. Jay reichte Kya ihre Puppen und die Plüschtiere, mit denen sie auf der Erde spielte.
Als sich die Cops an ihre Schreibtische zurückzogen brachte Jay sie in den nebenstehenden Aufenthaltsbereich, setzte sie auf die Couch und maß nochmals Fieber.

Die Kleine wurde etwas unruhig. Sobald sie fühlte, wie Jay die Spitze des Thermometers einbrachte, begann sie leise zu weinen und angespannt mit den Beinchen zu zappeln. Jay hielt sie vorsichtig fest.

„Gleich sind wir fertig. Du hast es fast geschafft."
Kurz darauf piepte das Gerät.

Als Kya noch immer auf der Decke lag, die Jay auf der Oberfläche des Sofas platziert hatte, kam Erin herein.
Die Kleine weinte ein bisschen. Still zu liegen gehörte nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.

„Schhh... Mäuschen. Wir sind schon fertig."
Jay sah auf das Display.

„39,4. Immerhin. Das war schon höher."

Er legte das Messgerät zurück in die Hülle, gab den nächsten Fiebersenker und wickelte die Kleine, ehe er sie anzog und auf die Couch setzte. Sie war nun etwas müde und wehleidig, jammerte lautstark, während Erin ihr besorgt durch die Haare strich. Jay setzte das kleine Mädchen zurück auf die Couch.

„Was meinst du, Süße. Lässt du deinen Daddy ein bisschen arbeiten und wir spielen ein bisschen mit deinen Bauklötzen und den Puppen?"

Kya quengelte unruhig, nahm dann aber das Plüschtier entgegen, das ihr Erin reichte und ließ sich ein wenig auf die Ablenkungsversuche ein.

Jay baute sich das Babyphone mit der Kamera auf. Wenn Erin weiter arbeiten musste, würden sie die Tür auflassen.

Letztendlich war aber ohnehin immer jemand bei Katie, sodass er eine halbe Stunde später tatsächlich etwas arbeiten konnte.
Irgendwann kam aus dem Nebenzimmer ein klägliches Weinen. Und dieses Mal war es Hank Voight höchstpersönlich, der das Babysitting übernahm.
Jay wollte aufstehen, aber Hank kam ihm zuvor.

„Bleib sitzen, Halstead. Ich mache das."

Wenige Minuten später sah Jay belustigt wie Hank mit der Kleinen auf dem Arm durch die Tür in sein Büro lief und ihr liebevoll die Umgebung erklärte. Trotz des Fieslings, der er manchmal auch war, zeigte er hin und wieder auch ein weiches Herz.
Irgendwann war Kya auf Hanks Arm eingeschlafen. Das Medikament schien zu wirken.

Auch wenn Voight es nie zugegeben hatte, fühlte er sich auf eine gewisse Weise für Haileys Tod verantwortlich.

Normalerweise hatte sie gar nicht zum besagten Einsatzort fahren sollen.
Nachdem sie darauf bestand, hatte er eine Ausnahme gemacht. Eine Gegebenheit, die Upton zum Verhängnis geworden war. Schwanger hätte er sie nie in den Einsatz schicken dürfen.

Nach einiger Zeit schlich Jay leise in den Nebenraum, wo Hank an seinem Schreibtisch saß. Halstead musste lächeln, als er die schlafende Katie auf seinem Schoß sitzen sah.

„Scheint als würde ihr Fieber langsam runter gehen", murmelte Voight leise und hielt ihr prüfend die Hand auf die Stirn, die langsam kälter wurde.
Er sah traurig auf die schlafende 1-Jährige, blickte Halstead dann mit ernster Miene an.

„Jay, ich hätte damals vieles anders machen sollen. Hailey hätte nie dort sein dürfen. Das war meine Schuld. Das weiß ich jetzt."

Halsteads Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. Zunächst rechnete Voight damit, dass er dementsprechend reagieren würde, aber Jay schüttelte nur verneinend mit dem Kopf.

„Du weißt genau wie ich, dass sie sich niemals daran gehalten hätte. Nicht Hailey. Ich hab mir die Akte zum Fall angesehen. Sie wäre definitiv dorthin gefahren. Auch wenn du ihr das verboten hättest. Du hast sie gekannt. Du weißt, wie sie war", deutete Jay an, sagte aber nicht mehr.

Kurz nach der Tat hätte er Hank vermutlich die Verantwortung gegeben, aber nach ausgiebiger Sichtung des Tathergangs sah er die Sache reflektierter.

„Trotzdem, ich war ihr Chef. Ich hätte viel strenger sein müssen. Ich habe meine Fürsorgepflicht vernachlässigt", sah er Halstead mit ernster Miene an.

Waren es diese Dinge, die Hank so tolerant gegenüber seiner Situation machte? Der Auslöser dafür, dass er Kya jederzeit mitbringen durfte? Flexibel nach Hause konnte und Zugeständnisse machte, die es früher nicht gab? Jay wusste es nicht, aber er vermutete es.

Stille. Was sollte Jay auch dazu sagen? Wortlos blickten die Männer auf das tief schlafende Mädchen in Hanks Arm, das Hailey so sehr ähnlich sah.

Beide hüllten sich in Schweigen, sahen einander dann vielsagend an. Manche Blicke erzählten mehr als tausend Worte.

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Als die kleine Kya gegen Nachmittag aufwachte, schien es ihr besser zu gehen.
Bereitwillig ließ sie sich von Adam, der wiehrende Geräusche von sich gab auf dem Rücken durch die Wache tragen. Er war das Pferd und Kathryn durfte auf ihm reiten.

Erin und Jay sahen belustigt auf ihren Kollegen, der bereits sichtlich außer Puste.

„Hoffentlich kommt Platt jetzt nicht rein. Die denkt, wir haben alle komplett den Verstand verloren", witzelte Lindsay, ehe Adam die Geste unter Schweißperlen kommentierte.

„Junge, Junge. Mein armer Rücken. Ich glaube, ich werde langsam zu alt für so kleine Kinder", jammerte er außer Atem, was den Rest der Cops herzhaft lachen ließ.

„Dann sei mal froh, dass Makayla schon aus den Windel raus ist", witzelte Jay.

Zu seiner Erheiterung hatte die Kleine ihren sichtlichen Spaß. Sie schlug begeistert in die Hände und kicherte, als Adam zur nächsten Reitrunde ansetzte und lautstark wiehrte.

„Ich glaube die Fiebersenker kannst du jetzt weglassen. Sie ist wieder ziemlich gut drauf, was?"

Jay nickte begeistert. Wie Will vorher gesagt hatte, hielten die Impfwirkungen nicht lange an.
Doch die Begeisterung fand ein rasches Ende, als Adam Inne hielt und Kya auf ihn deutete.

„Ba-ba auch", deutete sie auf Jay und hielt immer wieder an ihrem Blick fest.

„Was? Papa soll das auch machen?", erkannte Lindsay recht schnell was sie meinte und Ruzek seufzte vor Erleichterung, dass er nun offenbar ausgetauscht wurde.

„Da hörst du's, Jay. Sie will auf Papa reiten."

„Och, Mäuschen, nee. Daddy muss noch ganz viel arbeiten", aber die Cops sahen ihren Kollegen erwartungsvoll an.

„Ba-ba", wimmerte Kya herzzerreißend, was die vorwurfsvollen Blicke weiter auf ihren Kollegen lenkte.

„Komm, Papa. Kannst du diesen Augen einen Wunsch abschlagen?", mischte sich nun auch Kim ein, sodass Jay seinem Team einen vernichtenden Gesichtsausdruck schenkte.

„Reiten", wiederholte Kathryn und ihre Lippen begannen bereits zu zittern. Das war bereits das erste Anzeichen, bevor sie weinte, weil sie nicht ihren Willen bekam. Jay kannte den Blick zur Genüge.

„Also gut, von mir aus. Rutsch mal hin. Aber nur eine Runde."

Jay nahm das Kind genervt herunter, ging in die Hocke, sodass es Adam sie auf seinen Rücken setzen konnte.
Genervt kroch er durch die Wache.

„Du musst wiehren. Pferde wiehren", kommentierte Adam, was er mit einem Augenrollen reflektierte.

„Halt die Klappe, Ruzek", brummte er leise und gab hin und wieder ein paar Geräusche von sich. Offenbar reichte das aus, denn die Kleine schien sichtlich begeistert zu sein.

„Pferdchen reiten", kommentierte Kathryn glücklich und klatschte in die Hände. Ganz zum Leidwesen von Jay, der sich bereits für die nächsten Wochen auf dem Boden durch sein Apartment traben sah...                             

eternity (Chicago PD fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt