horrible christmas

20 2 0
                                    


„Dad, ich hab keine Lust mehr. Könnt ihr euch nicht endlich entscheiden?", jammerte Kya, während sie auf einem abgesägten Baumstumpf des Baumarktes verharrte, der Weihnachtsbäume anbot.

Sie war schon längst verzweifelt. Skeptisch sah sie auf die Tannen und Fichten die der Markt zum Verkauf angeboten hatte.

Auch die Weihnachtsbaumverkäuferin, die gerade den gefühlt 10. Baum aus einem Netz holte, schien von einem Nervenzusammenbruch nicht mehr allzuweit entfernt zu sein.

Mittlerweile waren sie seit über einer Stunde hier und ihre Eltern konnten sich einfach für keinen Baum entscheiden. An jeder Nordmanntanne hatten sie irgendetwas auszusetzen.
Kathryn seufzte, spielte mit den Fingern an ihrer Silberkette, an der sich eine kleine Zuckerroute befand und rollte genervt mit den Augen.
Allmählich ging ihr die Puste aus.

Jay und Erin diskutierten angeregt, welcher Baum am geeignetsten für das Wohnzimmer war. Obwohl es mittlerweile eher an ein Streitgespräch erinnerte.
Seitdem Kathryn im letzten Jahr fast beim spontanen Kurzurlaub in Colorado bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen wäre, hatten sie beschlossen, Weihnachten von jetzt an bewusst nur noch als Familie zu verbringen und darauf zu bestehen Sonderurlaub einzureichen, um an den Weihnachtstagen keine Einsätze zu haben.

„Jay, die Äste sind schon ganz kahl. Außerdem ist die viel zu groß", jammerte Erin, während sie zum gefühlt hundertsten Mal den Baum taxierte.

„Ach, was. Die Spitze kann man absägen. Du hast jetzt noch gar nicht den richtigen Blick, weil sie noch völlig gefroren ist. Das täuscht."

Aber Lindsay sah skeptisch auf die Tanne. Anschließend schüttelte sie mit dem Kopf, aber Jay wollte nicht klein beigeben.

„Komm schon, Erin. Jeder Baum hat eine Chance verdient."

„Aber nicht der. Im Ernst. Das wird die Vollkatastrophe."
Die Verkäuferin räusperte sich leicht genervt.

„Wissen Sie was? Ich lasse Sie besser mal allein und komme in 20 Minuten wieder. Sicher haben Sie sich bis dahin entschieden."
Jay sah der Dame wenig begeistert hinterher, denn mit ihr schwand auch die Hoffnung auf eine baldige Einigung.

„Kathryn, was sagst du dazu?", versuchte Jay jetzt die 15 Jährige ins Boot zu holen, ganz in der Hoffnung, dass sie ihm beipflichtete, aber diese gab nur ein theatralisches Seufzen von sich.

„Ich will nach Hause. Ehrlich gesagt sehen die Bäume alle scheiße aus", stöhnte sie.
Jay, der sich das jetzt sehr zu Herzen nahm, nickte ihr zu.

„Okay, wisst ihr was? Wir brechen ab. Wir fahren zurück."

„Was????!!"
Entsetzt sah Erin auf ihren Mann und auch Kya, die sich bis eben noch für das vorzeitige Verlassen des Baumarktes eingesetzt hatte, sah geschockt auf ihren Vater.

„Ist jetzt nicht dein Ernst? Die ganze Sache mit der Auswahl nochmal?"
Zur Verwunderung der 14 Jährigen pflichtete jetzt aber auch Erin seinen Worten bei.

„Vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollten wir uns einfach nach einem anderen Geschäft umsehen."
Kathryn fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Die letzte Stunde in diesem Baumarkt war komplett verschwendete Lebenszeit.

Mit verbiesterten Blicken liefen Jay und Erin nebeneinander in Richtung Ausgang.
Kya trottete mit sichtlicher Frustration hinter ihnen her.
Vorbei an der verwunderten Verkäuferin liefen sie zur Kasse.
Erst als sie im Wagen saßen, ging die hitzige Diskussion von neuem los.

„Die waren irgendwie alle unpassend. Bei dem ersten war die Spitze halb abgebrochen und der, den du am liebsten genommen hättest, hatte kaum noch Äste an der Oberseite", jammerte Lindsay, aber Jay wusste sich sogleich zu behaupten.

„Komm, Erin. Die, die du am liebsten wolltest waren alle zu groß oder zu klein. Da hätten wir das ganze Wohnzimmer umbauen müssen."

„Das ist nicht wahr. Der dritte hatte die perfekte Größe."

„In deiner Fantasie vielleicht."
Kya seufzte laut.

„Wisst ihr was? Ihr werdet euch auch beim nächsten Baumarkt für keinen Baum entscheiden können, weil es die perfekte Nordmanntanne einfach nicht gibt. Ihr werdet deshalb auch nie auf einen Nenner kommen. Ihr habt viel zu überzogene Ansprüche. Und irgendwo ist es doch auch egal, wie der gottverdammte Baum aussieht. Hauptsache wir sind alle gesund, wir leben noch und können in Ruhe Weihnachten feiern."
Stille in den Weiten des 4 Türers.

Jay und Erin sahen einander schweigsam an.

Irgendwie war an Kyas Worten tatsächlich etwas dran. Obwohl sie es nicht direkt beabsichtigt hatte, schien sie die ganze Lage etwas entschärft zu haben...

_______________________


Nach zwei weiteren Baumverkaufsgeschäften hatte man sich endlich auf eine Nordmanntanne geeinigt. Auch wenn diese nun Kathryn nicht gefiel, machte sie gute Miene zu bösem Spiel und sagte nichts, um den weihnachtlichen Frieden nicht noch weiter zu gefährden.
Die Stimmung war ohnehin recht angeknackst.
Aber das schien erst der Anfang, denn viel schlimmer wurde die Herausforderung am Nachmittag. Kathryn hatte sich in den Kopf gesetzt Plätzchen zu backen. Jay und Erin waren gerade aufgebrochen, um weitere Geschenke zu kaufen, sodass die 15 Jährige allein zu Hause blieb.

Sie hatte noch nie Plätzchen gemacht und wollte jetzt zum ersten Mal ein Rezept ihrer verstorbenen Großmutter väterlicherseits ausprobieren.

Am Anfang lief auch alles recht gut. Der Teig wurde fluffig, die Ausstechformen leisteten erstaunlich gute Arbeit.
Sie schob das Backblech mit den ausgestochenen Plätzchen in den Ofen.
Leider nicht ohne einen entscheidenden Fehler zu machen. Und der sollte es in sich haben.
Kya ließ sich ablenken. Sie setzte die Kopfhörer auf und lief in ihr Zimmer. Vergaß unter der Musik und dem Surfen im Internet den Backofen.
Wie sich schon bald herausstellte ein böser Fehler, denn nach einer halben Stunde und einem auffällig verkohlten Geruch begann der Feuermelder im Flur aufgrund des verbrannten Geruchs Alarm zu schlagen.

Da sie die Kopfhörer auf den Ohren hatte und sich in einem anderen Raum befand, schien sie davon aber nicht davon Notiz zu nehmen. Nur die sichtlich besorgten Nachbarn handelten augenblicklich und griffen zum Telefon, um den Notruf zu wählen.
Und genau dieser sollte ein nicht unbekanntes Team aus Feuerwehrmännern auf den Plan rufen.

Der Geruch hatte schon deutlich zugenommen, als Kya noch immer an ihrem Schreibtisch saß und von dem Dilemma mitbekam.
Abrupt stieß sie einen Schrei des Entsetzens aus, schnellte nach oben. Verdammt, die Plätzchen!
Sie wollte nach draußen stürmen, wo sie geradewegs mit einer ihr bekannten Gestalt samt dessen Kollegen kollidierte.

Kelly Severide sah sie mit ernster Miene an.
Mit der Ramme hatten sie sich einen Zutritt zum Haus verschafft, um nach der Ursache des Gestanks zu sehen.
Zu einem Brand war es noch nicht gekommen, aber der Qualm stand in der gesamten Küche und im Flur sodass Kathryn instinktiv zu husten begann.
Otis und Herman schnellten sogleich zum Herd, den sie mit schnellen Handbewegungen öffneten und die verkohlten Plätzchen direkt in der Spüle versenkten.

Anschließend rissen sie alle Fenster auf. Kya, die mittlerweile mit den Tränen kämpfte, sah entsetzt dabei zu, wie die Feuerwehrleute ihres Amtes walteten, während ein unschöner Geruch das halbe Aparmtent durchzog.
Und es sollte noch schlimmer werden, denn noch ehe sie das Ausmaß der Katastrophe begreifen konnte, standen Erin und Jay vor ihr in der verkohlten Küche...

_____________________________


„Du kannst von Glück reden, dass Kelly Severide und die 51 das unter den Teppich kehren und uns die Sache nicht in Rechnung stellen und das als normale Übung verbuchen. Kya, ernsthaft. Was hast du dir nur dabei gedacht?", brummte Jay, während er den Wagen über den Highway lenkte.

Kya wischte sich abermals die Tränen vom Gesicht, zuckte nur mit den Schultern.

„Ich wollte euch wirklich nur eine Freude machen", schniefte sie und erhielt ein lautes Stöhnen aus den vorderen Reihen.

Den katastrophal aussehenden Tannenbaum auf dem Dach bewegte sich der SUV selbstsicher gen Norden, in Richtung Nordwisconsin.

Kurzfristig hatten Erin und Jay entschlossen, sich unter den Umständen einer verkohlten Küche samt Geruch im restlichen Apartment nicht das gesamte Weihnachtsfest versauen zu lassen und so waren sie nach Norden aufgebrochen, um das alt bekannte Ferienhaus von Jays Eltern anzusteuern, in dem die kleine Familie alle Jubeljahre Urlaub machte. Die Zimmer sollten über die Feiertage auslüften, sodass sie danach wieder bewohnbar waren. Unterdessen würden sich die Erwachsenen und Kya in den Bergen von Wisconsin ein paar schöne Weihnachtsstunden machen.
So der Plan.

Dass die Vorsätze schon nach den ersten 100 Meilen einen faden Beigeschmack bekommen sollten, wurde den drein erst wenig später klar, als Halstead fluchend das Stauende befuhr und erst einmal nichts mehr vor und zurück ging.
Offenbar war ein Unfall passiert und die Aussicht irgendwann noch in Wisconsin anzukommen, reduzierte sich mit jeder anfallenden Minute. Mittlerweile hatte es heftig zu schneien begonnen.

Irgendwann, mittlerweile waren drei Stunden vergangen, hatte es die Familienkutsche doch noch geschafft die nächste Ausfahrt zu nehmen. Ein Stauende war nicht abzusehen und hinzu kam, dass ein Eisregen den gesamten Boden gefrieren ließ.

Jay und Erin sahen einander nur wenig begeistert an, schauten dann auf das Schild eines Motels, dessen Schild in naher Entfernung prangte, nickten einander dann zu.

„Ohne Worte. Wir machen das jetzt einfach", murmelte Halstead und fuhr entschlossen ab. Erin fuhr sich müde über die Haare, hatte aber mittlerweile kaum noch Widerworte.
Nach diesem katastrophalen Tag war wohl niemandem noch danach mit einem Totalschaden im nächsten Krankenhaus zu landen. Insofern war es die nahe liegende Idee die Nacht in diesem Motel zu verleben und dann am nächsten Tag weiter zu fahren.

Zunächst schienen alle sichtlich angefressen zu sein. So wie jetzt hatte man sich den Tag definitiv nicht vorgestellt und die Aussicht den 25. in dieser Unterkunft zu verbringen schien alles andere als vielversprechend.
Jay fuhr in die Parknische. Anschließend stieg er aus und holte die Tanne vom Dachgepäckträger.

Er wollte den Baum unter keinen Umständen hier draußen lassen, weil er sonst am nächsten Tag mit Sicherheit gestohlen wäre.

Bepackt mit Baum und Gepäck enterten sie schließlich den Wartebereich. Während Erin sich nach einem freien Zimmer mit Aufbettung erkundigte, wartete Jay mit Kya und dem Gepäck samt Tanne im Wartebereich.

Letztendlich war es Kya, die eine überraschende Entdeckung machte. Sie schielte ins Nebenzimmer, in dem ein Baumständer ohne Baum verharrte und auf dem sich daneben befindenden Sofa saßen niemand Geringeres als drei bekannte Gesichter.

„Nein, das kann nicht sein. Was macht ihr denn hier?", rief die 15 Jährige begeistert aus dem Nebenraum.
Jay schielte unter dem Geäst des Baumes ins Nebenzimmer, lehnte die Tanne schließlich an die Wand und wollte nachsehen, was seine Tochter so sehr überraschte.
Er hatte den Raum nicht einmal fünf Sekunden betreten, als er auf Kim, Adam und Makayla starrte.

„Nee, oder?", grinste jetzt auch Jay und lächelte seine Kollegen an, die jetzt ebenfalls sichtlich erheitert wirkten.

„Wir wollten eigentlich Meks Verwandte in Milwaukee besuchen und sind dann hier gestrandet. Scheint als feiern wir Weihnachten jetzt zusammen", klärte Kim alle Versammelten auf, die sich erst einmal begeistert darüber, dass sie die Zeit nicht allein in dieser tristen Umgebung statt in weihnachtlicher Atmosphäre verbrachten in den Armen lagen.

„Und ihr?"
Jay sah schuldbewusst auf Kya, die kleinlaut das Gesicht zu einer Grimasse verzog.

„Ist ne lange Geschichte."
Zu weiteren Aufklärungen kam es nicht, denn die Motelbesitzerin stürmte mit Erin ins Zimmer. Die vollbusige Besitzerin sah begeistert in die Runde und auch Erin schaute verdutzt, als sie Jay und Kya neben ihren Kollegen stehen sah.

„Wunderbar, Sie haben gleich einen Baum mitgebracht", klatschte sie in die Hände.

„Was halten Sie davon, wenn wir aus der Not eine Tugend machen und Ihre Nordmanntanne als Weihnachtsbaum für unser Motel nutzen? Dann können wir es uns alle etwas gemütlich machen. Im Gegenzug bekommen Sie eine Gratisübernachtung und all inclusive. Mit unserem Baum gab es leider eine kleine Panne."

Erin lächelte Jay mit schiefer Grimasse an, sah ungläubig auf ihren Mann.
Das hier war wohl das verrückteste Weihnachtsfest, das sie jemals gehabt hatten...
Lachend sagten sie zu...

eternity (Chicago PD fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt