undeniable

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Es war ein gewöhnlicher Montagabend.
Jay, Erin und Kya saßen gerade beim Abendessen, als sich der entscheidende Moment ereignete, der ihr Leben für lange Zeit aus den Fugen geraten lassen sollte.
Zunächst klopfte es an der Tür.
Verdutzt sahen die Detectives einander an, denn Besuch schien zu dieser Zeit recht ungewöhnlich zu sein.

„Hast du noch die halbe Straße eingeladen, weil wir zu viel übrig haben?", witzelte Jay, dem das Lachen bald vergehen sollte. Erin schüttelte nichts ahnend mit dem Kopf. Stattdessen stand sie auf, lief zum Spion. Als sie entsetzt auf die Personen starrte, die da vor der Tür standen, lief ihr ein Schauer über den Rücken.

„Polizei, machen Sie die Tür auf!", ertönte die fremde Stimme bereits im nächsten Moment. Irritiert sahen die Erwachsenen einander an.

Mittlerweile glaubte auch Jay im falschen Film zu sein.

„Du bleibst hier", sprach er an Kathryn gewandt, die nur unschuldig vor sich hin sah.
Letztendlich war es Jay, der die Tür öffnete und genau wie Erin sichtlich geschockt in die Gesichter der Streifenpolizisten samt zwei der DCFS Mitarbeiter sah.

„Jenna Olmers vom DCFS. Jay Halstead?", wandten sich die Frau an Jay, der mit ernster Miene nickte.

„Ja, der bin ich? Ist was passiert?"

„Ziehen Sie sich bitte an, damit Sie meine Kollegen vom CPD auf die Wache begleiten. Sie sind vorläufig festgenommen. Ihre Tochter sitzt dort am Tisch?"

„Was geht denn hier ab? Was soll das?", fand Erin als Erste die Worte wieder, während sich die Jugendamtsmitarbeiterinnen bereits einen Weg durchs Wohnzimmer bahnten und zum Tisch liegen, an dem Kya saß.

„Kathryn? Du packst bitte deine wichtigsten Sachen zusammen. Du wirst bis zur endgültigen Klärung vorübergehend in unserer Heimeinrichtung unterkommen. Wir sind verpflichtet dich von Seiten des DCFS in Obhut zu nehmen."

Die 12 Jährige sah die Frauen geschockt an.

„Heimeinrichtung? Würden Sie uns zur Abwechslung vielleicht mal erklären, was das soll? Und was uns vorgeworfen wird", wurde Jay nun zunehmend lauter, während ihm einer der Streifenpolizisten, die er nicht kannte, zunickte.

„Gegen Sie wird wegen Kindesmissbrauch ermittelt, Detective. Wir haben den anonymen Hinweis erhalten, dass Sie sich an Ihrer Tochter vergangen haben."

„Wie bitte? Soll das jetzt ein Scherz sein?!", schrie Jay aufgebracht, aber de Gesichtern zu Folge schien sich die Lage als ernst zu erweisen.

„Dad? Ich geh da nicht mit", wollte Kya protestieren, während eine der Frauen sie bereits unsanft an der Schulter packte.

Erin, die unbegreiflich auf Jay sah, trat nun zu Kathryn und versuche die Lage zu entschärfen.

„Mäuschen, das wird sich sicher bald aufklären. Tue bitte mal was dir die zwei Damen hier sagen", sah Lindsay angesäuert auf die Mitarbeiterinnen.

„Ist dein Zimmer in der oberen Etage? Ich würde dich gern begleiten", machte eine der Sozialarbeiterinnen klar, während in Kathryn die blanke Panik ausbrach. Sie wusste nicht woher das kam, aber mit einem Mal verspürte sie eine unklare Angst, die ihr auf eine gewisse Weise verdammt bekannt erschien.

Noch einmal sah sie ängstlich zu Jay, der ihr viel sagend zunickte. Dann setzte sie sich widerwillig in Bewegung und stapfte die Treppen nach oben, um ihren Koffer zu holen und ihre Sachen zusammen zu packen. Die Jugendamtsmitarbeiterin folgte ihr...

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Fassungslos blickte Jay eine Stunde später auf den Brief, der vor ihm lag.
Man hatte ihn auf das Präsidium des nächsten Reviers gebracht, wo er nun von den Ermittlern zum bestehenden Tatverdacht befragt werden sollte und im Verhörraum saß.

Entsetzt taxierte er das Schreiben, das in blauer Tinte und Kinderschrift verfasst war.


Ich wende mich an Sie, weil ich dringend Hilfe brauche. Ich heiße Kathryn Halstead, lebe in der Hudsonroad und schreibe das, weil mein Vater, Jay Halstead, mich regelmäßig sexuell missbraucht und sich an mir vergeht. Er fasst mich an, hat mich vergewaltigt. Manchmal zwingt er mich auch mit ihm zu duschen. Ich habe Angst mich an einer Beratungsstelle zu wenden oder mir Hilfe bei der Polizei zu suchen, weil er dort selbst arbeitet. Auch meine Stiefmutter sieht tatenlos dabei zu. Bitte, holen Sie mich da raus. Helfen Sie mir.

-Kathryn Halstead

Erfüllt von Wut schüttelte Jay immer wieder mit dem Kopf.

„Das ist nicht die Handschrift meiner Tochter. Machen Sie den Abgleich. Kya kann das nicht geschrieben haben."
Der relativ junge Detective legte die Stirn in Falten.

„Und das soll ich Ihnen jetzt glauben?"

Jay verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust, sah den Ermittler abschätzend an.

„Hören Sie. Meine Frau wurde vor 12 ½ Jahren auf dem Weg zu einer Befragung erschossen. Damals war sie mit meiner Tochter schwanger. Die Ärzte haben Kathryn in letzter Minute per Kaiserschnitt geholt. Seitdem habe ich sie allein aufgezogen, bis ich erneut geheiratet habe. In all den Jahren habe ich Kya kein einziges Mal angefasst, sie nie unsittlich berührt oder geschlagen. Das was hier steht ist erstunken und erlogen."
Der junge Polizist zog skeptisch die Augenbrauen nach oben.

„Rührende Geschichte, aber wie kommt derjenige darauf so etwas zu erfinden? Können Sie mir das verraten, Detective?"
Jay zuckte ratlos mit den Schultern.

„Woher soll ich das wissen? Das herauszufinden ist wohl Ihr Job und nicht meiner."

In diesem Moment öffnete sich die Tür. Halsteads Blick entspannte sich, als er in das ihm bekannte Gesicht sah. Es war Morton Fisher. Ein Sergeant, den Jay seit seiner Zeit an der Akademy kannte.

„Morty", flüsterte er leise, während die Miene des Districtchefs zu seinem Kollegen glitt.

„Peter, lässt du uns bitte mal alleine. Ich möchte mit Detective Halstead unter 4 Augen sprechen."

Der junge Detective sah seinen Vorgesetzten skeptisch an, zog dann aber wenig begeistert ab und verließ den Raum. Sobald er das Verhörzimmer verlassen hatte, wurde die Miene des Sergeants weich.

„Voight wartet draußen. Deine Frau hat ihm gleich bescheid gesagt."

„Was zur Hölle ist das hier? Ich hab meiner Tochter noch nie ein Haar gekrümmt, geschweige denn sie missbraucht. Das sind harte Anschuldigungen", tobte Jay aufgebracht und sah den Mann mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung an.

„Denkst du, das weiß ich nicht? Natürlich ist mir das klar, aber das bringt uns jetzt nicht weiter, Jay. Wir werden von Kathryn einen Schriftabgleich anfordern und das von einer Schriftanalytikerin analysieren lassen, was dich hoffentlich entlasten wird, aber trotzdem solltest du dir die Frage stellen, wer deiner Familie da gerade massiv schaden will. Und du musst dir einen Anwalt nehmen."

Jay rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

„Hast du dir in letzter Zeit Feinde gemacht? Gibt es jemanden, der dazu in der Lage sein könnte?"

Halstead sah abermals bedrückt auf das Schreiben, schüttelte dann mit dem Kopf.

Sein Hirn war wie leer gefegt.
Alles fühlte sich wie in einem endlos erscheinenden Alptraum an.
Was, wenn er Kya nicht wieder sah? Wenn er das Sorgerecht verlor?

Wortlos schüttelte er immer wieder mit dem Kopf, nahezu so, als ob er das Gesehene ungeschehen machen konnte...

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Unterdessen lag Kathryn dreißig Meilen entfernt in der Notschlafstelle des Kindernotdienstes und bekam kein Auge zu.
Immer wieder rannten ihr stumm die Tränen übers Gesicht. Was war passiert? Wer tat ihr so etwas an?
Sie hatte doch nichts falsch gemacht, konnte sich absolut nicht erklären, was da geschehen war.
Ihr Vater und Kindesmissbrauch? Niemals.

Sicher, war es zwischen ihr und ihrem Dad ab und an zu Reibereien gekommen, weil er so streng war und vieles verboten hatte.
Aber er war trotzdem der beste Vater, den man sich vorstellen konnte.

Kya versuchte den Kloß im Hals zu verdrängen. Es gelang ihr nur kläglich. Für einen Moment erhob sie sich leicht im Bett und schaute zum Fenster, ehe ihr Blick wieder auf die zahlreichen Betten fiel, in denen die anderen Kinder lagen.
Aus diesem Zimmer zu gelangen oder abzuhauen, ohne jemanden zu alarmieren schien nahezu unmöglich zu sein und so kam es, dass sie weiterhin ihrer Verzweiflung nachhing und lautlos in ihr Kopfkissen weinte, während sie auch in den kommenden Stunden wach lag.

Irgendwann, die Sonne schien bereits fahl in den Raum hinein, öffnete sich die Tür und die Frau von gestern ruckelte sie an der Schulter an.

„Zieh dich bitte an. Wir fahren gleich zur Polizeiwache, um einige Untersuchungen zu machen."

Untersuchungen?
Kya wurde flau im Magen. Sie hatte noch nicht einmal gefrühstückt, wusste noch immer nicht, was gegen sie vorlag, was ihr oder ihrem Vater vorgeworfen wurde.
Die Angst schien das nicht erträglicher zu machen.

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Die kommenden Minuten und Stunden erlebte sie in einer Art Trancezustand. Wie verlangt duschte sie, zog sich an und wurde kurz darauf von den zwei Sozialarbeiterinnen ins Dienstfahrzeug begleitet. Als sie kurz darauf vor einer Polizeistation hielten, wurde ihr erneut flau im Magen.

Sie wurde gebeten auszusteigen, schließlich in einen Raum gebracht, in dem sich ein Tisch und zwei Stühle samt einer Teeküche befanden.

Kya erinnerte dies stark an den Aufenthaltsraum der Wache. Offenbar waren diese Räume in allen Polizeirevieren Chicagos gleich aufgebaut.

Die 12 Jährige wurde gebeten an einem Tisch Platz zu nehmen. Nur wenig später traten die ihr bekannten Sozialarbeiterinnen samt einer weiteren Dame in den Raum.

„Kathryn, das ist Mrs. Miller. Sie arbeitet bei der Polizei", erklärte einer der Jugendamtsmitarbeiterinnen, weshalb Kya aus verweinten Augen auf die Frau sah.

„Wir möchte, dass du diesen Text hier abschreibst. Genauso, wie du es in der Schule sonst auch tust."

Kya sah verdutzt auf den Computervordruck, bei dem es sich um eine kurze Geschichte handelte.

„Was habe ich denn falsch gemacht?", fragte sie stattdessen, aber die DCFS Mitarbeiterinnen hüllten sich in Schweigen.

„Das besprechen wir später mit dir, wenn du den Text hier abgeschrieben hast", antwortete stattdessen die Mitarbeiterin der Polizei und schob ihr einen blauen Füller samt einem Blatt Papier entgegen.

Mit zitternden Fingern griff das Mädchen nach dem Stift, den es öffnete, begann dann nervös zu schreiben.
Sie wusste nicht, ob sie richtig lag, aber sie spürte, dass die Vorgehensweise von enormer Bedeutung war.

„Ich hab nichts getan und mein Dad auch nicht", hielt sie kurzzeitig Inne, aber statt auf ihre Worte einzugehen, animierten sie die Frauen ihre Arbeit fortzusetzen.

Nachdem sie den Text abgeschrieben hatte, zogen sich zwei der Mitarbeiterinnen zurück, während die dritte bei ihr blieb.

Sie versuchte Kya in ein Spiel zu vertiefen, aber diese schien sich kaum konzentrieren zu können, sprang nicht richtig darauf an.

Nach einer Weile trat die Polizistin samt der anderen Jugendamtsmitarbeiterin wieder in den Raum. Kathryn wusste nicht woran es lag, aber auf eine gewisse Weise schien die Mitarbeiterin der Polizei fast ein wenig erleichtert zu wirken.

„Kathryn, wir würden dir jetzt gerne etwas zeigen und dir die Möglichkeit geben, dich dazu zu äußern", holte sie einen mehrfach gefalteten Zettel hervor, der sich auf eine Kopie belief und den sie zu Kya über die Tischplatte schob.

„Das hier lag gestern Nachmittag beim DCFS im Briefkasten. Kannst du uns dazu näheres sagen?"

Mit zitternden Fingern nahm sie das Schreiben entgegen. Abermals füllten sich ihre Augen mit Tränen, während sie den Inhalt las, sich schließlich geschockt die Hand vor den Mund hielt und die Frauen mit weit aufgerissenen Augen ansah.

„Das habe ich nie geschrieben. Mein Vater würde sowas niemals machen, das müssen Sie mir glauben."
Die Polizistin nickte.

„Bitte, mein Dad ist der beste. Natürlich wird der manchmal laut, aber das was hier steht ist alles gelogen. Das ist nicht wahr. Das stimmt nicht", rief sie beinahe hysterisch.

Die Polizistin legte ihr die Hand auf die Schulter, mit der sie auf und abstrich. Auch eine der Sozialarbeiterinnen machte eine abflachende Handbewegung, weil Kathryn heftig zu weinen begann.

„Ruhig, Kathryn ganz ruhig. Jetzt beruhigst du dich erst einmal und dann hörst du Mrs. Miller in aller Ruhe zu."
Das schien leichter gesagt als getan zu sein, denn Kya war so aufgewühlt, dass sie heftig weinte. Sowohl die Jugendamtsmitarbeiterin als auch die Schriftanalytikerin hatten alle Hände voll zu tun, sie zu trösten.
Da das keinen Erfolg verzeichnete, begann Tracy Miller mit den neuen Erkenntnissen.

„Mein Kollege und ich haben deine Schriftprobe mit dem unbekannten Schreiben verglichen. Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, dass du den Brief nicht verfasst haben kannst. Und wir gehen davon aus, dass es in deinem Namen auch niemand anders hat. Das heißt, du hast niemanden angestieftet, diese Zeilen zu schreiben. Liegen wir damit richtig?"

Die 12 Jährige nickte schluchzend mit dem Kopf, während sie unter Tränen zur Sprache ansetzte.

„Mein Dad hat mich nicht missbraucht. Er würde das niemals machen. Ich bin für ihn das Wichtigste was er hat. Nichts davon was dort steht ist wahr. Ich hab das nie geschrieben und auch niemanden beauftragt", betonte sie abermals, was die Frauen mit ernsten Gesichtern zur Kenntnis nahmen.

„Kannst du dir vorstellen, von wem das Schreiben stammen könnte? Gab es in letzter Zeit Streit? Fällt dir jemand ein, der sich dafür an dir rächen könnte."

Unter Schluchzern saß Kathryn am Tisch und dachte nach, während sie nachdenklich auf das Schreiben sah.
Und je länger sie darüber nachdachte, umso mehr wurde ihr die Sache klar.
Letztendlich nickte sie ergriffen mit dem Kopf, während sie aufschluchzte.

„Sandy Jordans. Sie geht in meinen Englischkurs. Sie ist ein Mädchen aus meiner Klasse. Wir hatten Streit, aber in letzter Zeit war das eigentlich weniger geworden. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich akzeptiert."
Abermals schaute die 12 Jährige auf den Brief, nickte dann wieder mit dem Kopf.

„Ich hab zu Hause so ein Freundschaftsbuch aus der fünften Klasse. Darin haben sich all mine Mitschüler eingetragen."

„Auch sie?"

Kya nickte mit dem Kopf.

„Dann fahren wir sofort los. Das Buch könnte für uns von Bedeutung sein."

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Schon drei Stunden später hatte man Jay aus der Untersuchungshaft entlassen.
Er hatte die ganze restliche Nacht auf engstem Raum in der Gefängniszelle verbracht, genau wie Kya kein Auge zugemacht und schien nun dementsprechend übermüdet zu sein.
Das restliche Team der Intelligence hatte sich mit den Ermittlern der 48. Wache zusammengetan. Ab jetzt galt es als unverzüglich den Schuldigen zu finden, der für den verheerenden Brief verantwortlich war.

„Die Schrift stammt definitiv von Ihrer Tochter, aber von einem Kind, vielleicht auch von einer Jugendlichen. Wir gehen von einer Altersspanne zwischen 11 und 14 aus", gab Tracy Miller den restlichen Cops die Erkenntnisse zum Besten.

„Kathryn hat eine Schülerin benennen können, mit der sie zuletzt im Disput stand. Anscheinend ging es um eine Geburtstagsfeier und um einen Jungen. Sie heißt Sandy Jordans. Wir gleichen gerade die Schriftprobe ab, die wir durch Kathryns Freundschaftsalbum haben. Es ist noch kein endgültiges Ergebnis, aber bislang gehen wir davon aus, dass sie die Verfasserin des Briefes ist."

„Das ist doch total krank", schüttelte Halstead mit dem Kopf.

„Psychopathisch", ergänzte Lindsay und zog ungläubig die Augenbrauen nach oben, während sie auf Hank Voight sah.

„Worauf warten wir? Lassen wir das Mädchen vorladen", forderte er, woraufhin sich die Schriftanalytikerin meldete.
Auch Morton Fisher, der Sergeant, sah die Frau erwartungsvoll an.

„Sobald mein Kollege grünes Licht geben kann. Wie Sie wissen, ist die Verdächtigte noch minderjährig. Dadurch gelten bei der Vorladung enge Auflagen."

In diesem Moment öffnete sich die Tür und der besagte Kollege steckte den Kopf in den Raum.

„Tracy? Es ist sicher. Die Schrift stammt von Sandy Jordans. Die Buchstabenführung ist identisch."
Vielsagend blickten die Ermittler einander an. Damit war die Sache klar...

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In Absprache mit den Kollegen sollte Lindsay die Gesprächsführung übernehmen.
Man hatte die 12 jährige Sandy samt einer Freundin auf das Revier bringen lassen. Mittlerweile schoben beide die Schuld aufeinander, beschuldigten sich gegenseitig. Nur für die Ermittler war die Sache klar.
Erin betrat mit finsterer Miene den Verhörraum.

Wortlos legte sie den Brief neben das Freundschaftsbuch auf den Tisch, um die Reaktion der 12 Jährigen zu testen.

Das Mädchen wurde jetzt auffallend blass, während sich Lindsay auf ihren Stuhl setzte, der sich genau gegenüber befand.

„Du weißt, was das ist?", deutete Erin auf die Gegenstände.

„Ich weiß nicht wovon Sie sprechen."
Lindsay lachte sarkastisch.

„Oh doch, das weißt du. Wir haben die Schriftproben dieses Briefes analysieren lassen und mit deiner Handschrift in Kyas Freundschaftsalbum verglichen. Aus der 5. Klasse. Erinnerst du dich?"
Die 12 Jährige grinste teuflisch.

„Sagt Kathryn das?", sprach sie siegessicher.

Erin hielt ihrem Blick Stand.

„Wir haben deine Fingerabdrücke auf dem Schreiben gefunden. Sei ehrlich. Warum hast du das gemacht? Wo kommt all dieser Hass her?"

„Ich? Kathryn war das? Das ist ihre Schrift und..."
Lindsay unterbrach sie mit hektischem Kopfschütteln.

„Sandy, wir sind über diesen Punkt längst hinweg. Mein Team und ich haben Beweise, die dich aufgrund übler Nachrede und Behauptung falscher Tatsachen für mindestens 2 Jahre in den Jugendknast bringen werden plus Sicherungsverwahrung in der Kinder und Jugendpsychiatrie, weil man dir eine psychopathische Störung bescheinigt. Es hat keinen Sinn mehr das zu leugnen. Die Beweise liegen auf der Hand."

„Ach, ja? Würden Sie das auch behaupten, wenn Sie nicht Kathryns Stiefmutter wären? Hätte Sie das dann auch interessiert? Wissen Sie, was Kya wirklich von Ihnen denkt? Wie Sie im Beisein anderer Mitschüler über Sie redet und was Sie von Ihnen hält?"

Lindsay zog eine schiefe Grimasse.

„Vor einem Jahr war Kathryn der Loser der Klasse. Ich hab mich um sie gekümmert. Ich habe ihr geholfen, in der Junior High School einen besseren Stand zu bekommen. Dass sie nicht mehr gemobbt wird."
Lindsay schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf, sagte aber nichts.

„Wissen Sie, was schlimmer als Jugendknast ist? Dem Rest der anderen schonungslos ausgesetzt zu sein, ohne sich wehren zu können. Ich mache in unserer Klasse die Regeln. Und wenn ich weg bin, dann garantiere ich Ihnen, wird Kathryn die Hölle auf Erden haben."

Nur kurz nachdem sie das gesagt hatte, ging die Tür auf und Jay kam herein, um ihr Handschellen anzulegen. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Schock sah er Erin an.

„Na, los. Tun Sie was Sie nicht lassen können", hielt sie hintertrieben lächelnd ihre Hände entgegen, die Jay mit den Handschellen versah. Sie grinste die gesamte Zeit über.

„Das mit dem Brief war übrigens nicht meine Idee. Bedanken Sie sich bei Jessica, im Nachbarzimmer. Die Zeilen kamen von ihr", gab sie es dann doch noch zu.

„Abführen, bevor ich mich vergesse und für nichts garantieren kann", murmelte Erin und drehte sich dann genau wie Hank Voight kurz weg, als Jay das Mädchen ziemlich grob anfasste, um sie an die Kollegen von der Streifenpolizei zu übergeben.

„Ich freue mich schon auf nachher, wenn ich dich mit den Kollegen höchstpersönlich in der Psychiatrie abgebe. Genau wie deine Freundin."

Mehr brauchte er nicht zu sagen, denn das Lächeln des Mädchens erstarb...

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Unterdessen lief Erin durch die Gänge des Präsidiums und blieb schließlich vor dem Aufenthaltsbereich stehen.
Sie wusste, dass Kathryn in diesem Raum saß. Die Sozialarbeiterinnen des DCFS hatten ihr soeben grünes Licht gegeben das Mädchen zu sehen.

Die Verdächtigungen hatten sich als haltlos erwiesen. Die Anklage gegen Jay hatte man fallen lassen.

Lindsay betätigte den Türknauf, steckte dann den Kopf in den Raum. Kathryn, die auf der Couch Platz genommen hatte, sah sie überrascht an. Nur kurz darauf füllten sich ihre Augen mit Tränen.

Eine der DCFS Mitarbeiterinnen nickte ihr vielsagend zu, während sie sich zu Kya auf die Couch setzte und sie wortlos in eine feste Umarmung zog.
Das Mädchen weinte an ihrer Schulter, versteckte den Kopf an ihrer Brust.

„Es ist vorbei. Alles wird gut", redete Erin beruhigend auf sie ein, ehe sich erneut die Tür öffnete. Kya, die noch immer ihren Emotionen freien Lauf ließ, hatte den Schatten gar nicht herein kommen sehen.

Erst als Lindsay nach oben aufsah, löste sich die noch immer weinende Kathryn aus ihrem Griff, sah nun ebenfalls auf die Person, die da gerade den Raum betreten hatte, was sie erneut schluchzen ließ.

Als sie ihren Vater registrierte, begann sie abermals heftig zu weinen. Jay, der nun die Position mit Erin tauschte, nahm sie fest in den Arm, worauf sie sich hilfesuchend an ihn klammerte.

„Alles okay. Ich bin da. Sie wird dir nie wieder zu nahe kommen. Das schwöre ich dir", spielte er auf Sandy an, die er längst im Sicherheitsgewahrsam wusste.

Kathryn hätte Jay am liebsten nie wieder los gelassen.

Viel sagend blickte sie auf die Jugendamtsmitarbeiterin, die sie entschuldigend ansah, bevor sie den Kopf wieder an Jays T Shirt versteckte. Den Ort, an dem sie sich am sichersten fühlte...

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„Das wird bei ihr Narben hinterlassen", murmelt Erin am Abend, als sie mit Jay bei einer Flasche Scotch im Wohnbereich saß.

„Ich weiß. Aber ich hab auch keine Ahnung, wie man dieses Vertrauen wieder zurückgewinnen kann."
Halstead schüttelte unaufhörlich mit dem Kopf.

„Wie krank kann man bitte sein, sowas zu erfinden? Das grenzt schon an Psychopathie. Das ist kein dummer Mädchenstreich mehr", wetterte der Detective, während sein Hirn immer noch das verarbeitete, was in den letzten zwei Tagen passiert war.

„Jay, die zwei sind in der Psychiatrie. Die werden da vorerst auch nicht herauskommen. Und im Anschluss ihre gerechte Strafe absitzen."

Aber das beruhigte Halstead keineswegs.

„Macht das irgendwas bei Kathryn besser? Die zwei letzten Tage waren der Horror für sie."
Erin nickte bedrückt. Auch sie wusste nur allzu gut, welche bleibenden Schäden Mobbing hinterlassen konnte.
Dass das erst der Anfang war, ahnte sie noch nicht...

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„Du brauchst keine Angst zu haben. Sandy und Jessica sind beide in sicherer Verwahrung und sobald kommen die da auch nicht raus", versuchte Jay die Aufregung seiner Tochter einzudämmen, die er am ersten Schultag nach dem Vorfall wieder zur Junior High School fuhr.
Zu seiner Verwunderung schüttelte Kya mit dem Kopf.

„Das ist es nicht. Du verstehst nicht wie das funktioniert. Selbst wenn die nicht mehr da sind, können sie dafür sorgen, dass die mich fertig machen. Mobbing funktioniert nicht nur auf kurze Sicht", sagte sie angespannt, nachdem sie sich abgeschnallt hatte.

Jay warf ihr aufmunternde Blicke entgegen.

„Komm, das war doch nur eine leere Drohung. Und wenn das alles gar nicht mehr geht, dann...."

„Kommst du mit deinem Abzeichen und der Knarre in die Schule und sagst den anderen was Sache ist? Sicher nicht", murmelte sie habherzig und stieg aus dem Wagen, ehe sie ihrem Vater einen letzten unsicheren Blick zuwarf, ehe sie die Tür zumachte.

Jay sah ihr nachdenklich hinterher. Zugegeben, die Möglichkeiten waren überschaubar, auch wenn er ihr gern etwas anderes vermittelt hätte.

Nervös lief Kya auf den Eingang zu. Und spätestens als die ersten Schüler die Köpfe zusammen steckte und mit Fingern auf sie zeigten, da ahnte sie, dass ihre Zweifel nicht unbegründet waren...

eternity (Chicago PD fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt