Eine halbe Stunde später stand Erin in Jays Apartment und schaute besorgt auf das schreiende Kleinkind.
„Das war jetzt mein dritter Versuch. Wenn sie weint, hat man überhaupt keine Chance ihr das Mittel zu verabreichen. Ihr kriege das Zeug einfach nicht in sie rein", murmelte Jay verzweifelt.
Erin sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. Sie schien eine andere Theorie zu haben, sichtlich zu ahnen woran es lag.
„Ja, weil du unsicher bist und das merkt die Kleine. Unsicherheit überträgt sich sofort aufs Kind. Bei Medikamenten für Kleinkinder darfst du nicht so lange rumdiskutieren. Das zieht nur alles unnötig in die Länge und gibt Theater", war sich Lindsay getreu ihrer Erfahrungen als Patentante von Justins Sohn und Babysitterin zu New Yorker Zeiten sicher. Angespannt besah sie sich die schreiende und strampelnde Kleine.
„Pass auf. Wir machen jetzt folgendes. Du hältst ihre Beinchen nach oben und ich übernehme den Rest. In der Zwischenzeit geben wir ihr irgendwas in die Hände. Am besten die Schachtel von den Medikamenten hier. Das lenkt sie für den entscheidenden Moment ab", griff Erin nach dem kleinen Karton, den sie dem Mädchen kurzerhand in die Finger gab.
„So, Süße. Wir schauen jetzt mal, dass wir das Zäpfchen irgendwie in dich hinein bekommen. Damit dein Fieber endlich runter geht."
Kathryn sah vom Wickeltisch zu Erin auf. Allein bei dem Fiebersenker, den die Polizistin jetzt aus der Silberverpackung holte, weinte sie bitterlich. Fast so, als ob sie damit nichts Gutes assoziierte und genau verstanden hatte, was gleich passieren würde. Sie kannte das noch von ihrem Onkel, der ihr so ein Mittel schon einmal verabreicht hatte, als sie nach ihrer allerersten Impfung Fieber hatte. Außerdem hatte sie Schmerzen, fühlte sich alles andere als gut. Sie wollte nicht mehr hier liegen bleiben, hätte am liebsten einfach nur geschlafen.
„Mäuschen, das tut nicht weh. Wir sind ganz vorsichtig. Schhhh", redete Erin leise auf das schreiende und mit den Beinchen strampelnde Kleinkind ein.
Die Polizistin warf ihrem Kollegen einen vielsagenden Blick entgegen. Halstead nickte ihr zu. Wie besprochen hielt Jay seiner kleinen Tochter die angewinkelten Beinchen nach oben, während Erin dem kleinen Mädchen das Medikament verabreichte. Die 1 Jährige schrie kurz auf, aber da hatte Lindsay bereits alles erledigt. Endlich war das Mittel dort wo es sein sollte.
„Alles gut. Wir sind schon fertig", kommentierte sie das Verhalten der aufgebrachten Kleinen und hielt sie noch kurz fest, weil sie merkte, dass sich Kya alles anspannte und das Medikament wieder nach draußen befördern wollte.
„Hat sie es drinnen behalten?"
„Sieht ganz danach aus", murmelte Lindsay nachdem etwas Zeit vergangen war.
Jay atmete innerlich auf, während Erin die 1-Jährige zu guter Letzt noch wickelte und sie schließlich auf den Arm nahm. Kya, die durch den unangenehmen Prozess der Medikamentengabe jetzt noch einmal richtig aufdrehte, schrie aus Leibeskräften.
„Shhh.... Ist schon vorbei. Kein Grund zu weinen, Süße", redete sie leise auf das noch immer schluchzende Mädchen ein.
Jay sah seine Kollegin hilflos an, während diese die schreiende Kathryn auf dem Arm wiegte und durch den Raum trug.
„Du kleine Motte hältst deinen Daddy heute ganz schön auf Trapp, was? Na, ja ist ja auch zu verstehen. Wenn man Fieber hat und sich nicht wohl fühlt, will man nicht noch still liegen müssen, mh?", redete Erin leise in Kleinkindsprache auf sie ein, weshalb das kleine Mädchen tatsächlich etwas ruhiger wurde. Fasziniert sah Jay dabei zu, wie seine kleine Tochter sich jetzt zunehmend beruhigte.
„Aber dein Papa will nur das Beste für dich, weißt du? Damit du schnell wieder gesund wirst."
„Ba-Ba", wimmerte Kya und deutete auf Jay, was Erin mit einem Lächeln kommentierte.
„Genau, da ist dein Papa. Der macht sich gerade richtig große Sorgen um dich, weil du so hohes Fieber hast."
Ihr Blick wandte sich von der Kleinen ab.
„Wie hoch war eigentlich ihre Temperatur?"
„Zuletzt bei 39.8. Will meinte ab 40,5 wird es kritisch."
„Es ist schon besser, wenn du ihr gleich Fiebersenker gibst. So kleine Mäuse muss man auch nicht unnötig leiden lassen. Stimmt's nicht, Süße?"
Lindsay strich ihr über die dunkel blonden Haare. Zu ihrer Überraschung kuschelte sich das kleine Mädchen mittlerweile deutlich ruhiger an ihre Brust.
Die Detectives lächelten einander amüsiert an.
„Danke. Dass du so schnell kommen konntest", sagte Halstead leise, aber sie winkte ab.
„Du weißt ja, was ich zu dir gesagt habe. Wenn du mich brauchst, dann bin ich da. Das bin ich dir immerhin schuldig. Nachdem wie mein überstürzter Umzug nach New York damals gelaufen ist."
„Lass uns jetzt nicht darüber reden. Zumindest nicht heute."
Sie nickte verstehend, setzte sich mit der Kleinen auf die Couch.
„Meinst du, das kriegst du beim nächsten Mal alleine hin?", fragte sie leise, während die Kleine sich müde an sie lehnte. Das Fieber und das lange Weinen hatten sie so sehr erschöpft, dass sie selbst bei einer für sie fremden Frau Schutz suchte.
Jay setzte sich neben Erin, während seine Hand gleichbleibend über Kyas Augen streichelte, weshalb die Kleine zunehmend die Lider schloss. Ratlos zuckte er mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Sie hat ganz schön Power. Ich will ihr auch nicht weh tun, aber die Fiebersenker müssen sein. Den Fiebersaft kannst du total vergessen. Den hat sie beim letzten Mal nach der Impfung schon direkt ausgespuckt. Aber da war Will eben da. Da hat er ihr das Zeug gegeben."
„Mit der Zeit wirst du routinierter werden. Die kleine Tochter meiner Nachbarin war genauso wie Kya. Wenn sie krank war hat sie auch nichts in sich behalten. Da helfen nur kleine Tricks und Ablenkungsmanöver. Das war bei Justins Sohn Daniel nicht anders", sah Erin jetzt lächelnd auf das mittlerweile schlafende Kleinkind.
„Will kennt da sicher noch einige Kniffe aus der Notaufnahme."
Für einen Moment sahen sie einander lange in die Augen. Am liebsten hätte Jay sich die Frage erspart, aber bei dem Gedanken, dass die Kleine mitten in der Nacht erneut fiebert, wurde ihm leicht übel.
Lang anhaltende Stille. Dann brachte er trotz aller Zweifel die entscheidende Frage hervor.
„Ich weiß, das klingt jetzt bescheuert, aber... würde es dir was ausmachen, wenn du heute Nacht vielleicht doch hier bleiben kannst? In sechs Stunden soll sie bei Bedarf den nächsten Senker kriegen und so wie ich Katie kenne, ist das hier erst der Anfang und das Fieber steigt noch weiter. Du kannst natürlich in meinem Bett oder hier auf der Couch schlafen. Je nachdem, wie du willst. Die Kleine nehme ich heute eh zu mir. Da kannst du dann in Ruhe schlafen", gab Jay leise zu. Erin sah ihn zuerst wehmütig an, nickte dann leicht schmunzelnd.
„Von mir aus. Wenn du das möchtest."
„Das kann ich nie wieder gut machen", sagte er leise, aber sie gab ein leises Seufzen von sich.
„Sei dir da nicht so sicher. Ich hab da schon meine Mittel und Wege", zwinkerte sie ihm zu.
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Letztendlich waren sie beide noch wach geblieben, sodass sie den Zustand der Kleinen genau unter Kontrolle hatten.
Jay sollte mit seiner Mutmaßung Recht behalten. Gegen Mitternacht stieg Kathryns Temperatur wieder auf bis zu 40 Grad an. Eine Tatsache, die Halstead bereits befürchten ließ, dass ihm ein Trip in die Notaufnahme des Gaffneys doch nicht erspart blieb, denn der Fiebersenker hielt nur kurz an.
Das kleine Mädchen war so apathisch, dass es nicht einmal aufwachte, als Halstead Fieber messen wollte. Erst als er das Thermometer entfernte begann sie schließlich unruhig zu werden und leise zu weinen, weshalb sich letztendlich wiederholte, was sich bereits am Abend abgespielt hatte.
Sie weinte sich heiser und schien bei der Medikamentengabe so unruhig, dass Lindsay und Jay nur mit gemeinsamer Ablenkung erreichten, dass sie den Fiebersenker überhaupt in sich behielt.
„Du musst morgen unbedingt mit ihr ins Med. Die Temperatur ist schon wieder viel zu hoch", stellte Erin besorgt fest, nachdem sie Kathryn erneut ein Zäpfchen gegeben hatten.
Die Kleine schrie jetzt wieder verstärkt, wollte auf Jays Arm. Halstead schloss ihre Windel und nahm sie zu sich nach oben.
Für mehrere Minuten lief er mit dem weinenden Kleinkind durch das Wohnzimmer, aber es schien kaum besser zu werden. Kya war so schrecklich warm.
„Verdammt, warum wirken die Dinger nicht? Das muss jetzt doch langsam mal besser werden", jammerte Jay, nachdem er die 1 jährige Kleine auf der Couch ablegte.
„Vielleicht sind die Inhaltsstoffe zu schwach oder es ist doch etwas Ernstes?"
Jay reagierte nicht auf Erins Vermutung. Allein bei der Vorstellung Kathryn nach Hailey zu verlieren, wurden ihm die Knie weich.
Trotz gutem Zureden schien sich die 1-Jährige nicht zu beruhigen. Geduldig trug Halstead sie durch das Apartment, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Besorgt befühlte Erin abermals ihre Stirn.
„Jay, sie muss mehr Trinken. Ihr Körper braucht jetzt Flüssigkeit. Sonst dehydriert sie noch."
„Du hast recht. Ich mache ihr noch ein Fläschchen. Nimmst du sie kurz?"
Bei Erin weinte sie jetzt nur noch stärker, drückte ihren ganzen Körper durch. Allmählich schien ihr kleiner Kopf zwar weniger warm zu sein, aber sie wirkte immer noch sehr unruhig, als ob sie sichtliche Schmerzen hätte.
Genau wie bei den Medikamenten brachte auch die Flasche nicht viel. Sie spuckte die Flüssigkeit sofort wieder aus, begann dann noch zu würgen und sich zu übergeben.
Jay schien untröstlich zu sein.
„Tut mir leid, was du hier gerade mitmachst", entschuldigte er sich bei Erin, die Kya vollgebrochen hatte, aber Lindsay legte ein gespieltes Lächeln auf.
„Ist ja nicht deine Schuld. Kinder werden auch mal krank", war ihre Devise.
Dass dieser Zustand noch die ganze Nacht andauerte, ahnte Erin dagegen nicht.
Alles in allem schleppten Lindsay und Halstead die weinende Kleine die folgenden sechs Stunden durch die Wohnung, während sie abwechselnd Fieber maßen und beruhigend auf sie einzuwirken versuchten.
Es dauerte bis um fünf Uhr morgens, bis sie aufgrund des nächsten Fiebersenkers vor Erschöpfung einschlief.
Nach dieser Nacht waren Jay und Erin zumindest nervlich am Ende.
Gegen acht fuhr Lindsay ihren Kollegen mit dem kleinen Mädchen in die Notaufnahme.
Sie mussten nicht lange warten. Letztendlich kamen sie recht zügig dran, was Jay insgeheim auch seinem Bekanntheitsgrad durch Will verdankte.
Die Schwestern checkten erneut die Temperatur der kleinen. Fast ein wenig neidisch darüber, dass das bei ihnen kein so großes Theater war, sah Halstead auf die Krankenpflegerinnen, die bei seiner Tochter Fieber maßen und bei denen jeder Handgriff saß. Hatte Erin recht und seine Unsicherheit hatte sich auf das kleine Mädchen übertragen?
Der Arzt kam herein, begann die 1 Jährige ausgiebig zu untersuchen. Unruhig begann sie jetzt aber auch hier zu weinen. Das Stethoskop war kalt und anfangs wollte sie nicht den Mund aufmachen. Als sie es mit gemeinsamer Überzeugungsarbeit schafften, dass das Kleinkind einen Blick in den Rachen gewährte, erfolgte sofort die postwendende Quittung, denn sie erbrach sich unmittelbar auf die Liege und zeitgleich auch auf den weißen Kittel des Kinderarztes.
Spätestens bei der Begutachtung der Ohren war es dann ganz vorbei.
„Sie hat eine Angina. Ihr Hals ist hochentzündet. Genau wie die Ohren. Wir nehmen aber noch Blut ab, um ernstere Ursachen auszuschließen. Ansonsten bekommt sie ein Antibiotikum und weiterhin Fieberzäpfchen. Ich schreibe Ihnen höher dosierte Mittel auf. Sie muss unter der Medikation entfiebern."
Jay sagte erst einmal gar nichts, schaute dann wenig begeistert auf Erin, die ihn vielsagend musterte. Dann nahm er das Antibiotikum entgegen, das ihm die Schwester in Saftform gab. Anschließend reichte sie ihm noch eine andere Art von Fiebersenkern, offenbar höher dosiert.
„Hören Sie, das klingt jetzt vielleicht bescheuert, aber ich bin noch nicht so lange Vater. Aber wie bekomme diese Medikamente in sie hinein? Den Fiebersaft hat sie mir gar nicht abgenommen. Beim Antibiotikum wird das sicher der gleiche Spaß."
Der Arzt, der sich entgegen Jays Befürchtungen nicht amüsierte, trug die Frage mit Fassung.
„Sie können die Flüssigkeit auch mit anderen Getränken mischen. Nur bitte nicht mit Milch."
„Und was, wenn sie den trotzdem nicht trinkt?"
„Sie versuchen das jetzt erst noch einmal zu Hause und wenn das gar nicht geht, dann kommen Sie wieder und wir geben ihr das Antibiotikum per Infusion. Ansonsten versuchen sie alles auszureizen was möglich ist. Mixen Sie das Gemisch ins Essen oder in ihren Saft. Wenn das nicht funktioniert, mischen sie es in eine Einmalspritze und geben es ihr auf diese Weise in den Mund. Die Fiebersenker können Sie auch mit der stumpfen Seite zuerst einführen. Viele Eltern haben damit mehr Erfolg."
Wenig begeistert sah Jay seine kleine weinende Tochter an.
Leider war das erst der Anfang, denn an Ruhe und Entspannung schien längst nicht zu denken.
Bei der Blutentnahme zeigte Kya dann noch einmal wie viel Restenergie in ihr steckte.
Auch wenn sie anfangs aufgehört hatte zu weinen, sollte es von nicht langer Dauer sein.
Jay nahm sie auf den Schoß und hielt sie fest, während eine der Schwestern ein Band um ihren Arm legte, damit das Blut gestaut wurde. Mit der anderen freien Hand griff Jay nach Kathryns Fingern, damit sie nicht weg zuckte.
Sobald die Nadel in die Haut stach begann die Kleine noch stärker zu schreien und auch Jay musste sich stark zusammen reißen, weil ihm leicht übel wurde. Er konnte viel ab, aber wenn an seiner kleinen Tochter mit Nadeln hantiert wurde, war es so, als ob es ihn selbst traf. Kurzzeitig merkte er, wie ihm schwindlig wurde. Es dauerte einige Sekunden, bis es besser wurde.
„Schh.... Gleich vorbei. Du hast es gleich geschafft", versuchte Erin auf das weinende Kleinkind einzureden, was bereits ganz heiser war.
Sie schrie noch einmal aus Leibeskräften. Erst als die Schwester die Nadel mit dem Schlauch herauszog und ein Pflaster auf die Stelle klebte, wurde ihr Schluchzen wieder leiser.
Jay, mittlerweile selbst einen Film aus Schweiß auf der Stirn, nahm sie sofort in den Arm, wiegte sie vorsichtig hin und her.
„Alles ist gut. Daddy ist ja da", redete er leise auf sie ein, weshalb sie zum ersten Mal seit etlichen Stunden endlich etwas ruhiger wurde.
Auch wenn es dennoch eine sichtliche Tortur war.
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eternity (Chicago PD fanfiction)
FanfictionJay ist im Auslandseinsatz in Bolivien als er von Haileys Tod erfährt. Nachdem Upton auf dem Weg zur Arbeit angeschossen wurde liegt sie im Koma, erleidet schließlich einen Herzstillstand. Nur durch Zufall überlebt das Baby, das sie im Bauch trägt...