Chapter 1

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Chapter 1

Ana

„Ana, Herr Stubor ist an der Leitung. Schon den ganzen verdammten Tag! Er will einfach nicht aufgeben, bitte hilf mir!" teilte mir mein Arbeitskollege Johannes, aber alle nannten ihn Josh, verärgert mit.

Herr Stubor war ein neuer Kunde in unserer Kanzlei, der gerne sein eigenes Unternehmen für eine Kooperation mit „QueQue Raf" bewerben möchte. Da beide Unternehmen aber vollkommen verschiedene Ziele verfolgen und Herr Stubor's Angebot nicht im Entferntesten unseren Vorstellungen nahekam, wurde sein Antrag von uns abgelehnt.

Solche Entscheidungen traf ich meistens mit meiner Kollegin und mittlerweile guten Freundin Jasmin. Sie war die Finanzexpertin für das Unternehmen und ich der Pitbull, der mit meinem scharfen Mundwerk unsere Entscheidung den Klienten überbrachte. Wir waren ein gutes Team.

Pitbull war hier in der Kanzlei mein Spitzname.

Warum?

Weil ich laut Aussagen meiner Arbeitskollegen und auch einiger Klienten die Farbe rot für blau verkaufen konnte. Ich bringe Argumente, auf die mein Gegenüber keine Antwort weiß. Ich wusste gut mit Worten umzugehen und wie ich sie zu drehen habe, sodass mein Gesprächspartner nicht mehr vor oder zurück wusste.

Das erspart uns monatelange Verhandlungen und nervenraubende Gespräche mit anderen Anwälten. Je schneller wir einen Fall für uns gewinnen, desto besser.

Ich nahm meinen Hörer in die Hand und wählte die Durchwahlnummer. Kurz danach hörte ich schon die mir allzu bekannte Stimme von Herr Stubor. „Hören Sie Fräulein, ich weiß nicht, was Sie denken wer Sie sind, aber so etwas lasse ich mir nicht gefallen. Ich werde meine Anwälte kontaktieren und dann werden Sie ihr blaues Wunder erleben."

Herr Stubor war in Fahrt, das merkte ich sofort.

Während ich ihn weiterreden ließ, blickte ich kurz hoch zu Josh. Er hielt sich ein Lachen zurück, da er Herr Stubor durch's Telefon hindurch lärmen hören konnte.

Ich schüttelte grinsend meinen Kopf und versuchte mich auf die diversen Anschuldigungen von Herr Stubor zu konzentrieren. „Das ist eine Frechheit, wenn ich Sie in die Finger kriege, dann..."

Oh, jetzt begannen wir schon mit Drohungen? Als ob.

„Schluss!" fauchte ich ihn mit strenger Stimme an. In der Leitung wurde es still. Auch Josh fuhr wegen meiner plötzlich erhoben Stimme zusammen und sah mich aufmerksam an.

„Zum einen tut es mir leid, dass Ihnen unsere Entscheidung missfällt. Wenn Sie uns ein deutlich besseres Angebot zukommen lassen, sehen wir gerne nochmals drüber." sagte ich mit gespielter Freundlichkeit. „Und Zweitens weiß dieses Fräulein zufällig, dass Sie laut § 107 des Strafgesetzbuchs mir gegenüber eine gefährliche Drohung ausgesprochen haben." Mit jedem Wort wurde meine Stimme ernster und bedachter.

„Wenn Sie also wollen, dass folgender Tatbestand nicht weiterbearbeitet wird und Sie nicht wollen, dass ich Sie vor Gericht lade, dann würde ich vorschlagen, dass wir beide jene Unterhaltung vergessen und das Thema dabei belassen."

Die Leitung blieb still.

Ich richtete meinen Blick wieder auf uns sah Josh und dieses Mal auch Jasmin am Tisch nebenan sitzen, die wegen meines „Vorschlages" schmunzeln mussten.

Da von der anderen Seite der Leitung keine Reaktion kam, wusste ich, dass ich den Fall gewonnen habe.

„Guten Tag, Frau Weiss." sprach er plötzlich.

Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt