Chapter 18

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Raphael

Heute war Freitag. So schnell vergeht eine Urlaubswoche.

Momentan hockte ich mit Ben und Matt in meiner Eigentumswohnung rum und wir überlegten, welchen Grund wir hätten, eine Flasche Möet um 14:00 Uhr öffnen zu können, ohne uns wie Alkoholiker mit Suchtproblemen zu fühlen.

„Irgendwo auf der Welt hat bestimmt jemand Geburtstag." rechtfertigte sich Matt.

Ben lag auf der Couch und scrollte durch Social Media.

Plötzlich läutete es an meiner Tür.

Wir alle blickten auf.

„Erwartest du jemanden?" fragte Ben und setzte sich nun aufrecht hin, um vor Besuch gesittet zu wirken.

„Nicht, dass ich wüsste."

Ich stand auf und öffnete die Tür.

Jasmin.

„Hallo Bruderherz." begrüßte sie mich und schlich mit einem zugedeckten Backblech an mir vorbei.

Es roch köstlich.

Als ich die Tür wieder schloss und zurück ins Wohnzimmer ging, schnitt Jasmin bereits ihren noch warmen Kuchen an und reichte Ben und Matt ein Stück.

Als die beiden ihr Stück innerhalb von Sekunden verschlangen, schnitt sie gleich mehr auf. Nur für den Fall der Fälle.

„Ich wollte dir den nur schnell vorbeibringen. Dachte mir schon, dass er gut ankommen wird." meinte Jasmin und beäugte ihr Blech, wo bereits schon die Hälfte des Kuchens fehlte.

Plötzlich ein lauter Knall.

„Heurika!" rief Matt und hielt die offene Möet Flaschen in der einen und den losen Korken in der anderen Hand.

„Matt! Ich dachte wir wollten noch einen guten Grund finden, wieso wir die Flasche überhaupt öffnen sollen." brachte nun Ben ein und sah Matt auffordern an.

„Es gibt doch einen Grund. Jasmin ist da." gab Matt zurück und holte vier Gläser aus meiner Küche.

...

Wir hatten bereits einen Teil der Flasche getrunken, als plötzlich Jasmin's Handy piepste. Eine Nachricht.

Sie schmiss ihre Pokerkarten auf den Tisch. Sie hätte so oder so verloren. Sie stand auf und holte ihr Handy.

„Royal Flash." prahlte ich und legte meine Karten nacheinander schön auf, damit sie jeder sehen konnte.

Matt und Ben stöhnten genervt auf und schmissen ebenfalls ihre Karten in die Mitte des Tisches.

Jasmin kam wieder zurück, mit ihrem Handy in der Hand. Sie tippte wie wild darauf herum.

„Gibt's ein Problem?" fragte ich sie.

Sie blickte von ihrem Handy hoch. „Nein. Nicht wirklich." antwortete sie schlicht. Sie tippte weiter.

„Was schreibst du dann so ewig lange?" fragte nun auch Matt neugierig.

Jasmin schnaufte. „Ana erzählt mir von ihrem Date." berichtete sie, ohne von ihrem Handy hochzusehen.

Ich wurde hellhörig.

Ana hatte ein Date? Mit wem?

„Und was erzählt sie?" fragte nun Ben.

Jasmin zuckte mit ihren Schultern. „Das übliche. Essen, Kennenlernen, Abwarten." Mehr erzählte sie nicht.

Ana war mit einem Mann essen gewesen? Ob sie sich wohl verstanden haben?

Mit Ana war es leicht zu reden. Sie hielt Dinge locker und hatte immer eine passende Antwort parat.

Sie war faszinierend. Die Dinge, die sie mir von sich erzählte, vom Lieblingsrezept ihrer Oma, von ihren Top-Five Büchern, die sie jemals gelesen hat, bis hin zu ihrer Narbe am Knie, welche sie sich in der Volksschule zuzog, weil sie ihre Klassenkameradin Patricia, die „blöde Zicke", von der Schaukel schubste.

Ihr hörte ihr gerne zu. Ich fand sie interessant.

Auch sie war an mir interessiert. Sie stellte mir viele Fragen. Auch, wenn ich meine Antworten nicht so sehr ausschmückte wie sie ihre, so fand ich doch, dass wir gute Gespräche führen konnten.

Ob das mit diesem Typen auch so war?

Ja natürlich muss es so gewesen sein. Ana ist klasse. Wer das nicht sieht, ist selbst schuld.

Wieso störte mich das so? Das kannte ich so von mir nicht.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt