Chapter 56

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Ana

Raphael und ich kamen zum Glück nur 10 Minuten zu spät.

Ich hasste es grundsätzlich zu spät zu kommen, doch dieses Mal konnten wir es auf den Verkehr schieben. Sie haben es geschluckt.

Als wir das Restaurant betraten, sahen wir bereits Jasmin und Matt auf einem 4er Tisch sitzen und auf uns warten. Ich begrüßte die beiden mit einer freundlichen Umarmung. Raphael stand nicht so auf Körperkontakt, was seine Schwester aber nicht davon abhielt, ihn trotzdem in ihre Arme zu schließen. Matt begrüßte er mit einen ihrer typischen Männerhandschläge.

Raphael nahm neben mir Platz, während Jasmin mir gegenüber saß und Matt gleich daneben.

Anfangs war es etwas merkwürdig in dieser Konstellation dazusitzen. Zwei Geschwister, die jeweils mit Freunden des anderes ausgingen, war nicht etwas, was jeden Tag vorkam.

Nach kurzer Zeit aber wurde die Atmosphäre chilliger und wir kamen gut ins Gespräch. Unsere Getränke kamen immer schnell zu uns an den Tisch, während die Musik angenehm im Hintergrund moderne Lieder spielte.

„Ana, was ist gestern dann eigentlich noch mit Mario passiert?" fragte mich plötzlich Jasmin und nahm einen Schluck von ihrem Getränk.

Ich schluckte. Oh Mann, ich habe Raphael nichts von Mario erzählt. Ich wusste ja, dass er bei solchen Sachen immer gleich überreagierte.

„Ähm, nichts. Er wurde dem Gebäude verwiesen." antwortete ich ihr und lehnte mich in meinem Stuhl nach vor, um mich auf den Tisch mit meinen Ellenbogen abstützen zu können.

„Wer ist Mario?" fragte nun Raphael und schaute zwischen Jasmin und mir hin und her.

Bis jetzt hat sich Raphael noch nicht so rege an unseren Unterhaltungen beteiligt, doch jetzt begann er anscheinend damit.

Matt's Blick wirkte genauso neugierig wie Raphael's. Ich warf Jasmin einen warnenden Blick zu, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie nicht die Wahrheit erzählen sollte. Ich hoffe sie verstand mich.

„Mario war ein Klient von Ana. Er ist schon seit Wochen hinter ihr her und gestern hat er einfach den Bogen überspannt." antwortete Jasmin Raphael.

Also konnte sie meinen Blick nicht deuten.

Ich nahm unauffällig einen tiefen Atemzug. Ich spürte Raphael's Blick auf mir. Er sah mich an, als ob er darauf wartete, dass ich weitersprach.

„Er hat den Bogen überspannt? Was hat er gemacht?" hakte Raphael nach, seine Stimme nun etwas tiefer. Ihm gefiel es nicht, worauf die Sache hinauslief.

Genau deshalb wollte ich ihm nichts sagen.

„Nicht viel, Raphael. Er ist in mein Büro gekommen und wurde sauer, weil ich ihm eine Abfuhr erteilt habe. Das war's." Ich versuchte die Sache ruhig zu halten. Kein Grund das Wasser aufzuwühlen.

„Und deswegen wurde er dem Gebäude verwiesen?" mischte sich nun Matt auch ein. Na toll, danke.

Ich blickte hilfesuchend zu Jasmin, die aber bereits damit beschäftigt war, den Rest meiner Geschichte zu erzählen.

„Nein, rausgeworfen wurde er wegen unsittlichem Verhalten am Arbeitsplatz. Hat euch Ben nichts erzählt?" warf sie in die Runde und blickte zwischen uns hin und her.

Na toll, jetzt ist die Katze aus dem Sack.

Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie sich Raphael in seinem Stuhl aufrecht hinsetzte, seine Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt.

„Er hat dich angefasst?" platzte es aus ihm heraus, als er mich anblickte. Sein Ausdruck wirkte finster.

Jasmin schien nun auch zu merken, was ihre Geschichte ausgelöst hatte. Zuerst lag ihr Blick auf Raphael. Anscheinend war sie überrascht wegen seines Ausbruchs, dass mich irgendein Typ auf der Arbeit anmachte. So kannte sie ihn nicht.

Anschließend richtete sie ihren Blick auf mich, ihr tat es leid.

Ich wandte meinen Blick nun an Raphael.

„Ja, aber es klingt schlimmer als es eigentlich ist. Beim Vorbeigehe hat er mir auf meinen Hintern geschlagen. Josh hat es gesehen und es direkt weitergeleitet." erzählte ich Raphael die gesamte Geschichte, da es sich nichts mehr brachte, irgendetwas vertuschen zu wollen.

Ich hörte Matt scharf einatmen. Raphael saß da und starrte mich einfach nur an, als ob er sehen wollte, ob ich noch etwas zu sagen habe.

Dann sprach Jasmin plötzlich weiter. „Aber das Wichtigste hast du vergessen. Ana hat dem Typ sofort danach richtig eine gescheuert. Der wird noch länger an dich denken." Den letzten Satz sprach sie zu mir und lachte dabei.

Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt