Chapter 11

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Ana

Nachdem wir es uns in unserer VIP-Lounge gemütlich gemacht hatten und Ben uns die erste Runde spendierte, entschieden sich Jasmin und ich doch auf die Tanzfläche zu den anderen zu gehen.

Wir wollten ein bisschen tanzen, die Zeit nutzen, wenn wir schon mal hier waren. Der DJ spielte gute Musik, obwohl ich normalerweise kein Fan von DJ's war.

‚God's Plan' von Drake dröhnte gerade durch die Lausprecher und Jasmin und ich bewegten uns gekonnt, mit den Hüften schwingend, zum Takt der Musik. Mit jeder Welle fühlte ich den Bass in meinem Körper. Ich liebte es zu tanzen.

Ein Lied um's nächste wurde angestimmt und wir wurden aber nicht müde, im Gegenteil. Wir kannten fast alle gespielten Lieder, was unser Feuer natürlich noch mehr zum Lodern brachte.

Als Shakira's Stimme plötzlich immer leiser wurde, sah Jasmin seitlich an mir vorbei. Irgendjemand war da. Ich drehte mich um.

Vor mir standen zwei gutaussehende junge Männer, ich schätze ein wenig jünger als wir. Beide hatten kurzes blondes Haar, die sie sich nach hinten gestylt haben. Sie wirkten freundlich.

Der eine kam auf mich zu und streckte mir seinen Arm aus „Hey, ich bin Adrian und das ist mein Kumpel Mark." stellte er sich und seinen Freund vor. Jasmin und ich lächelten die beiden aus Höflichkeit zur Begrüßung an. „Habt ihr vielleicht Lust etwas mit uns zu trinken?" fragte er lächelnd, in der Hoffnung, dass wir ja sagen würden.

Um ehrlich zu sein, sah ich für mich nie einen Grund mit fremden Männern im Club etwas trinken zu gehen. Dadurch, dass ich kein One-Night-Stand-Typ war und auch jetzt keine Interesse daran hatte, vergeudete ich nur ihre Zeit auf der Suche nach einer potenziellen Interessierten. Aber ich will Jasmin auf keinen Fall im Weg stehen. Also wenn sie Bock hat, einen der beiden mitzunehmen, bin ich mehr als gerne ihre wing-woman.

Jasmin war nämlich, genau wie ich, seit längerer Zeit single. Während ich grundsätzlich nur mit Männern ins Bett ging, die ich halbwegs gut kannte, war sie da glaube ich nicht so wählerisch.

Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht die Romantikerin, die sagt "Sex muss immer eine Bedeutung haben" - ganz im Gegenteil. Manchmal ist unbedeutender Sex genau das, was man im Moment braucht, aber ich habe mich bis jetzt nie wohl dabei gefühlt, mit fremden Männern alleine nach Hause zu gehen, weswegen ich es nach ein paar Anläufen dabei belassen habe. Sex gibt es nur mit Männern, die ich irgendwie auf eine Art und Weise einschätzen konnte. Ich muss mich sicher fühlen können.

Jasmin sah nicht so aus, als wäre sie abgeneigt, die Nacht mit einen der beiden zu verbringen, also stellte ich mich innerlich schon mal darauf ein, mit den Jungs auf ein Getränk mitzugehen.

Gerade als sie ihm antworten wollte, huschte ihr Blick hoch zu Reling in den oberen Stock - dem VIP-Bereich. Von oben hatte man, wenn man das wollte, eine gute Sicht auf die sich herunten herumtummelnden Menschen.

Ich folgte ihrem Blick und erkannte, dass Raphael, Matt und Ben oben standen, mit den Händen an der Reling abgestützt und uns abwartend ansahen.

Oh, okay. Beobachteten sie uns schon die ganze Zeit?

Jasmin räusperte sich neben mir. „Nein Jungs, heute leider nicht, wir sind in Begleitung hier." gab Jasmin von sich und verabschiedete sich von den beiden.

Ich sah sie fragend an. In Begleitung?

„Schau nicht so, ich habe keine Lust meinem Bruder erklären zu müssen, dass ich mit irgendeinem fremden Mann nach Hause fahre, weil ich ficken will. Es gibt Dinge, die er nicht wissen muss." erklärte sie mir und ich lachte los. Okay, verständlich, das könnte vielleicht komisch werden.

„Lass uns mal wieder hochgehen." schlug Jasmin vor und zusammen machten wir uns auf den Weg zu unseren ‚Begleitern'.

Wir zeigten dem Security unsere VIP-Bänder und wurden auch schon durchgelassen. Jasmin ging voraus und ich ihr hinterher. Kurz vor unserem Tisch, wo die drei Männer nun auch schon wieder mit ihren Getränken saßen, hielt mich jemand an meinem Arm fest.

Ich drehte mich zu dieser Person um, um sehen zu können, wer etwas von mir wollte. Vor mir stand einer der Kellner, der hier arbeitete. Er trug ein freches Lächeln, was ihn mit seinen dunklen Locken spitzbübisch wirken ließen.

„Hallo my lady, darf ich dir etwas zum Trinken holen?" wollte er von mir wissen. Er zwinkerte mir zu.

Er flirtete.

Ich schüttelte den Kopf und zog meinen Arm wieder an mich - wo er hingehörte. „Nein danke, meine Freunde und ich werden uns bei Bedarf etwas an der Bar bestellen." gab ich ihm freundlich zurück.

Er wirkte vor den Kopf gestoßen. Anscheinend hatte er noch selten eine Abfuhr bekommen. Aber er fing sich gleich wieder und grinste. „Kein Problem, hier meine Karte. Einfach melden, wenn ihr was braucht." fügte er noch hinzu und hielt mir seine Karte hin. Reflexartig griff ich danach und ging mit der Karte in der Hand zurück an unseren Tisch.

Alle vier warteten dort bereits auf mich. Die Gesichtsausdrücke der Männer ließen sich auf nichts zurückschließen, nur Jasmin grinste mich an und wedelte mir ihrem Arm zu ihr zu kommen. Ich steckte die Karte weg und setzte mich neben sie.

„Der war ja süß." meinte sie und nippte an ihrem Getränk, welches die Männer anscheinend bereits für uns bestellt hatten. Auch für mich stand eines auf dem Tisch bereit. Süß.

„Naja, nicht so mein Fall. Aber wenn du willst, kannst du seine Karte haben." schlug ich ihr vor und zwinkerte ihr zu. Sie lachte nur.

Matt beugte sich zu Jasmin und zu mir. Er nahm mein Getränk und reichte es mir. „Für dich. Vodka Maracuja. Hoffentlich schmeckt's dir."

Ich lächelte ihn dankbar an und nahm einen Schluck. Schmeckte wirklich nicht schlecht. Fruchtig, süß - so habe ich es gerne.

„Danke Matt." bedankte ich mich bei ihm.

„Hat Raphael geholt." informierte er mich und nahm ebenfalls einen Schluck von seinem Getränk. Er hatte ein Bier.

Mein Blick fiel auf ihn. Raphael. Er war am weitesten weg von Jasmin und mir. Er saß breitbeinig da und nahm mit seiner Größe fast den gesamten Stuhl ein. Sein Getränk hielt er in der einen Hand, während die andere die Lehne des Stuhls locker umklammerte. Er wirkte riesig in diesem kleinen Sessel.

Sein Blick war auf mich gerichtet, als hätte er das Gespräch zwischen Matt und mir mitgehört. Was natürlich nicht möglich war, denn die Musik war so laut.

"Danke." Ich hob mein Glas hoch und bewegte meinen Mund langsam, sodass er meine Lippen lesen konnte und verstand, was ich ihm sagen wollte.

Seine Augen fielen hinunter auf meine Lippen und blieben dort eine kurze Weile, bis er wieder hoch in meine blickte, nickte und sein Gespräch mit Ben fortsetzte.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt