Chapter 16

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Ana

Mit dem Telefon noch am Ohr und meiner vollen Kaffeetasse in der Hand, ging ich wieder in mein Büro.

„Einverstanden, guten Tag." verabschiedete sich Herr Mayer und legte auf.

Was für ein ...

Ich stellte gerade mal meinen Kaffee am Tisch ab, als auch schon meine Tür aufgerissen wird.

Jasmin kam hereingehüpft, sie sah schon viel besser aus als vorher. Freudiger und lebendiger. So mag ich das.

„Wir haben das Telefonat in der Küche mitbekommen. Danke, danke, danke Ana! Ich kann dir gar nicht oft genug danken." quietschte Jasmin und drückte mich fest. Wie als wäre das noch nicht genug, schlang sie ihre Arme um mich, hob mich hoch und wirbelte mich so gut sie konnte, wie ein Kind mit sich herum. Ich hielt mich an ihren Schultern fest und lachte laut.

„Jasmin! Lass das!" Sie stieg in mein Lachen mit ein.

Freut mich, sie so glücklich zu sehen.

Sie setzte mich wieder am Boden ab. „Den solltest du mal für eine Weile los sein." versicherte ich ihr und lächelte sie an.

Sie grinste bis über beide Ohren und gab mir nochmals eine dicke Umarmung.

„Dein Glück, dass ich kuscheln gerne hab." gab ich von mir und kicherte.

„Ich sollte mich auch bei dir bedanken." sagte plötzlich eine männliche Stimme hinter mir. Ich schnellte herum und sah Raphael an meine Bürotür gelehnt dastehen. Mit beiden Händen in der Hosentasche, sah er mich und Jasmin an.

Okay Ana, du wusstest, dass der Tag kommen wird, an dem du ihn wiedersiehst. Also showtime.

Ich ließ von Jasmin ab und drehte mich halb zu ihm. „Oh, gar kein Thema, echt. Das habe ich gern gemacht." antwortete ich Raphael. Sobald die Worte meinen Mund verließen, hat mich Jasmin schon wieder in ihre Arme geschlossen.

„Danke." flüsterte sie mir nochmals ins Ohr. Ich lächelte sie an.

„Jasmin und ich wollen uns nach ihrer Arbeit noch ein Getränk holen gehen. Komm doch mit." lud mich nun Raphael ein.

Raphael hat mich eingeladen?

Jasmin wirkte zwar überrascht, freute sich aber.

„Oh ja Ana, bitte komm mit." bettelte Jasmin.

Ich überlegte einen Augenblick. Ist das wirklich eine gute Idee? Was werden wir denn zu dritt zu besprechen haben, dass wir uns außerhalb der Arbeitszeit einfach so treffen? Wir wird das denn werden, nach diesem Wochenende?

Jasmin blickte mich hoffnungsvoll an. „Wir gehen ins Cocktail-Paradies. Dort wo du schon mal hinwolltest." so hoffte sie nun meine Aufmerksamkeit bekommen zu haben und drehte sich zu ihrem Bruder. „Nicht wahr, Raphael?"

„Sicher." bestätigt er ihren Vorschlag und sah uns weiterhin einfach nur an.

Was habe ich denn sonst noch vor? Nichts. In eine leere Wohnung heimkommen, aber sonst? Nichts.

„Okay, okay, welche Uhrzeit?" fragte ich nach und schaute auf die Uhr. Es war gerade mal 13:00 Uhr.

„So gegen 17:00 Uhr?" fragte Jasmin nach, an Raphael und mich gerichtet.

Während ich ihren Vorschlag bejahte, nickte Raphael nur und die beiden verließen anschließend mein Büro.

...

Es war kurz vor 17:00 Uhr und ich räumte meinen Tisch noch auf, so wie ich es jeden Tag machte, wenn ich das Büro verließ.

Als ich meine Tür hinter mir schloss, sah ich Jasmin und Raphael schon im Eingangsbereich auf mich warten.

Jasmin lächelte mich an, während Raphael mich wortlos ansah. Ich ging auf die beiden zu, und vielleicht war es Einbildung, vielleicht aber auch nicht, aber ich fühlte Raphael's Blick auf mir. Er machte nicht viel, er sah mir nur zu, wie ich mich bewegte, wie ich redete, wie ich war. Er studierte mich.

„Hey Leute, ich..." setzte ich gerade an, als Josh in Windeseile aus seinem Büro gesaust kam.

„Pitbull." ich richtete meinen Blick auf ihn. Ich wusste, dass er Hilfe braucht.

„Frau Merz. Sie kapiert einfach nicht, dass wir dieses Jahr KEINE Kalender von ihnen brauchen. Es ist frustrierend!" beklagte er sich und reichte mir sein Telefon.

Anscheinend hat er den Lautsprecher eingeschaltet, denn plötzlich ertönt ihre Stimme, für alle gut hörbar. „Guten Tag, ich bin Frau Merz aus dem Merch-Kalender-Studio und biete Ihnen auch heuer wieder unsere preiswerten Jahreskalender für unter €..." begann sie, doch ich war müde und hatte keinen Bock mehr auf dieses ewige hin und her, also unterbrach ich sie einfach.

„Nein."

Die andere Leitung blieb stumm. Josh schaute mich an, verwundert, dass Frau Merz jetzt nicht mehr so viel zu sagen hatte wie vorher. Er grinste, freute sich anscheinend darüber.

„Ähm." räusperte sich plötzlich Frau Merz. „Wie bitte?" fragte sie nach, im Glauben, dass hier ein Irrtum vorlag.

„Nein." wiederholte ich einfach nur.

Wieder kam keine Antwort von ihr. Als die Stille nun schon länger dauerte, kontrollierte ich am Display, ob sie noch dran war, oder schon aufgelegt hatte. Doch der Anruf dauerte jetzt schon über 20 Minuten? Was zum Teufel hat Josh so lange mir ihr geredet?

„Frau Merz, wenn das alles war, dann wünsche ich Ihnen noch einen guten Abend. Auf Wiedersehen."

Kurz darauf meldete sie sich wieder zu Wort „Ja.. ja, danke, ihnen auch." und der Anruf wurde beendet.

Josh klatschte in die Hände, freudig über das Ergebnis. „Josh, was hast du bitte so lange mit ihr geredet? Der Anruf dauerte schon über 20 Minuten." fragte ich nach und konnte nicht glauben, dass er für Teleshopping so viel Zeit investiert hatte.

„Was?" fragte nun auch Jasmin. Sie fand das lustig, denn sie begann plötzlich zu lachen. „20 Minuten?" fragte sie lachend nach.

Auch ich fand das irgendwie komisch und lachte mit ihr mit.

„Ana hatte sie in 2 Minuten abgewimmelt und das nur mit dem Wort ‚Nein'" prustete sie los.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt