Chapter 5

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Ana

„Wie wäre es, wenn wir 40 % machen? Das wäre ein faires Angebot." versuchte Herr Stanis mir schmackhaft zu machen.

Bestimmt schüttelte ich den Kopf „Herr Stanis, 50 % oder gar nicht. Ich habe ihnen die Berechnungen vorgelegt. Sie wissen, wie die Beträge zustande kommen. Nach alldem weiß ich nicht, wie sie denken können, etwas minderes als 50 % wäre ansatzweise gerechtfertigt für die Arbeit, die meine Leute für Sie erledigen würden." warf ich scharf zurück.

Er musterte mein Gesicht, wie ernst ich es meinte. Ich gab nichts preis. Die drei Männer sahen sich untereinander an.

Dann seufzte er laut. „Na gut, 50 %. Aber dafür werden Sie mir bis Anfang nächsten Monats die ersten Entwürfe präsentieren. Ich will ein anständiges Projekt!" versuchte er in letzter Minute die Oberhand zu gewinnen, doch ich wusste, dass alles, was für uns wichtig war, unter Dach und Fach war. Ich habe es geschafft. Ich könnte schreien! Nach drei Stunden Verhandlungen!

„Schön, Herr Stanis, dass wir zusammenarbeiten werden. Und nur zu gerne, werde ich Ihnen bis nächsten Monat die ersten Unterlagen zukommen lassen. Bei uns sind Sie in guten Händen." versprach ich ihm und streckte ihm meine Hand aus, als Zeichen dafür, dass wir einen Deal haben.

Er blickte nach unten auf meine Hand, danach in meine Augen. Er hob seine Hand und schüttelte widerwillig meine. Ich grinste.

„Nun meine Herren, wenn ich Sie nun bitten dürfte, wieder in mein Büro zu kommen, sodass wir den neuen Vertrag aufsetzen können" lud ich die drei Männer ein und wies ihnen mit meinem rechten Arm den Weg in mein Büro.

Sie gingen voraus, ich ihnen hinterher - und zwar grinsend. Krass grinsend. Mein Plan hat funktioniert!

Während wir uns unseren Weg zurück in mein Büro bahnten, sah ich Jasmin am anderen Ende des Raums stehen. Neben ihr drei weitere Männer, auf die ich mich momentan nicht konzentrieren konnte, weil alles so schnell ging. Jasmin sah mich hoffnungsvoll und fragend an. Weil keine Zeit war, zwinkerte ich ihr zu. Sie verstand sofort. Es ist war Deal.

...

Herr Stanis und seine beiden Anwälte gingen soeben aus der Tür. Ich atmete erleichtert auf und grinste vor mich hin. Geschafft!

Ich legte die neuen Verträge sorgfältig in meine Mappe zur weiteren Verarbeitung und machte mich auf den Weg in unsere Küche. Es war Mittagszeit!

Am Weg dorthin traf ich einige Kollegen, die sich erkundigten, wie die Verhandlung gelaufen waren bzw. was besprochen wurde. Sie alle gratulierten mir zu meinem Erfolg, der kurze Zeit ausweglos schien. Manche begannen auch zu bellen und 'Pitbull' zu rufen. Ich lachte zwar mit, hoffte aber, dass sie mit dem Unsinn bald mal aufhören würden.

Die Tür zur Küche stand offen und drinnen sah ich schon Jasmin und Josh. Jasmin sah mich als erste und grinste breit. Als Josh mich sah, hatte auch er ein breites Grinsen auf dem Gesicht und rief „Hey Pitbull, Kaffee?"

„Boah, ja bitte, aber mit Schuss!" gab ich zurück und kicherte.

Ein Schluck Rum würde mir jetzt bestimmt wieder etwas Energie geben.

Als ich den Raum betrat, sah ich nun drei weitere Männer an einem der Tische sitzen. Da der Raum nicht sonderlich groß war, konnten sie natürlich alles hören, was wir sagten.

Ich blickte in die Gesichter der Männer, die mich nun ebenfalls ansahen. Nicht schlecht.

Gerade als ich mein Gesicht wieder Jasmin und Josh zuwenden wollte, erkannte ich ihn. Raphael Schwarz - mein Chef!

Na toll gemacht, Ana. Da hast du dich wieder ausgezeichnet.

Innerlich schlug ich mir auf den Kopf.

Kaffee mit Schuss? Kein Alkohol am Arbeitsplatz lautete die Devise. Ich hoffe er wusste, dass das nur ein Scherz war.

Da saß er nun - Raphael Schwarz. Der Mann, der momentan in fast allen Zeitschriften zu sehen war, weil seine Geschäfte boomten. Der Mann, dessen Name in unseren Kreisen einen erheblichen Ruf hatte, der angesehen war. Der Mann, der zum ersten Mal plötzlich hier aufgetaucht war und so ganz nebenbei unverschämt gut aussah.

Mein Blick blieb geschockt auf ihm haften. Er war es.

„Bleiben wir doch lieber nur beim Kaffee." fügte ich noch hinzu, an Josh und Jasmin gerichtet.

Die beiden lachten plötzlich lauf auf. Auch einer von Herrn Schwarz' Begleitung lachte mit ihnen mit. Der andere Begleiter grinste vor sich hin, während Herr Schwarz' Augen auf mir lagen. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht, als hätte er mich bei etwas ertappt. Oh Mist.

Ich versuchte mir mein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Die Chefleute sind hier, also zeig dich von deiner besten Seite.

Eine der drei Männer, derjenige, der am lautesten gelacht hat, stand nun auf und sein Körper richtete sich in meine Richtung. Sein Gesichtsausdruck wirkte belustigt.

Mit freundlichem Blick ging ich auf ihm zu und reichte ihm meine Hand. „Guten Tag, schön Sie alle mal hier zu sehen." gab ich selbstbewusst von mir.

„Hallo, ja, schön, wieder mal hier zu sein. Ich bin Matthias Plaan, Personalabteilungsleiter." stellte er sich vor. Er war niedlich. Er war größer als ich und hatte dunkle kurze Locken. Er war etwas untersetzt, weswegen sein Gesicht rundlicher wirkte. Er dürfte aber etwas älter sein als ich, so Mitte 30? Er hatte etwas freundlich an sich.

„Super, da hat deine Kaffee-mit-Schuss-Geschichte genau der Richtige gehört." gab Jasmin laut prustend von sich. Josh und Herr Plaan stiegen mit ein.

Wenn die drei weg sind, Jasmin, ich schwöre, dann...

Meine Aufmerksamkeit richtete sich aber gleich an den nächsten Mann, der sich nun auch von seinem Platz erhob. Auch ihm streckte ich die Hand aus. „Ich bin Benjamin Nagel, Assistenz der obersten Leitung und zuständig für unsittliches Verhalten am Arbeitsplatz." stellte sich nun der zweite Mann vor.

„Da haben wir's wieder, Kaffee mit Schu..." wollte Josh zu witzeln beginnen, konnte aber nicht fertig sprechen, weil ich ihn unterbrach.

„Ein Wort noch Josh." mahnte ich ihn und hob einen Finger in seine Richtung. Noch immer grinsend drehte er sich zur Kaffeemaschine und Jasmin tat es ihm gleich.

Dann war da nur noch er - Raphael Schwarz.

Ich drehte mich gerade zu ihm, als ich merkte, dass er mich noch immer im Visier hatte. Er hatte seine Augen nicht von mir abgelassen, sondern jede meiner Bewegung beobachtet, studiert.

Ich schaute auf ihn hinab, weil er immer noch auf seinem Stuhl saß. Wollte er nicht, dass ich ihn begrüße? Wieso stand er nicht auf, so wie die anderen?

„Guten Tag, Herr Schwarz, jetzt sehe ich Sie endlich mal von Angesicht zu Angesicht." begrüßte ich ihn und streckte ihm ebenfalls die Hand aus.

Er schaute zu meiner Hand, abwartend. Dann erhob auch er sich von seinem Stuhl und reichte mir seine Hand. Er hatte einen festen Händedruck. Ich wollte nicht wie ein schwaches Mädchen wirken, also drückte ich auch zu.

Er grinste nicht mehr wie vorhin, sondern sah einfach nur auf mich herab.

Okay, dann halt auch kein Smalltalk.

Er war groß, er war sicher um gute 20 cm größer als ich. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihn weiterhin ansehen zu können.

Er war ganz in schwarz gekleidet. Eine schwarze Jeans und ein schwarzes Shirt, darüber trug er eine schwarze Lederjacke. Das stand ihm aber.

Er wirkte muskulös. Seine breiten Schultern fielen mir sofort ins Auge. Gefällt mir.

Ich entzog ihm meine Hand und ging wieder zurück an meinem ursprünglichen Platz. Josh reichte mir meinen Kaffee, wofür ich mich bei ihm bedankte.

„Pitbull ist also dein Spitzname, nicht wahr?" fragte mich nun Ben, und alle Augen waren wieder auf mich gerichtet.

Cool bleiben, Ana.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt