Chapter 14

779 16 0
                                    

Ana

Ich wachte auf mit Haaren überall in meinem Gesicht. Sie Sonne schien bereits hoch oben am Himmel durch das Fenster.

Dann war bestimmt schon Mittag.

Ich drehte mich zur Seite und schrak hoch, als ich mich plötzlich selbst im Spiegel meiner Kastentür sah. Zum einen hatte ich nicht damit gerechnet und zum anderen musste ich unbedingt duschen und Haare waschen.

Ich checkte noch schnell mein Handy - keine neuen Nachrichten. Der Burner. Die Uhr zeigte 12:34 Uhr.

Langsam schlüpfte ich aus meinem Bett, zog mich aus und stellte mich unter das warme Wasser in der Dusche. Ich rieb mich gut mit Seife ein, während ich alles, was gestern Abend passiert war, Revue passieren ließ.

Es war ein guter Abend. Vom Vorglühen bei Jasmin zuhause, über die lustigen Geschichten von Matt, bis hin zum Tanzen auf der Tanzfläche. Ich hoffte Jasmin hat der Abend ebenso gefallen.

Doch das, was mir am meisten in meinen Gedanken nachhing und mich nicht richtig konzentrieren ließ, war Raphael.

Raphael...

Oh Gott, oder besser gesagt Herr Schwarz?? Ich weiß es gerade nicht.

Ich wusste nur, dass mein Chef und ich gestern beim Nachhause fahren im Taxi inmitten unserer Freunde am liebsten übereinander hergefallen wären. Wenn wir alleine gewesen wären, dann...

Dann wäre das bestimmt passiert.

Als Ben bei sich zuhause ausgestiegen war, war unser hitziges Techtelmechtel schon vorbei. Es war so, als hätte mich dieser Stopp aus dem Bann gezogen, in den Raphael mich versetzt hatte. Ich konnte gar nicht mehr klar denken. Raphael versuchte danach zwar noch ein paar Anläufe, merkte aber schnell, dass ich wieder klaren Gedanken gefasst hatte. So wie ich es eigentlich ja geplant hatte.

Was hat er nur mit mir gemacht?

Ich dachte zurück an die Fahrt.

Ich wollte ihn. Ich wollte in diesem Moment nichts lieber als ihn. Ich wollte ihm zuhause die Kleider vom Leib reißen und ihn mir vollständig und nackt ansehen. Ich wollte ihn spüren. Alles in meinem Körper schreite danach. Ich wollte seinen großen starken Körper in Bewegungen sehen, die sich eigentlich keine Angestellte von ihrem Arbeitgeber vorstellen sollte.

Als ich mich versah, merkte ich, dass ich begann, mir selbst Erlösung zu verschaffen. Die Fenster meines Badezimmers liefen von der Hitze und dem Dampf an.

...

Die ganze Woche verging wie im Flug. Die Entwürfe für Herr Stanis waren so gut wie fertig - für's erste Mal. Ich habe einige gute Angebote für ihn aushandeln können. Er wird zufrieden sein.

Jasmin war die ganze Woche im Krankenstand. Sie dürfte sich im Club eine Krankheit eingefangen haben. Die Arme. Das Wochenende über möchte sie sich noch schonen, um dann kommenden Montag voller Elan in die Woche starten zu können.

Ich verbrachte die meiste Zeit der Woche mit Arbeit und Fitness. Ich habe in letzter Zeit einige Videos von Pamela Reif für zuhause ausprobiert. Ich muss sagen, dass ich die gar nicht so schlecht finde.

Von der Sache mit Raphael habe ich mich auch ziemlich gut erholt. Es dauerte schon ein paar Tage, bis ich an ihn oder vergangenes Wochenende denken konnte, ohne rot zu werden und darauf zu hoffen, dass sich mein schnell schlagendes Herz und meine glühende Libido wieder beruhigten. Aber es ging.

...

Die Woche war wieder um und ich startete montags erneut mit meinem Projekt für Herr Stanis. Heute ist es soweit, dass ich ihm meine gesamten Unterlagen zukommen lassen würde. Ich war gespannt, was er zu sagen hatte.

Ganze letzte Woche habe ich zu 90 % meine Zeit nur damit verbracht, also wird er für diese kurze Zeit hoffentlich nur positives Feedback bringen.

Es war noch Vormittag und unsere Internetverbindung spielte verrückt. Schon seit Stunden versuchte ich die ordentlich eingescannten Entwürfe und Vorschläge an Herrn Stanis Agentur zu schicken, die schon sehnsüchtigst darauf warten.

Nonstop war mein Telefon am Klingeln, aber durch die nicht vorhandene Internetverbindung konnte ich leider keine Anfrage beantworten.

Ich schaffe heute überhaupt keine Arbeit. Eh schon wird mein Stapel momentan nicht kleiner und jetzt ging mir noch ein ganzer Tag verloren!

Na super!

Um positiv gestimmt zu bleiben, schnappte ich mir meine leere Kaffeetasse und machte mich auf Richtung Küche, um mir neuen zu holen.

Auf dem Weg dorthin erkannte ich Jasmin, die mit hängendem Kopf auf einem Stuhl saß und eine Akte las.

„Hey Jasmin, alles okay?" fragte ich sie aus Gewohnheit, doch als sie ihren Kopf hob, merkte ich, dass sie ganz rote Augen hatte. Hat sie geweint?

Ich setzte mich neben sie.

Sie erzählte mir, dass sie letzte Woche, während ihrer Krankenstandwoche, eine wichtige Notiz an einen ihrer Klienten schicken hätte müssen. Sie hatte nicht daran gedacht und jetzt drohte er, den Vertrag mit uns vorzeitig zu beenden. Sie war am Boden zerstört.

„Jasmin" begann ich und versuchte ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. „Ruf ihn an und erklär' ihm deine Situation. Wenn er hört, dass du ganze Woche krank warst, wird er bestimmt mehr Verständnis dafür haben. Versuch es doch mal." schlug ich ihr vor und reichte ihr mein Handy.

Sie schüttelte den Kopf „Glaubst du das hätte ich nicht schon versucht? Er sagte, dass das keine Ausrede sei und man nicht ‚einfach so' von so wichtigen Themen abschalten kann. Es sei meine Pflicht rund um die Uhr für meine Klienten da zu sein und deren Bedürfnisse über meine eigenen zu stellen." erzählte sie mir und gab die Aussagen ihres Klienten wieder.

„Das hat er zu dir gesagt?" fragte ich nach und wurde wütend. Sie nickte nur.

„Na, der kann was erleben. Gib mir das Telefon." befahl ich ihr. Sie hörte auf zu schluchzen und sah mich an.

„Ana, wirklich. Ich will dich da nicht mithineinziehen. Es ist schon schlimm genug, dass das gesamte Unterneh-" begann sie, doch ich unterbrach sie. „Mach dir um mich keine Sorgen, ich regel' das."

Ich borgte mir ihre Akte aus und las mir die wichtigsten Infos durch. Ihr Klient, Herr Mayer, lehnt sich aber ganz schön weit aus dem Fenster. Jedes Mal, wenn eine Rechnung von uns an ihn ausgestellt wurde, gab es immer Schwierigkeiten und Aufschiebungen bezüglich der Zahlung. Nicht nur, kann er seine Rechnung nicht RECHTZEITIG bezahlen, was ihm natürlich als Unternehmer ein wichtiges Bedürfnis seinen Vertragspartnern gegenüber sein soll, sondern auch diverse gemeinsame Projekte, die beidseitig zu erstellen gewesen wären, lehnte er sich bis jetzt ganz entspannt zurück und ließ die anderen, in diesem Fall Jasmin, nur machen.

Ich wählte seine Nummer. Nach dreimal läuten meldete er sich „Agentur Agi, Herr Mayer am Apparat" begrüßte er mich.

„Guten Tag Herr Mayer, mein Name ist Ana Weiss, Anwältin der Kanzlei "Chiops", zuständig für das Unternehmen QueQue Raf" stellte ich mich vor. Die Leitung blieb still.

„Ich habe gehört, dass Sie heute bereits mit meiner Kollegin Frau Jasmin Schwarz telefoniert haben."

Und dann ging es los.

Auf verschiedenste Weise beschuldigte und beleidigte er Jasmin. Er kreidete ihr Dinge an, die ich sofort unterschreiben würde, dass diese NIEMALS und unter gar keinen Umständen so passiert sein könnten. Vor allem tauschten sich Jasmin und ich bezüglich unserer Arbeit aus. Sie wusste Bescheid und Ich wusste Bescheid.

Also was dachte dieser Herr Mayer, wenn er hier um den Finger wickeln konnte?

„Sie müssen verstehen, Frau Weiss, dass Ihre Kollegin, Frau Schwarz, nicht für diesen Beruf und die Betreuung eines so wichtigen Klienten wie ‚Agi' geschaffen ist. Nach all den vergangen Jahren mit Frau Schwarz..."

Meine Alarmglocken läuteten. Sofort machte sich mein Beschützerinstinkt bemerkbar. Mit welchem Recht stellte er solche Vermutungen Jasmin gegenüber an? Mir stand das ganze bis zum Hals. Er will Probleme machen, dann bekommt er jetzt Probleme!


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt