Chapter 29

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Ana

Nach dem Essen setzten wir uns auf die Couch in mein Wohnzimmer.

Ich öffnete Raphaels mitgebrachten Rotwein und schenkte uns beiden ein Glas ein. Es war genau jener Rotwein, den wir am Sonntag in diesem Restaurant getrunken hatten.

Er erzählte mir, dass er erst in drei verschiedene Supermärkte gehen musste, um genau diesen Rotwein zu finden.

Ich spürte wieder diese Wärme in meinem Bauch, als er mir das erzählte. Wie süß das doch war!

Wusste er eigentlich, wie süß er sein kann?

Wir redeten viel. Wir erzählten uns von unserer Kindheit und unseren Familien.

Raphael hat mit seinen Eltern ein gutes Verhältnis. Seine Mutter Sabine klang total lieb und herzlich, während sein Vater Johann eher zurückgezogen lebte und gerne zuhause war. Er war nicht gerne unter Leuten, weil er, genau wie Raphael, nicht gerade der gesprächigste war.

Na was für ein Zufall.

Raphael sprach nur in hohen Tönen von seiner Familie, was ich voll schön fand.

Er erzählte mir auch wie ‚schwer' er es in seiner Kindheit mit Jasmin hatte. Da sie zwei Jahre jünger und Papa's Liebling war, traf sie natürlich nie die Schuld, wenn wieder einmal eine Vase kaputt ging oder wenn all die Süßigkeiten weg waren, die ihre Mutter vor ihnen versteckt hatte.

Ich musste viel lachen.

Nach dieser Geschichte wurde es kurz still, als wir beide einen Schluck vom Wein nahmen.

„Hast du Jasmin erzählt, dass ich heute hier bin?" wollte er plötzlich wissen.

Ich überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf.

„Nein, hab' ich nicht." antwortete ich ihm. „Ich habe ihr ehrlich gesagt gar nichts erzählt." erzählte ich ihm. Er richtete seinen Blick auf mich.

„Wieso nicht?" fragte er mich.

Ich zog meine Augenbraue hoch und sah ihn an. „Willst du ihr was erzählen?" fragte nun ich ihn.

Er zuckte mit seiner Schulter. „Mir wär's egal." gab er zurück, was mich überraschte.

Er hätte kein Problem damit, wenn seine Schwester wüsste, dass wir uns heimlich zu zweit treffen?

Ja, Jasmin ist eine sehr gute Freundin von mir, aber ich wusste auch, dass es immer chaotisch wird, wenn Leute solche Art von Neuigkeiten bekommen. Jeder will immer alles wissen. Gerade in unseren Positionen wäre es nicht so gut, wenn das ans Tageslicht käme.

Er merkte, dass ich nachdachte. Er legte seinen Kopf schief und dabei auf der Lehne der Couch ab. Mit seinem Arm griff er nach einer Haarsträhne, die mir ins Gesicht hing, und steckte sie mir hinters Ohr.

„Worüber denkst du nach?" fragte er mich, seine Augen wachsam auf mir.

Ich seufzte leise. „Ich weiß nicht ob es gut ist, wenn jemand davon weiß." gab ich ehrlich zu.

Er musterte mein Gesicht. „Es muss auch niemand was davon wissen, wenn du das nicht willst." machte er mir den Vorschlag. Er überließ mir die Wahl.

Ich dachte nochmals kurz nach. Ich fühlte seine Hand an meinem Rücken, die kreisende Bewegung zeichnete. Ich bekam Gänsehaut wegen seiner zarten Berührungen.

„Ich will niemanden anlügen." begann ich. Das will ich wirklich nicht. Er nickte. „Aber ich will es auch nicht an die große Glocke hängen."

Also beschlossen wir niemanden zu sagen, dass er heute hier war. Wir erzählen niemanden, dass wir uns geküsst haben. Wir waren kein Paar, also musste es auch niemand erfahren. Aber wir werden nicht lügen, wenn es mal zur Sprache kommt.

Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt