Chapter 20

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Ana

Ich war nun bereits seit gut zwei Stunden hier. Sobald mein Glas leer war, rannte Jasmin damit davon und kam mit einem vollen Glas wieder retour.

Sie selbst hatte sich gleich ihren Lieblingswein zu sich geholt, sodass sie sich, sobald nur noch ein Schluck drinnen war, sofort nachschenke konnte. Sie war echt fertig.

Genauso ging es Matt und Ben. Die beiden haben anscheinend auch schon ordentlich gebechert und schienen in ihrer eigenen Welt zu ein.

Raphael saß auf der Couch, ein Bein angewinkelt, den anderen lange ausgestreckt. Er wirkte nicht so betrunken, doch an seinen Augen konnte man erkennen, dass er ebenfalls schon etwas getrunken hatte.

Ich denke ich bin auf Raphael's Level. Vielleicht nicht ganz so, aber schön langsam stieg mir der Alkohol in den Kopf. Dieses Glas noch und dann war Schluss für heute.

Meine Uhr sagte, wir haben gerade erst mal 21:42 Uhr. Eigentlich noch gar nicht so spät für Freitagabend, aber wenn ich hier mal in unsere Runde schaute, merkte ich, dass bei den meisten der Zug schon abgefahren ist.

Ben schlief auf der Couch und Matt zeigte Jasmin witzige Katzenvideos, welche die beiden laut lachend am Boden rollen ließen.

Der Anblick brachte auch mich zum Lachen.

Als ich mich wieder beruhigte, stand Raphael plötzlich von seinem Platz auf. Er ging an mir vorbei, als er aber auf meiner Höhe war, hielt er kurz inne. „Komm mit."

Ohne auf die anderen zu achten, die sowieso zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, folgte ich Raphael wortlos. Ich war neugierig.

 Wir gingen in den nächsten Raum. Er ließ das Licht aus, öffnete aber sofort eine große Terrassentür, die hinaus in seinen Garten führte.

Mit einer Handbewegung deutete er mir, dass ich voraus gehen soll.

Ich ging an ihm vorbei und betrat seine perfekt gepflegte Gartenanlage.

„Krass! Du hast einen eigenen Garten." stieß ich hervor und sah mich mit großen Augen um.

Ich hätte auch immer gerne einen eigenen Garten gehabt, doch eine passende Wohnung, mit eigenem Garten, zumutbare Anbindungen an die Öffentlichen Verkehrsmittel und eine halbwegs gute Gegend war nicht mal annähernd in meinem Budget unterzubringen. Ich wollte gar nicht wissen wie viel Raphael für diese Wohnung zahlen muss.

„Gefällt es dir?" fragte er mich.

Ich sah ihn an. „Gefallen? Raphael, für deine Wohnung würde ich töten." gab ich ehrlich zu und lachte dabei.

Auch er lachte nun leicht. „Dann halte ich mich aus Sicherheitsgründen in nächster Zeit mal von dir fern."

„Wenn dir dein Leben lieb ist, dann solltest du das tun." konterte ich und kicherte.

Ich richtete meinen Blick auf ihn. In großer Statur stand er vor mir. Er blickte auf mich herab. Er hielt kurz inne.

„Ein bisschen Nervenkitzel schadet nie." sprach er plötzlich, seine Augen warm.

Er war gut drauf. Das mag ich.

Also will er sich nicht von mir fernhalten.

Ich grinste. Als er das merkte, spiegelte er mein Tun.

Es war still hier draußen. Um den Blick von ihm abwenden zu können, drehte ich mich am Stand und erkundete seinen Garten.

„Oh, wie schön. Schau dir dieses Blumenmeer an." schwärmte ich von seinen ordentlich angelegten Blumen- und Hochbeeten, die mir zu Füßen lagen. Selbst bei dieser Dunkelheit leuchteten sie förmlich. In allen Farben und Variationen sprossen sie aus der Erde und brachten dem Garten eine schöne Note. Ich liebte Blumen. Hier und da standen große Büsche, die ihm zur Sommerzeit sicher guten Schatten warfen.

Er blieb hinter mir, also konnte ich ihn nicht sehen, als ich ihn fragte. „Hast du da jemanden, der das für dich macht?"

Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er an einem seiner freien Tage Unkraut ausjätet und seine Pflanzen mit frischem Dünger versorgte.

Er antwortete knapp „Ja."

Also keines seiner Lieblingsthemen.

Ich drehte mich wieder zu ihm um. Ein Lächeln auf meinem Gesicht wegen der Schönheit vor meinen Augen. Die Pflanzen meinte ich.

„Komm." forderte er mich auf.

Ich zog eine Augenbraue hoch und wartete darauf, was noch kam.

Er ging zur Seite auf eine erhobene Plattform, worauf schicke Gartenmöbel standen. Bestimmt Sitzgelegenheiten für mindestens 15 Personen.

Ich folgte ihm mit meinem Glas.

Er rückte mir einen seiner Stühle zurecht, den er sich für mich ausgesucht hatte. Als ich mich daraufsetzte, schob er sich einen weiteren Stuhl heran, und platzierte ihn vor mich, sodass er mir nun gegenübersaß. Der Tisch war ein Stück weg von uns.

Er setzte sich und blickte mich an, sein Gesichtsausdruck zufrieden.

Nach kurzer Stille sprach er „Du siehst gut aus." ganz trocken und einfach.

Ich hielt kurz inne und studierte sein Gesicht. Weder lächelte noch grinste er. Er saß einfach nur mit ernstem Gesichtsausdruck da und nahm mich voll auf, während er einen Schluck von seinem Getränk nahm und mich dabei nicht aus den Augen ließ.

Seine Augen hatten noch immer etwas Warmes. Sie wirkten nicht mehr so kühl wie zu Beginn. Er taute auf.

Du siehst gut aus.

Genau diese Worte habe ich ihm damals vor dem Club gesagt, als wir draußen warteten, dass wir reinkonnten. Damals hat er mich dabei erwischt, als ich ihn das erste Mal von oben bis unten musterte. Er sah wirklich gut aus. Danach wurde es zwischen uns noch ziemlich heiß. Macht er Anspielungen darauf?

Ich hob eine Augenbraue, während er leicht zu grinsen begann.

Ja, er macht Anspielungen.

Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt