Ana
Ich stand mit meinem Kaffee und Herr Stanis' Akte in meinem Büro. Ich ging alles nochmal sorgfältig durch, um ja nichts zu übersehen. Als hätte ich die letzten Tage nichts anderes gemacht.
Ich schaute auf die Uhr - 7:50 Uhr. Die Verhandlung wurde um 8:00 Uhr angesetzt.
„Ich würde dir ja viel Glück wünschen, aber bei deinem Talent ist das nicht notwendig, Pitbull." versuchte mich Jasmin aufzuheitern. Ich lächelte sie dankbar an.
„Ach, ein bisschen schadet schon nicht."
Von draußen konnte man schon Stimmen hören - männliche Stimmen. Herr Stanis.
Dann begann es also. Ich legte die Akte zur Seite und setzte mir meine professionelle Maske auf.
It's showtime!
...
3 Stunden... Schon seit 3 Stunden saß ich hier mit Herr Stanis und seinen beiden Anwälten und diskutierten über Vorschläge, Anforderungen, Rechte und Pflichten - ohne beidseitige Einstimmung.
Ich war mit meinem Latein am Ende. Ich habe alles aus meinem Register geholt, was ich vorbereitet hatte.
Auch Herr Stanis hatte sich bemüht und Recherche gemacht, jedoch ebenfalls ohne Erfolg. Seine Argumente waren dieses Mal so schlecht, dass ich sie ohne groß darüber nachzudenken widerlegen konnte.
Das Problem heute waren nicht die Argumente des anderen, sondern unsere Beteiligungsvorstellungen der beiden Unternehmen.
Wir würden für dieses auf Zeit begrenzte Projekte sämtliche Arbeit und Kosten übernehmen. Demensprechend möchten wir am Endprodukt mit 50 % am Umsatz beteiligt sein. Das wäre nur fair.
Wir würden Stunden um Stunden für dieses Projekt investieren und steckten unser Geld hinein, nur dass wir einen Gewinn von € 100.000 Euro machten? Damit gab ich mich nicht zufrieden. Er wollte uns eine Beteiligung von 20 % anbieten. Lächerlich.
„20 %, mehr wird es von unserer Seite her nicht geben." sprach einer seiner Anwälte bestimmt.
Ich holte tief Luft. Was nun?
Das wäre mein erster Fall, der nicht so verlief, wie ich es mir vorgestellt habe. Mein erster Fall, den ich verlieren würde.
Denk nach, Ana!
Plötzlich kam mir eine Idee. Mein letzter Versuch.
„Meine Herren, dann tut es mir leid. 20 % ist ein inakzeptabler Vorschlag, den wir so nicht annehmen können und werden. Da wir nun schon etliche Zeit hier sitzen und wir anscheinend nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen, breche ich nun diese Verhandlung ab. Vielleicht klappt es ja nächstes Mal." Ich erhob mich freundlich lächelnd aus meinem Sitz, um ihnen zu zeigen, dass ich sie rauswerfe. Hoffentlich funktioniert es.
Die drei Männer sahen sich gegenseitig an, Herr Stanis kreidebleich im Gesicht. Langsam erhoben auch sie sich aus ihren Stühlem. Sie trotteten mir nach.
Ich öffnete die Tür meines Büros.
„Ich werde Sie noch rausbegleiten." informierte ich die drei Herrschaften und lief voraus.
Alle Leute in dieser Abteilung wussten, welch wichtige Verhandlung heute stattfindet und obwohl wir nicht abhängig von Herr Stanis waren, war er uns doch immer ein enger Klient gewesen und wir konnte mit ihm zusammen einige Millionen Euros kassieren.
Als ich mit den drei Männern mein Büro verließ und nach draußen auf den Flur ging, entgegneten wir viele neugierige Blicke meiner Kollegen. Sie versuchten aus meinem Gesichtsausdruck schlau zu werden, wie die Verhandlung lief.
Ich ging den Flur entlang Richtung Eingangshalle, hinter mir Geflüster der drei Männer. Kurz vor der Drehtür blieb ich stehen und drehte mich zu meinen Gästen um, ein freundliches Lächeln im Gesicht.
„Auf Wiedersehen meine Herren, tut mir leid, dass es nicht funktioniert hat." verabschiedete ich mich und streckte ihnen zum Gruß die Hand aus.
Herr Stanis war der erste. Unzufrieden blickte er mich an, reichte mir jedoch seine Hand. Als nächstes die beiden Anwälte. Sie gingen an mir vorbei Richtung Ausgang.
Verdammt. Es hat nicht funktioniert! Ich dachte...
„Warten Sie! Einen Vorschlag habe ich noch!" rief Herr Stanis fast schon panisch, als er wieder zurück in die Halle eilte. Seine beiden Anwälte im Schlepptau.
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Mein verdammtes Herz
RomanceIch ließ mich nach vorne und stützte meinen Ellenbogen am Tisch ab, meinen Kopf auf meiner Hand aufliegend. Raphael beobachtete mich. "Schwarz steht dir." gab ich ehrlich zu und sah ihm dabei ins Gesicht. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen...