Chapter 25

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Ana

Da ich ihm eigentlich seinen Kaffee versaut hatte, wollte ich meinen Arsch mit dem Abendessen rausretten, doch Raphael bestand darauf mich einladen zu wollen.

Ich bedankte mich bei ihm und wir verließen zusammen das Restaurant.

Draußen angekommen bemerkte ich erst, dass es bereits dunkel geworden ist.

Wann ist es denn bitte so spät geworden?

Ich schaute auf die Uhr auf meinem Handy und las, dass es schon 21:14 Uhr! Brainfuck!

An der Hauptstraße angekommen, blieb ich stehen, um mich von Raphael verabschieden zu können.

Er bemerkte dies und blieb ebenfalls stehen, sah mich aber fragend an.

Er streckte seinen Arm nach mir aus und zog mich zu sich. „Komm." Er lief in die Richtung meiner Wohnung weiter.

Raphaels Wohnung lag jedoch genau in die entgegengesetzte Richtung.

„Ich bring' dich nach Hause." informierte er mich, als er meinen fragenden Blick bemerkte.

Ein ‚O' formte sich auf meinen Lippen - okayyy, jetzt verstand ich.

„Raphael, das ist zwar lieb, aber das musst du nicht. Ich kenne den Weg und es ist schon spät. Ich ka..." Ich wollte ihm gerade klarmachen, dass es nicht notwendig war, so einen Umweg auf sich zu nehmen. Wir haben es beide von hier aus nicht mehr weit in unsere Wohnungen. Wenn er jetzt mitkäme, müsste er das doppelte auch noch zurückgehen. Das war echt nicht nötig.

Jedoch sah Raphael das anders. „Ana." er brachte mich zum Schweigen. Ich stand da, wie ein Kind, das gerade bei etwas ertappt wurde, was es nicht machen darf. Mit großen Augen sah ich zu ihm auf.

„Du musst nicht..." setzte ich wieder an, doch er unterbrach mich erneut. „Ich will aber." Seine Meinung stand fest.

Ohne etwas Weiteres zu sagen, nahm er meine Hand kurz in seine und führte mich über die dreispurig-befahrene Straße in Richtung meiner Wohnung.

„Außerdem." begann er und drehte seinen Kopf zu mir, während wir weitergingen, ein Grinsen auf seinem Gesicht. „will ich wissen, wo du wohnst."

Ach so ist das also. Herr Raphael Schwarz will wissen, wo ich wohne.

„Du hättest mich auch einfach fragen können, ob ich dich mal zu mir einlade." schlug ich ihm vor, unschuldig mit meinen Schultern zuckend. Zwei können dieses Spiel spielen.

„Hättest du mich denn eingeladen?" fragte er mich nun leicht grinsend, einen Hauch Ernsthaftigkeit mit dabei. Er sah auf mich herab, wartend auf eine Antwort. So leicht bekommst du diese Antwort nicht von mir.

Ich atmete theatralisch einen langen Atemzug aus. „Hm, jetzt werden wir es wohl nie erfahren." schoss ich zuckersüß zurück, meine beiden Arme erhoben, um zu zeigen, dass wir beide nun gezwungen waren, dies so hinnehmen zu müssen.

Ich lachte nun leise, aber boshaft.

Plötzlich spürte ich, wie mir jemand die Hand auf meinen Hintern klatschte und kräftig zupackt.

Erschrocken stieß ich einen kurzen Schrei aus und griff reflexartig nach der Hand. Ich wirbelte herum, Raphaels Hand in meiner, während er nun derjenige war, der lachte.

„Raphael!" schimpfte ich mit ihm, was er nur noch witziger fand.

„Du warst frech." erklärte er mir, als wäre das eine plausible Erklärung für seine Grabscherei. Ein fettes Grinsen auf seinem Gesicht.

Unter normalen Umständen ließ ich es nicht zu, dass mir Typen nach so kurzer Zeit so nahekamen. Doch das Ding bei Raphael war, dass wir uns bereits bei unserem ersten Treffen ziemlich nahegekommen waren, weswegen die erste Hemmschwelle nicht mehr existierte.

Als ich ihm gerade darauf antworten wollte, kamen wir bei einem Einfamilienhaus mit großem Garten vorbei. Bevor ich überhaupt wusste, was passierte, rannten drei ausgewachsene Hunde vom Haus auf den Gartenzaun zu, an dem wir gerade vorbeigingen.

Die drei Riesen standen auf ihren Hinterbeinen, die Vorderbeine über den Zaun hängend, und machten einen Höllenlärm.

Erschrocken, wegen des plötzlichen Lärms und das Kläffen der drei Hunde, sprang ich zur Seite und wie aus Reflex direkt auf Raphael zu. Ich lief halb in ihn hinein und schlang meinen Arm haltsuchend durch seinen. Ich presste mich an ihn, die drei Hunde ließ ich nicht aus den Augen.

Automatisch spannte sich Raphaels Oberkörper an. Er baute sich neben mir auf, um mir zu zeigen, dass er mich schützte.

Das alles passierte innerhalb weniger Sekunden, dann waren wir an dem Grundstück auch schon wieder vorbei gewesen.

„Puh, was für Viecher." staunte Raphael und blickte begeistert über mich hinweg zu ihnen zurück.

Er fand das gut? Die gefallen ihm?

Im Hintergrund hörte man sie noch immer bellen. „Ja, total." gab ich sarkastisch, aber auch gespielt gelassen von mir, als wäre nichts Großes passiert. Ich löste mich aus seinen Armen, plötzlich peinlich berührt wegen meines Aufstands, und ging weiter.

Da stand Raphael auch schon wieder neben mir. Als ich zu ihm raufblickte, sah er mich bereits an, ein nur allzu wissender Blick auf seinem Gesicht.

„Ich nehme mal an du magst Hunde nicht so gerne, Pitbull." stichelte er und fand die Ironie hinter dem Ganzen amüsant.

„Ha. Ha." ist das einzige, was von mir noch kam, weil wir nun vor meiner Wohnung standen.

Ich blieb stehen und Raphael tat es mir gleich.

„Hier wohnst du also." es klang mehr wie ein Statement als eine Frage.

„Hier wohne ich."

Mein Wohnblock war zwar nicht mehr der neueste, aber er sah dafür noch echt schön und modern aus. Eine Wiener Altbauwohnung. Natürlich nicht mit Raphaels ‚Suite' zu vergleichen, aber das waren die wenigsten Wohnkomplexe.

Als ich meinen Blick von meiner Wohnung löste, um mich wieder Raphael zu widmen, sah er mich bereits an. Er stand eine gute Armlänge von mir entfernt, weshalb ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um in sein Gesicht sehen zu können.

Er musste ebenfalls seinen Kopf senken, um mich ansehen zu können.

„Also." begann er „kann ich dich jetzt allein lassen?" witzelte er, als er mich grinsend ansah.

Das werde ich mir wahrscheinlich noch länger anhören können!

„Weißt du Raphael." er sah mich abwartend an, neugierig, was ich zu sagen hatte. „du warst mir sympathischer, als du noch nicht so viel geredet hast." konterte ich ihm und streckte ihm die Zunge raus.

Ich bin wieder im Spiel.

Er antwortete nicht gleich, sondern sah grinsend auf mich herab. „Okay, den lass' ich dir." er kapitulierte.

So mag ich das.

Nun grinste ich.

Plötzlich setzte sich Raphael in Bewegung und kam auf mich zu. Ich hielt kurz meinen Atem an.

Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt