Chapter 10

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Ana

Die Uber-Fahrt dauerte gute 40 Minuten von Jasmin's Wohnung, aber dank Matt's einwandfreier One-Man-Show, verging die Zeit im Taxi wie im Flug.

„Und genauso, meine Damen, erklärt man einen Fahrscheinkontrolleur, dass man keinen Fahrschein braucht." gab Matt stolz von sich, Hände vor seinem Körper verschränkt.

Jasmin und ich kicherten, während Raphael und Ben nicht ganz so an unseren Gesprächen beteiligt waren.

Da Matt vorne neben dem Fahrer saß, musste er beim Erzählen immer zu Jasmin und mir zurückschauen, sodass er unsere Reaktionen nicht verpasste.

„Als ob das wirklich so gelaufen ist, Matt." gab ich von mir und wischte mir dabei eine kleine Träne aus meinen Augen, bevor sie mir noch mein Make-Up ruinierte.

Empört sah er mich an, doch dann ließ er seine Schultern fallen, ergeben. „Okay, okay, ich habe eine Strafe von über € 100,00 bekommen." gab er zu. „Aber darum geht es hier nicht." Wieder verschränkte er die Arme vor seinem Oberkörper, aber dieses Mal nicht aus Stolz, sondern wie ein trotziges Kind, das beim Lügen ertappt wurde. - Was Jasmin und ich natürlich umso lustiger fanden.

„Hey Matt, erzähl den Mädels doch mal deine Geschichte von deiner wilden Partynacht im Altersheim von vor zwei Monaten. Wie hieß sie noch gleich, Renate oder Helg-." begann Ben, wurde aber von Matt durch ein lautes Husten unterbrochen.

Das war also eine Geschichte, die Jasmin und ich nicht unbedingt hören sollten.

„Grete." antwortete Raphael Ben und ignorierte Matt dabei komplett. „Die Geschichte ist aber auch gut, als du Streit mit deinen Nachbarn hattest und du daraufhin voll vor ihre Haustür geschis-." begann nun Raphael eine weitere Geschichte von Matt zu erzählen.

Auch diese Geschichte sollte wir anscheinend nicht hören, denn Matt's Husten wurden immer hysterischer und theatralischer.

Jasmin und ich lachten nun beide laut. Ben und Raphael gefiel unsere Reaktion, denn sie sahen sich nun beide grinsend an.

„Seid doch still, Mann." entfuhr nun Matt und warf seine Hände in die Luft.

„Solche Dinge machst du?" fragte nun ich gespielt ernst zwischen meinen Lachern.

Matt antwortete nicht mehr, als wir gerade zu seiner Erlösung beim Club ankamen. „Gott sei Dank." hörte ich Matt murmeln.

Noch immer leicht kichernd stiegen wir aus dem Uber aus. Matt bezahlte für's erste unser Taxi, woraufhin ich mir schwor, drinnen im Club unbedingt eine Runde Getränke holen zu gehen.

Da Jasmin einen VIP-Bereich für uns reserviert hatte, konnten wir zu unserem Glück an der ewig langen Warteschlange vorbei und zur wesentlich kürzen Schlange nach vorne gehen. Es standen ungefähr 7 weitere Leute vor uns, also wesentlich weniger als auf der anderen Seite.

Jetzt verstand ich auch wieso Jasmin VIP-Plätze reserviert hatte.

Wir stellten uns nebeneinander auf, sodass der Türsteher sah, dass wir alle zusammengehörten.

Während wir warteten, schaute ich mich hier mal um. Ich war noch nie zuvor hier gewesen, aber es sah ziemlich fein aus. Einlass erst ab 21 Jahre und ein festlicher Dresscode wurde auch festgelegt. Also jeder kam er schon mal nicht rein.

Die Schlange vor uns bewegte sich und so taten wir es ihnen gleich. Vorne angekommen, begann nun Jasmin mit dem Türsteher zu sprechen und ihm zu sagen, dass wir auf ihren Namen einen VIP-Bereich gebucht hatten.

Raphael stand seitlich neben mir. Er schaute den Türsteher wachsam an. Erst jetzt fiel mir auf, wie gut er heute eigentlich aussah. Eine dunkle Hose und dazu ein pechschwarzes Hemd, wobei er den Ärmeln bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte. Seine Hände in seinen Hosentaschen verstaut. Seine Frisur gestylt wie immer, obwohl man bei kurzen Haaren ja nicht viel falsch machen kann.

Als ich gerade zu ihm hochsehen wollte, merkte ich, dass er mich bereits ansah, grinsend. Nun hat also er mich erwischt, bravo Ana.

Nichts anmerken lassen!

Als ob ich selbst nicht gemerkt hätte, wie er mich heute schon den ganzen Abend lang beobachtete. Wie er mit seinen Augen jeder meiner Bewegungen folgte. Sein ungewolltes Brummen vorhin, der intensive Blickkontakt. Wie er meine Beine und meinen Hintern anstarrte, wenn er dachte ich merke es nicht. Er war also ein Arsch-Typ, gut zu wissen.

Er sah selbstsicher zu mir herunter, noch immer grinsend.

Er wusste, dass ich ihn gut fand. Also wieso nicht ein bisschen spielen.

Nun setzte auch ich das gleiche Grinsen auf, welches er auf seinem Gesicht trug.

„Du siehst gut aus." flüsterte ich ihm zu und schaute ihm dabei in die Augen. Wieso etwas verheimlich, was sowieso offensichtlich war?

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Er legte seinen Kopf etwas schief, was mir zu verstehen gab, dass er mich gehört hatte. Sein Grinsen verließ sein Gesicht nicht, genauso wenig wie meines. Seine Augen hingen auf meinem Gesicht, also wolle er es sich einprägen.

Sein gesamter Körper drehte sich nun in meine Richtung. Er kam auf mich zu, als wäre diese Aussage der Startschuss gewesen, dass er auf Angriff gehen konnte.

Seine große, breite Statur überragte mich völlig und schirmte mich komplett von den anderen ab. Er kam einen Schritt näher. Sein Blick auf mich fixiert, während er seine Hände aus seiner Hosentasche nahm.

"Du machst mich völl-" wollte er gerade ansetzen, seine Stimme klang rau, doch er wurde von seiner Schwester unterbrochen.

"Leute, kommt, wir können rein." schrie sie fröhlich in die Runde und ging Voraus.

Ben kam zu uns und klopfte Raphael auf seine Schulter. "Komm Mann, die erste Runde geht auf mich." informierte er uns und grinste.

Bevor sich Raphael wieder zu den anderen drehte, um reinzugehen, blickte er noch einmal zu mir runter. Er zwinkerte mir zu.

Oh Mann! Raphael geht ziemlich ran. Er sendet mir eindeutige Signale. Raphael, mein Vorgesetzter.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt