Chapter 12

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Ana

Mittlerweile hatten wir einige Runden hinter uns und der Alkohol machte sich bei allen bemerkbar. Jasmin neben mir lachte fast nur mehr die ganze Zeit, weil Matt nicht aufhören wollte, seine Geschichte von seiner Altersheimdame zu erzählen.

Raphael saß mit leicht glasigen Augen in seinem Stuhl und beobachtete das gesamte Geschehen, während Ben schon wieder mit der nächsten Runde an den Tisch kam.

Auch Jasmin und ich spendierten uns fünf ein bis zwei Runden Getränke. Obwohl die Männer damit nicht richtig einverstanden waren, weil sie meinten, dass sie sich von ihren Angestellten nicht bestechen lassen (zwinker zwinker), war es mir ein Bedürfnis, auch mal einen Beitrag leisten zu wollen.

Die Räume leerten sich schön langsam. Ich sah auf die Uhr und las, dass es bereits 3:00 Uhr morgens war. Zum Glück konnte ich morgen ausschlafen.

Als ich mein Handy wieder in meiner Tasche verstaute, lehnte sich Jasmin zu mir, außer Hörweite von den Männern.

„Ich glaube mein Bruder findet dich gut." Ließ sie mich so ganz nebenbei wissen.

Ach was? Ich sah sie an und merkte an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie es ernst meinte.

„Meinst du?" fragte ich sie grinsend. Ich möchte nicht zu viel hineininterpretieren, aber seinen Blicken nach zu urteilen, glaubte ich ebenfalls nicht, dass seine Gedanken nicht jugendfrei waren.

Sie nickte ihren Kopf. „Und du?" fragte sie plötzlich. Was und ich? Ob ich ihn auch gut finde?

Ich meine, er sah echt gut aus, ja. Wie sich seine Muskeln an den engen Ärmeln seines Hemdes schmiegten. Seine breiten Schultern, die ich gerne mal ohne Bekleidung sehen würde. Genauso wie seinen süßen Arsch. Oh Mann, da sprach der Alkohol aus mir. Aber es stimmte. Aber das kann ich doch Jasmin nicht sagen. Nicht, wenn es um ihren eigenen Bruder ging. UND unseren Chef!

Sie sah mich abwartend an. „Naja, er ist schon ziemlich heiß, ja." gab ich zu. Ich wollte ehrlich zu ihr sein.

Sie wackelte mir ihren Augenbrauen.

„Willst du ihn heute mit nachhause nehmen?" fragte sich mich plötzlich.

Mit so einer direkten Frage habe ich nicht gerechnet. Will ich? Ich meine, es ist schon eine ganze Weile, seit ich intim mit einem Mann war. Ich hätte richtig Bock drauf. Und er wirkte ganz und gar nicht abgeneigt.

Aber er war doch immer noch mein Chef. Nein, das ging nicht! Das können wir nicht machen! Und noch dazu ist er Jasmin's Bruder. Ich will nicht, dass so eine Aktion zwischen uns stehen könnte.

Ich überlegte kurz. "Ich denke nicht. Du weißt ja..." kam ich vom Thema ab und hoffte die Situation nicht erklären zu müssen, sondern dass sie selbst verstand.

Sie nickte nur ihren Kopf und nahm einen Schluck von ihrem Getränk. "Nur dass du es weißt." begann sie. "ich hätte nichts dagegen." Mit dieser Aussage zwinkerte sie mir zu und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Matt, der schon mit der nächsten Geschichte parat stand.

Ich dachte einen kurzen Augenblick darüber nach. Würde ich mit meinem Herzen entscheiden (oder einem anderen Teil meines Körpers), wäre die Antwort zu 100 % JA. Dann wären wir wahrscheinlich schon längst nicht mehr hier.

Aber mein Kopf sagte nein. Wir hatten ein Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverhältnis. Er war mein Chef und ich seine Angestellte.

Obwohl... das auch ziemlich heiß klang. Ich schmunzelte vor mich hin.

Der Kellner teilte uns mit, dass sie noch eine letzte Runde ausschenken werden, bevor sie dicht machten. Wir selbst beschlossen selbst nur mehr unsere jetzigen Getränke auszutrinken und dann zu gehen.

...

Matt hat uns allen wieder ein Uber gerufen, in dem wir bereits saßen und nach Hause fuhren.

Jasmin hatte es geschafft, dass Matt wieder vorne beim Fahrer saß, sie und Ben in der mittleren Reihe, während sie mich und Raphael fast dazu drängte, hinten in der letzte Reihe zu sitzen. Kupplerin.

Matt scherzte mit dem Fahrer, der auf Matt's Wunsch hin mit seinem Handy seine Spotify-Playlist durchging. Die Boxen waren laut eingestellt. Wir hinten konnten kaum hören, was die vor uns sagten und umgekehrt.

Gerade kam wieder Drake ‚God's Plan', wie vorher auf der Tanzfläche. Ich erinnerte mich daran und schmunzelte vor mich hin.

Zu meiner rechten Seite merkte ich, wie sich jemand zu mir beugte - Raphael.

Er kam mit seinem Gesicht meinem Ohr nahe, sodass ich ihn verstehen konnte „Du kannst echt gut tanzen." teilte er mir mit. Ich spürte seinen Blick auf mir. Mir wurde plötzlich heiß in diesem Auto.

Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Schulter. Er wich nicht mehr zurück. Sein Oberkörper war in meine Richtung gedreht und ich spürte Wärme von ihm ausgehen.

Er blieb so einen kurzen Moment, er wollte meine Reaktion abwarten.

Zum einen wusste ich, dass es nicht klug wäre, die Nacht mit Raphael zu verbringen. Obwohl ich das gerne würde. Ich fand ihn ziemlich attraktiv. Doch auf der anderen Seite gefiel mir seine Aufmerksamkeit. Ich wollte sehen, was er machen würde. Nur noch kurz.

Als ich mich nicht wehrte, bewegte er nun seine Hand und nahm langsam meinen Spagettiträger zwischen seine Finger. Er spielte damit. Nach wenigen Sekunden ließ er den zarten Stoff fallen, der durch die Bewegung automatisch von meiner Schulter nach unten fiel. Ich blickte zu meinem Träger.

Er macht Andeutungen, dass er mich ausziehen will. Oh, fuck. Ich würde gerne...

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als er plötzlich mit seinem Zeigefinger weiter meinen Hals, bis hoch zu meinem Gesicht strich. Er streichelte mich fast, bis er mit einem Ruck mein Gesicht in seine Richtung drehte.

Er wollte, dass ich ihn ansehe.

Ich schnappte nach Luft und zog sie ein. Er dürfte das mitbekommen haben, denn nun grinste er mich an.

Er studierte meine Körpersprache.

Alles, was er gerade tat, machte mich total an. Wie er mit mir spielte und mich komplett in den Wahnsinn trieb. Er wollte mich. Und er wusste, dass ich ihn wollte.

Noch selten habe ich von Beginn an so eine Anziehung zu einem ‚fremden' Mann empfunden. Er wusste, was er tat. Das gefiel mir.

Es war doch schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal mit einem Mann zusammen war. Wahrscheinlich konnte ich deshalb gerade keinen klaren Gedanken fassen. Meine Lust und Aufregung vernebelten mir beinahe die Sinne.

Seine Augen konzentrierten sich auf mein Gesicht. Sein Ausdruck wirkte zufrieden, als würde er wissen, was er mit mir machte.

„Komm mit zu mir." rollte der Vorschlag von seinen Lippen.

Ohne auf meine Antwort zu warten, senkte er seinen Kopf nach unten an meine Schulter. Ich fühlte, wie er sanft mit seiner Nase darüberstrich. In der Bewegung kam er meinem Hals näher, wo ich nun warme Luft wahrnahm. Ich öffnete leicht meinen Mund. Mein Hals war meine Schwachstelle, meine erogene Zone. Meine Haare an meinen Armen stellten sich auf und mein Herz schlug schneller in meiner Brust.

Ja, ich will ihn.

Er bemerkte meine Reaktion und drückte mir einen heißen Kuss auf die Stelle.

Jetzt.

Haltsuchend griff ich mit meiner rechten Hand instinktiv nach seiner und drückte sie.

Das war Bestätigung genug für ihn, dass er weitermachen konnte. Mit seinem linken Arm fuhr er plötzlich meinen Rücken entlang und packte mich an der anderen Seite an meiner Hüfte. Seine große Hand lag auf mir und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was sie heute noch alles erforschen wird. Er drückte fester zu und zog mich gleichzeitig näher zu sich. Seine Brührungen waren nun nicht mehr zart und vorsichtig wie vorher. Sie wurden immer grober und bestimmter. Er zeigt mir, dass er den Ton angeben wollte. Ich spüre, wie mein Verlangen nach ihm immer größer wurde.

Seine Augen blickten in meine - dunkler als ohnehin schon.


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt