Chapter 51

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Raphael

Ich wurde durch ein lautes Geräusch geweckt.

Ich wusste nicht, ob ich das geträumt habe oder nicht, also öffnete ich meine Augen und wartete kurz.

Mein Schlafzimmer wurde bereits mit Sonnenlicht durchflutet und als ich auf die Uhr sah, war es bereits 13:25 Uhr.

Mann, wie lange waren wir gestern unterwegs?

Plötzlich hörte ich wieder ein Geräusch. Jemand donnert mit seinen Fäusten an meiner Tür.

Ich seufzte laut hörbar und erhob mich aus meinem Bett. Ich warf mir nur schnell eine Sporthose und ein Shirt drüber, da ich normalerweise nur in Unterhose schlief, und ging auf meine Eingangstür zu.

Kurz bevor ich die Tür erreichte, klopfte es erneut.

Wer hat es denn heute so eilig?

Ich öffnete verschlafen die Tür und vor mir stand Jasmin. Sie wirkte aufgebracht, etwas nervös.

Sofort war ich hellwach.

„Jasmin, was ist passiert?" wollte ich wissen und sah mich um, ob noch jemand hier war.

Bevor ich meinen Blick wieder auf sie richten konnte, kam sie auf mich zu und legte ihre Arme um mich. Sie umarmte mich.

Ich meine, Jasmin und ich haben ein gutes Verhältnis zueinander, doch umarmen tun wir uns selten. Also was war passiert?

Ich spürte, dass sie das jetzt brauchte. Also legte ich, ohne groß zu überlegen, ebenfalls meine Arme um sie und hielt sie.

„Raphael, es tut mir leid." kam plötzlich von ihr. Sie löste sich von mir und blickte mich an. Sie wirkte traurig, sie fühlte sich schuldig.

„Was meinst du?" Ich war verwirrt. Was tat ihr leid?

„Naja, Matt hat mir von gestern erzählt." sprach sie weiter und sofort kam meine Erinnerung an gestern Nacht zurück.

Jasmin und Matt treffen sich. Sie haben was am Laufen. Auch heute am nächsten Tag war ich noch nicht hocherfreut darüber, aber das werde ich ihr nicht sagen.

Ich nickte bloß, als ich zur Seite trat und sie somit in meine Wohnung bat, dass wir reden konnten. Sie kam herein, zog sich ihre Schuhe aus und setzte sich an den großen Esstisch in der Mitte des Raums.

Ich brauche vorher noch Kaffee.

Ich ließ uns beiden je eine Tasse runter, bevor ich mich ihr gegenüber an den Tisch setzte.

Wir saßen nun da und sahen uns an. Sie wusste nicht recht, wie sie beginnen sollte und spielte nervös mit ihren Fingern.

„Die Sache mit Matt..." begann sie, wurde aber wieder still und dachte kurz über ihre Wortwahl nach. „sie ist einfach so passiert, weißt du. Wir haben uns ein paar Mal getroffen und ich finde ihn wirklich toll." sprach sie und sah mir dabei in die Augen.

Mein Herz wurde warm, als ich hörte wie Jasmin sprach und als ich das Funkeln in ihren Augen sah. Sie war ehrlich.

„Ich weiß, es ist echt eine scheiß Situation, weil ich deine Schwester bin und er dein Freund ist, aber ich hoffe, dass das zwischen uns allen nichts ändert." sprach sie und wirkte verzweifelt.

Sie hatte Angst, ich könnte Probleme machen, indem ich ihr ihren Weg mit Matt schwer machen könnte. Oder dass ich die beiden nicht sehen will.

Doch das einzige, was ich wollte war, dass es ihr gut geht.

„Jasmin, mach dir keine Sorgen. Es ist alles okay." versicherte ich ihr und blickte sie an, sodass sie wusste, dass ich ehrlich zu ihr war. „Ich würde mich dir niemals in den Weg stellen. Du sollst glücklich sein. Ich will, dass es dir gut geht." Jasmin's Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. „Und wenn dieser jemand Matt ist, dann soll's so sein." fügte ich noch hinzu und sah sie eindringlich an.

Sie wischte sich eine Träne aus ihrem Gesicht, die ihre Wange runterkullerte.

Ich wollte sie trösten. Sie soll sich nicht schlecht deswegen fühlen. Also hob ich meine Hand und drückte ihre, die auf dem Tisch lag. Sie hielt sie fest.

„Du weißt gar nicht wie erleichternd es ist, das von dir zu hören." sprach sie nun und atmete tief durch.

Sie erzählte mir wie wütend sie auf Matt war, als sie heute erfuhr, dass er mir im Rausch von ihnen beiden erzählt hatte. Eigentlich wollte sie es mir, wenn die Zeit reif war, persönlich sagen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Ich versicherte ihr immer wieder, dass das nicht nötig sei.

Als sie mir gerade davon erzählen wollte, wie sie und Matt sich näher gekommen waren und wie ihr erstes richtiges Date verlief, stoppte ich sie.

„Okay, ich denke so ins Detail müssen wir nicht gehen." unterbrach ich ihre Ansprache, woraufhin sie zu lachen begann.

Als ich sie so lachen sah, musste ich auch grinsen. Wir hatten gerade ein sehr offenes Gespräch und Jasmin hat mir gegenüber alle Karten auf den Tisch gelegt. Vielleicht sollte ich ihr auch endlich mal von Ana erzählen?

Am Freitag wirkte sie ziemlich gekränkt, weil ich ihr noch nicht von dieser Frau in meinem Leben erzählt hatte. Sie war mir gegenüber immer so offen und erzählte mir so viele Dinge, die in ihrem Leben passierten, während ich meistens verschlossen war.

Jasmin wusste das zwar und drängte mich zu nichts, doch vielleicht sollte ich ihr auch mal zeigen, dass mir ihre Meinung und ihre Teilnahme an meinem Leben wichtig war.

Als ihr Lachen verstummte und sie meinen vielsagenden Blick sah, lagen ihre Augen auf mir.

„Ich möchte dir auch etwas erzählen." begann ich und malte kleine Kreise auf meine Kaffeetasse vor mir mit meinen Fingern.

Sie saß nun aufrecht in ihrem Stuhl. Sie wusste, worauf ich hinaus wollte.

„Geht es um diese Frau?" platzte sie heraus und sah mich musternd an. Sie grinste.

Sie freute sich, dass ich mich dazu entschlossen habe, mich ihr zu öffnen und ihr von meinem Liebesleben zu erzählen.

„Ja." antwortete ich ihr knapp und kratzte mich am Hinterkopf.

Ihr Grinsen wurde nun breiter. Sie strahlte förmlich. Mit beiden Händen klatschte sie in ihre Hände, als ihr Blick auf mir landete und darauf wartete, dass ich weitersprach.

„Naja, eigentlich habe ich das gleiche Problem wie du." kündigte ich ihr an und meinte damit die Sache zwischen ihr und Matt. Ihr Blick wirkte nun verwirrt, sie wusste nicht, wovon ich sprach.

„Es ist nämlich Ana."

Eine kurze Zeit war es still.

Jasmin blickte mich mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an.

Ich konnte ihre Reaktion nicht deuten. War es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

Ich konnte sehen, wie ihr Gehirn ratterte und sie nachdachte. Um ihr Zeit zu geben, beschloss ich mal nichts weiteres zu sagen.

Nach geraumer Zeit in Stille, begann sie nun zu schreien. Ich schrak hoch. „Ana? ANA! Oh mein Gott, Ana!" rief sie vor sich hin, sie sprach nicht mal mit mir, sondern sie ließ ihren Emotionen freien Lauf.

Dann war sie wieder kurz still und dachte dann. Dann begann sie laut hysterisch zu lachen.

Was um Gottes Willen war los mit ihr?

Ich beobachtete ihre Reaktion genau, doch wurde nicht schlau aus ihr. Sie dürfte sich freuen?

„OH ANA! Es ist Ana." kreischte sie und hielt ihr Gesicht in ihren Händen, als ob sie es nicht glauben könne. „Du und Ana... ich und Matt... wir beide... Oh Gott, wie krass!" beendete sie stammelnd ihren Ausbruch und saß schlussendlich grinsend vor mir.

Mein Blick lag weiterhin auf ihr, um mich zu vergewissern, ob sie fertig war.

Sie erinnerte mich an ein kleines Kind, das sehnsüchtig darauf wartete ihre Geschenke auspacken zu dürfen.

„Wow, Ana, ich kann's gar nicht glauben." gab sie von sich und grinste breit.

Okay, sie hatte also kein Problem damit, dass Ana und ich uns trafen. Das wird Ana freuen.

Ich nickte nur, um ihre Aussage zu bestätigen und senkte meinen Kopf ein wenig, da ich leicht lächeln musste.

Ana...

Jetzt war es raus. Jetzt kannte Jasmin die Wahrheit und sie hat es gut aufgenommen. Ana wird ein Stein vom Herzen fallen.

Als ich meinen Kopf wieder hob und Jasmin ansah, waren ihre Augen auf mich geheftet, als beobachtete sie mein Verhalten. Sie lächelte breit und ehrlich. Das tat sie jedes Mal, wenn sie mich beim ‚Gefühle-zeigen' erwischte.

„Raphael, das ist toll. Ich freue mich für dich. Für euch." sprach sie und drückte meine Hand.

Ich drückte ebenfalls ihre Hand. Ich lächelte sie an und nickte kurz, um mich bei ihr für ihre Worte zu bedanken.

„Ist das zwischen euch wirklich schon so ernst, dass du sie zu Linda's Hochzeit mitnehmen willst?" fragte sie mich nun und sah mich an. „Ich meine, unsere ganze Familie wird da sein. Du bringst sonst nie eine Frau mit." fügte sie noch hinzu. Abwartend lagen ihre Augen auf mir.

Sie hatte Recht. Ich habe bis auf Natalie noch nie eine Frau mit zu meiner Familie genommen. Ich habe auch nie von einer erzählt. Also dass ich Ana mitnehmen will, ist ein riesen Statement - für meine Familie, für Jasmin und auch für mich.

Ana bedeutet mir sehr viel. Ich will entweder sie an meiner Seite haben oder gar keine. Also stand mein Entschluss fest.

„Mir ist es ernst mit ihr. Ich hab' sie gerne bei mir." gestand ich Jasmin und bemerkte ihren gerührten Blick, als ich zu ihr hochsah.

Ich spürte Jasmin's Blick auf mir. Wie sie mich aufmerksam beobachtete.

„Du hast sie wirklich gerne?" fragte sie mich, doch es klang eher wie eine Feststellung.

Ich nickte. „Ana ist einfach der Wahnsinn."


Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt