Chapter 71

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Ana

Raphael begann mir vom Treffen mit seiner Ex Natalie zu erzählen.

Anfangs wollte er alles sehr oberflächlich halten, da er merkte, wie ich auf die gesamte Situation reagierte. Doch ich wollte mehr. Ich wollte alle Fakten wissen. Ich wollte wissen, was sie an hatte, wie sie sich begrüßten, bis hin zur Verabschiedung.

Raphael war zuerst überrascht, gab mir dann aber doch das, was ich wollte, da er mich bei Laune halten wollte.

Er erzählte mir zuerst von ihren Gesprächen. Zuerst sprach sie über ihren Mann. Er heißt Manni und war etliche Jahre älter als sie. Die Geschichten, die sie Raphael erzählte, waren eigentlich die altbekannten Erzählungen, die wir bereits kannten. Alkoholiker, aggressiv, Streitigkeiten.

Doch ich konnte heraushören, dass Raphael erwartet hatte mehr zu hören. Er dachte eine Katastrophe sei passiert, weil sie extra Kontakt zu ihm aufgenommen hatte und innerhalb von zwei Tagen ein Treffen mit ihm wollte.

Alles, was Natalie ihm heute erzählte, kannte er bereits. Es war nichts Neues. Keine Katastrophe, die sie zu entfliehen versuchte.

Ich blickte Raphael an. Es lag doch klar auf der Hand, was ihre Absichten waren. Ich musste nicht lange überlegen.

„Sie wollte dich sehen. Sie will dich wieder." sprach ich mit fester Stimme. Das war doch klar.

Ich beobachtete sein Verhalten. Als ich das sagte, fiel sein Blick auf mich. Er wollte mich ebenfalls beobachten, wie ich darauf reagierte.

Es war kurz still. Mein Gesicht blieb neutral, ich wusste nicht, welche Emotion ich gerade fühlen sollte.

„Woher weißt du das?" kam plötzlich von ihm. Er wirkte überrascht, jedoch nicht, weil er gerade etwas realisiert hatte, sondern eher wunderte er sich, wie ich durch die wenigen Infos, die er mir bislang gab, genau den Nagel auf dem Kopf getroffen hatte.

Bingo!

Also hatte ich recht. Natalie hat sich an Raphael rangemacht. Als hätte ich es im Gefühl gehabt.

Ich antwortete ihm nicht. „Erzähl weiter." forderte ich ihn auf, wohlwissend, was jetzt auf mich zukam.

Er erzählte mir, dass sie nicht lange von ihrem Mann gesprochen hat, sondern irgendwann mal begann persönliche Dinge von sich zu erzählen. Sie erzählte von ihrem Job, ihren Reisen, die sie unternahm, ihren Freundinnen, die Raphael teilweise noch vom Namen her kannte.

Anfangs fiel ihm das gar nicht auf, denn sie befragte auch Raphael nach seinem Leben. So verging die Zeit.

Natalie schlug nach einer Weile vor, ob sie nicht noch was essen wollen, da es schon spät wäre. Also bestellten sie. Raphael war so hungrig, dass er drei Toasts mit Beilagen aß.

Erst nach dem Essen fiel ihm auf, dass sie versuchte mit ihm zu flirten. Sie ergriff seine Hand, die auf dem Tisch lag, sie klimperte mit ihren Augen und warf ihm vielsagende Blicke zu. Raphael war mit ihr lange in einer Beziehung. Er wusste, was diese Anzeichen bedeuteten - Sie will ihn.

Als mir Raphael von ihren Flirtversuchen berichtete, hörte ich ein leichtes Surren in meinem Kopf. Sie hat was gemacht?

Sie hat doch einen Mann. Wenn sie auch keine glückliche Ehe führten, so hat sie dennoch einen Mann. Was denkt sie sich, sich an meinen ran zu machen?

„Sie hat dich angefasst?" fragte ich plötzlich mit ausdruckslosem Gesicht.

Raphael fuhr sich angespannt mit seinen Fingern durch die Haare. „Ja, aber ich bin nie darauf eingestiegen. Ich habe das immer unterbrochen." antwortete er mir schnell, sodass ich keine Zeit für Interpretationen hatte.

„Immer? Ist das denn öfters vorgekommen?" hakte ich nach und sah ihn nun etwas wütend an.

Wie könnte sowas öfter vorkommen, ohne dass er geht?

Er registrierte meine aufkommende Wut und blickte mich an. „Nein, nein. Also ja. Sie hat es halt ein paar Mal probiert. Aber ich habe ihr jedes Mal gesagt, dass sie das lassen soll. Dann sind wir eh schon gegangen." seine Stimme klang ruhig, aber doch auch nervös. Er wusste nicht, ob er in meinen Augen gut oder schlecht gehandelt hatte und ob er nun Zoff mit mir bekam oder nicht.

„Wusste sie von mir?" fragte ich nach. Das würde mich nun echt mal interessieren.

Raphael nickte. „Ja, du warst ziemlich am Anfang Thema. Ich habe ihr von dir erzählt." sprach er ehrlich.

Gut. Das hat er gut gemacht. Ich nickte.

„Wie hat sie darauf reagiert?" Ich war neugierig.

Er überlegte kurz. Er war es unter normalen Umständen nicht gewohnt solche spezifischen Fragen gestellt zu bekommen. Vor Freunden oder seiner Familie musste er nie Rechenschaft ablegen, also musste er sich diesbezüglich nie Gedanken machen. Doch jetzt gab er sich Mühe, um mir wirklich alles wiedergeben zu können, was ich wissen wollte.

„Naja, ich weiß nicht. Sie blieb relativ neutral." sprach er, doch es klang mehr wie eine Frage.

Warum legen Typen auf solch wichtige Details keinen Wert?

„Wollte sie dich küssen?" fragte ich weiter. Junge, meine Liste war lange.

Er überlegte wieder. Mein Körper spannte sich gleich wieder an. Mann, sie wusste, dass er eine Freundin hat. Dass er vergeben war. Doch sie versucht es trotzdem?

Doch dann schüttelte Raphael seinen Kopf. „Nein. So weit konnte es gar nicht kommen." antwortete er mir.

Das gefiel mir schon besser. Wäre er ein Hund, würde ich ihm jetzt ein Leckerli geben.

„Also was hat sie gesagt? War sie auf eine Beziehung mit dir aus, oder...?" fragte ich ihn nun.

Okay, sie hat mit ihm geflirtet und er hat sie abgewiesen. Aber es muss doch danach bestimmt darüber geredet worden sein. Ich meine, sie kannten sich ja bereits.

Er fuhr sich wieder durch seine Haare. "Naja, ja. Sie hat mir Dinge gesagt. Aber das war ni..." sprach er, doch ich unterbrach ihn.

„Was für Dinge?"

Er sah mich durchdringend an. Kurz blieb es still. Also wird es mir nicht gefallen, was sie ihm gesagt hat.

Als er merkte, dass ich seinen Blickkontakt standhielt und er mir nicht ausweichen konnte, antwortete er mir. „Sie sagte Dinge wie, dass sie mich vermisst. Dass sie seit unserem letzten Treffen oft an mich denken musste. Dass wir ein gutes Team waren und wieder werden könnten."

Ich beobachtete ihn. Er sah mich nicht an. Sein Blick galt seinen Fingern vor ihm. Es war ihm unangenehm mir von diesen Dingen zu erzählen.

Er setzte gleich wieder an. „Aber das interessiert mich nicht. Natalie ist Vergangenheit und das habe ich ihr auch gesagt." Er richtete nun seinen Blick wieder auf mich. Seine Augen stark. Er war davon überzeugt.

Kurz war es still zwischen uns. Wir waren beide am Nachdenken.

Eine Frage hatte ich noch und sie ist mitunter die wichtigste von allen. Die Frage, die alles zum Guten oder alles zum Schlechten wenden könnten.

„Und wie geht's dir damit? Nach dem heutigen Treffen? Nach ihrem Geständnis?" Meine Stimme war nicht so stark wir normal.

Mein verdammtes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt